Bei der Entwicklung des „russischen Hubble“ Spektr-UF (auch bekannt als WSO-UV: World Space Observatory – Ultraviolet) wurde jetzt ein wichtiger Meilenstein erreicht. Der 1,7 Meter durchmessende Hauptspiegel erhielt seine reflektierende Beschichtung und ist jetzt bereit für den Einbau.
Ein Beitrag von Stefan Heykes. Quelle: INASAN.
Bei Spektr-UF, das 2016 starten soll, handelt es sich um ein großes optisches Weltraumteleskop. Federführend bei diesem Programm ist Russland, aber eine breite internationale Kooperation trägt dieses Projekt, das deshalb auch seinen Zweitnamen WSO-UV erhielt. Der Aufbau ähnelt stark dem bekannten Hubble-Weltraumteleskop, allerdings ist Spektr-UF etwas kleiner und ausschließlich für ultraviolettes Licht gedacht, während Hubble von UV bis Infrarot arbeitet. Dank dieser Fokussierung übertrifft Spektr-UF im UV-Bereich die Leistung von Hubble sogar deutlich.
Mit dem Start im Jahr 2016 wird Spektr-UF für seinen Arbeitsbereich auch fast der direkte Nachfolger von Hubble, das nach derzeitigen Erwartungen bis 2018 funktionieren könnte. Während im sichtbaren Licht dank moderner aktiver Optiken auch Teleskope auf der Erde äußerst scharfe Bilder erzeugen können und somit Hubble ersetzen können und im Infrarotbereich das JWST (James Webb Space Telescope) die Hubble-Nachfolge antreten soll, gab es für den UV-Bereich praktisch keine direkte Nachfolgeplanung. Dies führt dazu, dass ein bereits in der Sowjetunion verfolgtes Konzept, das gewissermaßen als Konkurrenz zu Hubble gedacht war, jetzt die Nachfolge antreten könnte.
Spektr-UF wird zu einer ganzen Reihe von Forschungsbereichen seinen Beitrag leisten können. Grundsätzlich gilt, dass im UV-Bereich insbesondere energiereiche Vorgänge und heiße Objekte zu beobachten sind. Im Gegenzug sind zum Beispiel viele normale Sterne in diesem Bereich relativ leuchtschwach und überstrahlen hier nicht Objekte wie Pulsare, einander eng umlaufende Sternpaare oder auch bestimmte heiße Sternentstehungsgebiete. Innerhalb unseres Sonnensystems bieten sich zum Beispiel die Polarlichter von Saturn oder Jupiter als Studienobjekte an, die auch hell im UV-Licht strahlen.
Auch zur Erforschung der Atmosphären von Exoplaneten kann Spektr-UF seinen Beitrag leisten. Inzwischen ist die sogenannte Transit-Spektroskopie ein etabliertes Forschungsverfahren. Verschiedene Gase in Atmosphären führen dabei zu verschiedenen Absorptionslinien im empfangenen Licht. Spektr-UF ergänzt die bestehenden und geplanten Teleskope dabei um die Möglichkeit, weitere Moleküle nachzuweisen und somit ein vollständigeres Bild zu erhalten.
Spektr-UF wird zwei große Instrumente erhalten. Das erste ist das russische WUVS (WSO Ultraviolet Spectrographs). Es besteht aus drei einzelnen Spektrografen. Zwei davon haben eine hohe spektrale Auflösung und sind für den Wellenlängenbereich von 110-176 nm (VUVES) beziehungweise 174-310 nm (UVES). Dazu kommt noch ein drittes System (LSS), mit deutlich geringerer spektraler Auflösung, das dafür aber noch eine räumliche Auflösung bietet. UVES und VUVES hingegen können im Prinzip nur einen einzelnen Punkt untersuchen.
Um Bilder aufzunehmen, dient das zweite große Instrument ISSIS. ISSIS wird in Spanien gebaut und arbeitet in zwei verschiedenen Kanälen, für fernes UV (FUV, 115-175 nm) und nahes UV-Licht (NUV, 185-320 nm). Die FUV-Kamera hat einen Cäsiumiodid-Detektor mit einer Auflösung von 2.048 x 2.048 Pixel. Die NUV-Kamera hingegen verwendet einen Cäsiumtellurid-Detektor mit 4.096 x 4.096 Pixel. Diese Detektor-Typen sind nötig, da UV-Licht relativ energiereich ist. Für optisches Licht werden hingegen meistens Silizium-CCDs verwendet.
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