Das europäische Weltraum-Teleskop Herschel soll, voraussichtlich noch in diesem Monat, seine über dreieinhalb Jahre dauernde Mission beenden. Im Mai 2009 war das Infrarot-Observatorium vom europäischen Weltraumbahnhof in Französisch-Guayana zum Lagrange-Punkt 2 des Sonne-Erde-Systems gestartet. Planmäßig geht nun der mitgeführte Vorrat an Helium zur Neige, der bislang die Kühlung der Instrumente an Bord gewährleistete.
Ein Beitrag von Michael Clormann. Quelle: DLR, ESA, Raumcon.
Die Europäische Raumfahrtagentur ESA meldete damit heute nochmals, was nach planmäßigem Verlauf der Mission schon lange bekannt war. Die anfangs mehreren hundert Kilogramm flüssigen Heliums hatten bisher die Aufgabe, die hochexakten Infrarot-Sensoren des Teleskops auf einer konstanten Temperatur nur wenige zehntel Grad über dem absoluten Nullpunkt zu halten. Sollte der Vorrat in den kommenden Tagen endgültig zu Neige gehen, werden diese Instrumente schon nach wenigen Stunden endgültig unbrauchbar sein.
Herschel befand sich seit Mitte 2009 in rund 1,5 Millionen Kilometern Entfernung zur Erde auf deren sonnenabgewandter Seite. Diese Lage, etwa viermal so weit von unserem Planeten entfernt wie der Mond, wird ausgesprochen gerne für die Positionierung von empfindlichen Teleskopen genutzt, um sie permanent und unkompliziert vor störender Sonnenstrahlung abzuschirmen. Im Mai diesen Jahres soll der verbliebene Treibstoff des Observatoriums genutzt werden, um es aus dem L2-Punkt in einen abschließenden „Parkorbit“ um die Sonne einzuschießen. Ursprünglich war alternativ erwogen worden, das Raumfahrzeug für weitere wissenschaftliche Beobachtungen kontrolliert auf die Mondoberfläche stürzen zu lassen. Diese Überlegung scheint nun verworfen.
Herschel verfügte über einen, für Weltraumteleskope ausgesprochen großen, 3,5 Meter durchmessenden, starren, einteiligen Spiegel. Dieser fokussierte auf drei Sensoren, nämlich HIFI, PACS und SPIRE, im fernen Infrarotbereich. Besonders das Photodetector Array Camera and Spectrometer (PACS), aber auch das HIFI waren maßgeblich mit deutscher Beteiligung entstanden.
Mit ihnen beobachtete Herschel sowohl Objekte in unserem Sonnensystem, so etwa kürzlich den Asteroiden Apophis zur Feststellung seiner genauen Größe, als vor allem auch entfernte Galaxien und Sterne. Letztes Jahr lieferte es beispielsweise, neben anderen Teleskopen zuvor, weitere Daten über den Stern Fomalhaut im Sternbild Südlicher Fisch, in dessen System schon lange ein Exoplanet vermutet wird. Auch der Stern TW Hydrae wurde von Herschel genauer unter die Lupe genommen. Die ihn umgebende protoplanetare Scheibe offenbarte dabei ein starkes Potential für die zukünftige Entstehung von Planeten.
Nach der Einstellung des Betriebs wird ein Großteil des bis dato gesammelten Materials von Herschel noch auszuwerten sein. Zahlreiche Forschergruppen hatten bisher die Möglichkeit einer Nutzung seiner Kapazität, und so werden die nächsten Monate und Jahre sicherlich noch einige astronomische Erkenntnisse zu gewinnen und zu publizieren bleiben.
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