Die Umschaltung der ausgefallenen Hubble-Datenübertragung auf das Reservesystem steht kurz bevor. Mit der Hubble-Wartungsmission verschiebt sich nun auch der Zeitplan für den Teststart des Prototypen Ares 1-X.
Ein Beitrag von Axel Orth. Quelle: Space.com.
Hubbles Datenstrom von seinen Instrumenten war am 27. September abgerissen, da ein dazu benötigtes Elektroniksystem, der Science Data Formatter, nach 18 Jahren Betrieb ausgefallen war (Raumfahrer.net berichtete). Zunächst hatte es so ausgesehen, als könne das Weltraumteleskop noch in derselben Woche durch die Inbetriebnahme eines Reservesystems wieder in vollen Betrieb gehen.
Dieser Optimismus war leider verfrüht: Erst jetzt, fast drei Wochen später, schließen die Hubble-Ingenieure die notwendigen Untersuchungen und Vorbereitungen ab. Schwierig wird die Umschaltung dadurch, dass zusammen mit dem Formatierer auch die Kommunikationseinheiten von sechs wissenschaftlichen Instrumenten auf deren jeweilige Reservesysteme umgeschaltet werden müssen. Die Operation soll am Mittwoch eingeleitet werden; ihren Höhepunkt, die eigentliche Aktivierung des Reserve-Formatierersystems, wird sie dann erst nach einigen Stunden erreichen. Insgesamt soll die Aktion zwei Tage dauern, in denen rund um die Uhr gearbeitet wird, bis im Laufe des Freitags wieder der volle Strom wissenschaftlicher Daten einsetzen kann – wenn alles glatt geht.
Art Whipple, einer der zuständigen Hubble-Manager der NASA, verglich die zu leistende Arbeit prinzipiell mit der Konfiguration von Routern für ein Netzwerk von Bürocomputern. Die eigentliche Aktivierung des Reserveformatierers soll nur einige Dutzend Befehle umfassen, während für das vorübergehende Herunterfahren und Neustarten von Hubble um die 200 Befehle benötigt werden sollen. Dass dafür ein Team von etwa 50 Ingenieuren und Flugkontrolleuren zwei Tage lang rund um die Uhr arbeiten muss, ist wahrscheinlich vielen sehr sorgfältigen Prüfungen und Tests geschuldet.
Die meisten der jetzt zu aktivierenden Reservesysteme waren zuletzt vor dem Start von Hubble Ende der 1980er-Jahre getestet worden, haben jetzt also fast 20 Jahre im Weltraum hinter sich, ohne auch nur einmal eingeschaltet gewesen zu sein. Allerdings gibt es in der Geschichte der NASA allgemein gute Erfahrungen mit ähnlichen Fällen, und die US-Weltraumbehörde zeigt sich zuversichtlich, dass auch diese Reaktivierung gelingen wird.
Sollte sie doch fehlschlagen, würde das noch lange nicht das Ende der Mission Hubble bedeuten: Bei der Hubble-Wartungsmission müsste dann eben ein im Goddard-Raumfahrtzentrum noch vorhandener zweiter Formatierer mitgenommen und eingebaut werden. Bis dahin müsste Hubble noch nicht einmal vollständig in wissenschaftlicher Passivität verharren: Mit Hilfe eines Feinsteuerungssensors, der vom Science Data Formatter unabhängig ist, könnten zumindest noch so genannte astrometrische Studien durchgeführt werden.
Unabhängig vom Ergebnis der jetzigen Umschaltung plant die NASA, bei der kommenden Hubble-Wartungsmission den Goddard-Formatierer auf jeden Fall mitzunehmen und einzubauen, um die erwünschte Redundanz, also das mehrfache Vorhandensein missionskritischer Geräte wieder herzustellen. Extra wegen des Goddard-Formatierers wurde die Mission, die ursprünglich in diesen Tagen hätte starten sollen, um fast ein halbes Jahr verschoben, um das Gerät eingehend zu testen und seinen Einbau vorzubereiten.
Die Verschiebung der Hubble-Wartungsmission sorgt auch für Änderungen im Zeitplan eines anderen Projektes, nämlich der Mission Ares 1-X. Dabei handelt es sich um einen frühen Prototypen der Ares-1-Rakete, die Bestandteil des Space-Shuttle-Nachfolgerprogramms Constellation ist und auf dem jetzigen Feststoffbooster der Shuttles basiert. Ares 1-X soll von der bisherigen Shuttle-Startrampe 39B starten. Dazu muss die Rampe umgebaut werden und steht für Shuttle-Starts von da an nicht mehr zur Verfügung; die verbleibenden Shuttle-Starts müssen allesamt von Rampe 39A aus erfolgen. Für die meisten Shuttlemissionen, die zur ISS gehen, ist das weiter kein Problem – nur eben für die Hubble-Wartungsmission, die bekanntlich ein zweites Shuttle für eine eventuelle Rettungsmission erfordert und damit auch zwei shuttletaugliche Startrampen.
Die NASA nimmt die Verschiebung von Ares 1-X aber gelassen und betont sogar deren Vorteile: Bestimmte Teile der neuen Rakete könnten nun von den Herstellerfirmen mit weniger Zeitdruck gefertigt und geliefert werden und dürften schon am Cape Canaveral zur Verfügung stehen, wenn der Rampenumbau erst startet, was wiederum für den Umbau selbst gewisse Vorteile habe.