Hubble: Gerät ausgefallen, Servicemission verschoben!

Kurz vor Beginn der aufwändigen Hubble-Servicemission ist ein wichtiges Gerät des Observatoriums ausgefallen, was die ohnehin komplexe Planung der nächsten Shuttleflüge komplett über den Haufen wirft.

Ein Beitrag von Axel Orth. Quelle: Spaceflight Now.

NASA

(Bild: NASA)

Ursprünglich hätte die für Mitte Oktober 2008 geplante Hubble-Servicemission schon vor Jahren starten sollen, wurde aber im Nachklang der Columbia-Katastrophe 2003 vom damaligen NASA-Administrator Sean O´Keefe abgesagt und erst vom jetzigen Administrator Michael Griffin wieder auf´s Tapet gehoben. Jetzt zeigt sich, wie nötig diese Mission mittlerweile geworden ist: Ein wichtiger Subcomputer von Hubbleist just letzten Samstag ausgefallen und erzwingt jetzt, in den letzten Wochen vor dem geplanten Start, eine Verschiebung der lange erwarteten Servicemission um mehrere Monate.
Bei dem ausgefallenen Teil handelt es sich um den Kanal A einer Elektronik namens Control Unit/Science Data Formatter (CU/SDF), die wahrscheinlich dafür zuständig ist, Daten der wissenschaftlichen Instrumente für den Hauptcomputer aufzubereiten. Nach einigen vergeblichen Anstrengungen, diesen Kanal A neu zu starten, geht das Hubble-Team jetzt von einem Totalausfall aus und konzentriert sich darauf, den Reservekanal B in Betrieb zu nehmen. Das Weltraum-Observatorium als solches ist zwar nicht gefährdet, allerdings sind die wissenschaftlichen Instrumente als Konsequenz des Ausfalls vorläufig in einem Sicherheitsmodus „geparkt“.
Die Umschaltung des Science Data Formatters auf die Reserveeinheit ist insofern nicht ganz einfach, als er auch die Umschaltung verschiedener nachgeordneter Kommunikationseinheiten auf deren Reserveeinheiten nach sich zieht – darunter auch die der wissenschaftlichen Instrumente. Die meisten dieser Einheiten wurden zuletzt bei Bodentests in den späten 1980ern oder während der Inbetriebnahme von Hubble 1990 eingeschaltet und waren seither nicht mehr in Betrieb. Wenn alles glatt geht, sollte die Umschaltung aber Ende dieser Woche vollzogen und das Observatorium wieder im Normalbetrieb sein.

Was wird nun aus der Hubble-Servicemission? Theoretisch könnte man sie so starten wie geplant und ohne jede Änderung ablaufen lassen. Allerdings möchten NASA und ESA natürlich, wenn sie sich schon die Mühe der Servicemission mit fünf Weltraumausstiegen und einem bereit stehenden Rettungsshuttle machen, das Observatorium auch noch mindestens die nächsten fünf, wenn nicht zehn Jahre in Betrieb halten. Und da wäre es geradezu fahrlässig, den wichtigen Science Data Formatter, der über keine weitere Reserveeinheit mehr verfügt, nicht auch gleich auszutauschen, um die bewährte Redundanz wieder herzustellen. Daher war bei der NASA die Entscheidung schnell gefallen, die Servicemission zu verschieben, um auf die Bereitstellung des Ersatzteils zu warten. NASA-Funktionäre haben schon betont, bei allem Unglück mit diesem neuen Ausfall auch Glück gehabt zu haben. So sagte etwa Ed Weiler, stellvertretender Administrator für Weltraumwissenschaften: „Stellen Sie sich vor, dieser Ausfall wäre zwei Wochen nach der Servicemission passiert. Wir hätten dann gleich mehrere nichtredundante Stellen im System gehabt. Wir hätten Hubble innerhalb von 6, 12, 18 Monaten verlieren können. Also, wenn dies schon passieren musste, hätte es zu keinem besseren Zeitpunkt passieren können.“

Ein Ersatzteil steht glücklicherweise noch zur Verfügung. Ein solcher Formatter ist eine halbmetergroße Elektronikbox von etwa 61 Kilogramm Masse. Sie zu Hubble zu bringen und zu montieren, ist kein Problem für das Shuttle und kann wahrscheinlich ohne zusätzlichen Weltraumaustieg im Zeitplan untergebracht werden. Allerdings muss die Box erst noch eingehend auf Funktion getestet und für flugtauglich qualifiziert werden. Dies dauert Monate und daher kann die Servicemission nun erst im Januar oder Februar stattfinden – frühestens. Denn weitere Zwänge sprechen durchaus dafür, dass sich die Mission noch ein paar weitere Monate verschieben könnte.

Da die Mission nun fürs erste abgeblasen ist, wird als Nächstes die Atlantis von der Startrampe 39A zurück ins VAB transportiert und statt dessen die Endeavour von 39B nach 39A gefahren, um für ihren nächsten planmäßigen Start zur ISS vorbereitet zu werden. Dies ist erforderlich, weil Rampe 39B seit einiger Zeit für den ersten Teststart des Shuttle-Nachfolgers Ares umgebaut wird. Ein Shuttle kann von 39B zwar noch starten, aber der bisherige Payload Processing Room steht nicht mehr zur Verfügung.

Weitere Informationen zu der durcheinandergewürfelten Planung der nächsten Shuttlestarts erhalten Sie im Laufe des Dienstags in unserem aktuellen ISS Weekly Report

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