Hubble nutzte die Verstärkung einer natürlichen Linse und fand eine der jüngsten und hellsten Galaxien, die man bisher im „dunklen Zeitalter“, circa 700 Millionen Jahre nach der Geburt des Universums, gesehen hatte.
Ein Beitrag von Oliver Rümpelein. Quelle: ESA.
„Wir waren natürlich überrascht, eine so helle und junge Galaxie 13 Milliarden Jahre in der Vergangenheit zu finden“, sagte der Astronom Garth Illingworth von der Universität von Kalifornien, ein Mitglied des Forschungsteams.
„Dieses Objekt ist der bisher wahrscheinlichste Kandidat für den Titel der am weitesten entfernte Galaxie“, erklärt Teammitglied Piero Rosati von der Europäischen Organisation für astronomische Forschung in der südliche Hemisphäre (ESO)
„Diese Hubble-Bilder bieten Einsicht in die Struktur von Galaxien, die wir mit keinem anderen Teleskop erhalten können“, fügte sein Kollege Rychard Bouwens, einer der Mitentdecker der Galaxie, hinzu.
Die neuen Bilder sollten Einsicht in die prägenden Jahre der Galaxiengeburt und -entwicklung und Informationen über die Art der Objekte gewähren, die das Ende des „dunklen Zeitalters“ eingeläutet haben könnten. Während seines Lebens hat das Hubble-Teleskop immer tiefer in die Vergangenheit gespäht und dabei Galaxien gesehen, die sich in immer früheren aufeinanderfolgenden Stadien der Entwicklung befanden.
Die aktuelle Theorie besagt, dass das „dunkle Zeitalter“ etwa 400.000 Jahre nach dem Urknall begann, da sich das expandierende Universum abkühlte und sich Wolken aus flüssigem Wasserstoff bildeten. Diese kalten Wolken erfüllten das Universum wie dicker Nebel. Während dieser Ära begannen sich an manchen Stellen Sterne und Galaxien zu bilden, deren gemeinsames Licht den Wasserstoffnebel erwärmten und auflösten, und die das „dunkle Zeitalter“ circa eine Milliarde Jahre nach dem Big Bang beendeten.
„Diese Galaxie ist vermutlich eine der vielen, die zum Beenden der „dunklen Zeit“ beigetragen haben“, sagt Larry Bradley von der John Hopkins Universität in Baltimore und Leiter der Untersuchung. „Die Astronomen sind sich ziemlich sicher, dass Objekte mit großer Energie, etwa Quasare, nicht genug davon dafür aufbringen konnten, sie zu beenden, aber viele der jungen Galaxien könnten dies bewerkstelligt haben.“
Die Galaxie ist so weit entfernt, dass sie nicht auf optischen Hubble-Bildern zu sehen ist, da ihr sichtbares Licht durch die Expansion des Universums in Infrarot-Wellenlängen gedehnt wird. Es brauchte für die Entdeckung schon Hubbles NICMOS, das Spitzer-Teleskop und ein Naturphänomen, dass als Gravitationslinse bezeichnet wird.
Die Wissenschaftler verwendeten eine relativ nahe und massenreiche Galaxiengruppe, bekannt als Abell 1689, mit einer Entfernung von etwa 2,2 Milliarden Lichtjahren, um das Licht der dahinterliegenden, weiter entfernten Galaxie zu vergrößern.
Die Spitzer-Bilder zeigten, dass die Masse der neu entdeckten Galaxie für solche des jungen Universums gewöhnlich ist, vergleichbar mit der von einigen Milliarden sonnenähnlichen Sternen oder einem Teil der Masse der Milchstraße. „Diese Beobachtung bestätigt vergangene Hubble-Studien, nach welchen Sternengeburten in Regionen geschehen, die im Vergleich zur Größe der späteren Galaxie winzig sind“, so Illingworth.
Die Astronomen werden durch Infrarotspektroskopie weitere Beoachtungen führen, um die Entfernung der Galaxie mithilfe des Very Large Telescope (VLT) und des Keck-Teleskops auf dem Mauna Kea in Hawaii zu bestätigen.