HiRISE zeigt künstlich erzeugte Krater auf dem Mars

Die HiRISE-Kamera des Marsorbiters MRO hat weitere Bilder angefertigt, mit denen die Aufschlagszonen von Balancegewichten dokumentiert werden, welche der Marsrover Curiosity im Verlauf seiner Landeprozedur absetzte.

Ein Beitrag von Ralph-Mirko Richter. Quelle: University of Arizona.

NASA, JPL-Caltech, Malin Space Science Systems
In diesen beiden Aufnahmen, welche am 1. und am 7. August 2012 durch die CTX-Kamera des MRO angefertigt wurden, sind die Einschlagsgebiete der sechs leichteren Balancegewichte erkennbar, welche während des Landevorganges des Marsrovers Curiosity abgeworfen wurden.
(Bild: NASA, JPL-Caltech, Malin Space Science Systems)

Auf seinem Weg zu unserem äußeren Nachbarplaneten wurde der von der US-amerikanischen Weltraumbehörde NASA betriebene Marsrover Curiosity durch ein etwa vier Meter durchmessendes Flugmodul (engl. „Cruise Stage“) gesteuert. Zehn Minuten vor dem Erreichen des Eintrittspunktes in die Marsatmosphäre wurde die Cruise Stage am 6. August 2012 durch die Zündung von 10 Pyroladungen von der eigentlichen Eintrittskapsel des Rovers abgetrennt.

Nach weiteren rund fünf Minuten wurden zwecks Verlagerung und Stabilisierung des Schwerpunktes der Abstiegskapsel zwei aus Wolfram bestehende Gewichte mit einer Masse von jeweils 75 Kilogramm abgeworfen, welche den Schwerpunkt der Raumsonde während des bisherigen Flugverlaufes auf der Rotationsachse stabilisiert hatten. Kurz vor der Entfaltung des Landefallschirms erfolgte der Abwurf von weiteren sechs Gewichten mit einer Masse von jeweils 25 Kilogramm.

In den folgenden Wochen konnten die Einschlagsgebiete der beiden größeren Balancegewichte und der Cruise Stage durch zwei der Kameras, welche sich an Bord des ebenfalls von der NASA betriebene Marsorbiters Mars Reconnaissance Orbiter (MRO) befinden, abgebildet werden. Auf den entsprechenden Aufnahmen der Kameras sind verschiedene jeweils mehrere Meter durchmessende Einschlagskrater erkennbar (Raumfahrer.net berichtete).

Bereits zuvor konnten jedoch durch die CTX-Kamera an Bord des MRO auch die Einschlagsregionen der sechs kleineren Gewichte ausgemacht werden, welche bei ihrem Aufprall auf die Oberfläche ebenfalls deutlich erkennbare Spuren hinterlassen hatten. In einer Entfernung von etwa 12 Kilometern zum Landeplatz erzeugten die sechs Gewichte eine linear verlaufende Kraterkette, welche über eine Länge von rund einem Kilometer verfügt. Jeder dieser neu entstandenen Krater verfügt über einen Durchmesser von etwa zwei Metern.

NASA, JPL, University of Arizona
Eine farbverbesserte Aufnahme der vier am weitesten von der Landestelle von Curiosity niedergegangenen leichteren Balancegewichte.
(Bild: NASA, JPL, University of Arizona)

Mittlerweile wurden diese erst kürzlich auf dem Mars entstandenen Impaktstellen auch mit der hochauflösenden Hautkamera des MRO, der von der University of Arizona betriebenen HiRISE-Kamera, im Detail abgebildet. Die nebenstehende Aufnahme zeigt hiervon die vier östlichen Impaktstellen auf der Marsoberfläche. Diese Aufnahme wurde am 29. Januar 2013 aus einer Überflughöhe von 280 Kilometern angefertigt. Der originale Bildmaßstab beträgt etwa 28 Zentimeter pro Pixel. Somit werden hier Objekte mit einer Größe von rund 84 Zentimetern aufgelöst.
Obwohl in den vergangenen Jahren mehrere Hundert neue Einschlagsstellen auf dem Mars dokumentiert werden konnten, war es den Planetologen aufgrund der fehlenden Grunddaten nicht möglich, Aussagen über die Objekte zu tätigen, welche für die Entstehung der neuen Krater auf dem Mars verantwortlich sind. Welche Größe, welche Zusammensetzung und welche Geschwindigkeit muss ein Meteorit aufweisen, um auf dem Mars einen bestimmten Krater (Durchmesser, Tiefe, Form) zu erzeugen? Durch die kürzlich dokumentierten Einschlagsorte der Wolframgewichte und der Überreste der Cruise Stage von Curiosity stehen den Planetenforschern jetzt erstmals detaillierte Daten zur Verfügung, mit denen diese Fragen beantwortet werden können, da sowohl das ursprüngliche Gewicht, die Zusammensetzung, die Eintrittsgeschwindigkeit und der Aufprallwinkel der verursachenden Komponenten ausreichend bekannt sind.

Durch einen Abgleich der jetzt neu entstandenen und sozusagen „künstlich erzeugten“ Krater auf dem Mars mit den zuvor beobachteten natürlichen Impaktstrukturen lassen sich somit auch Aussagen über die Objekte tätigen, welche für deren Entstehung verantwortlich sind. Diese Daten können dann zum Beispiel mit den Untersuchungsergebnissen ergänzt werden, welche bisher durch die verschiedenen Rovermissionen auf der Marsoberfläche gewonnen werden konnten. Speziell der Marsrover Opportunity hat seit dem Jahr 2008 auf seinem Weg zum Endeavour-Krater diverse kleine, lediglich wenige Meter durchmessende Impaktstrukturen näher untersucht.

Neben der hier gezeigten Aufnahmen der HiRISE-Kamera sind derzeit mehr als 28.100 weitere HiRISE-Aufnahmen auf einer eigens eingerichteten Internetseite der University of Arizona einsehbar. Einige dieser Aufnahmen sind dabei auch mit kurzen Erläuterungen in deutscher Sprache versehen.

Der Marsrover Curiosity befindet sich gegenwärtig immer noch in einem Sicherheitsmodus (Raumfahrer.net berichtete). Die für die Mission zuständigen Ingenieure sind zwar immer noch mit der Fehleranalyse beschäftigt, gehen jedoch davon aus, dass der Rover in den nächsten Tagen wieder in den normalen Betriebsmodus versetzt werden kann und danach seine wissenschaftlichen Arbeiten fortsetzen wird.

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