Hätte die Columbia-Crew gerettet werden können?

Die Untersuchungen im Rahmen der Columbia-Katastrophe am 1. Februar richten sich zunehmend auch gegen die NASA selbst. Immer mehr scheint sich zu verdeutlichen, dass eine Rettung möglich gewesen wäre.

Erstellt von Felix Korsch. Quelle: floridatoday.com/washingtontimes.com

Ein heute dem Columbia Accident Investigation Board (CAIB), dem mit der Untersuchung des tragischen Verlustes des Space Shuttles Columbia, bei dem am 1. Februar 2003 auch sieben Raumfahrer ums Leben kamen, betrauten Gremiums übergebenen Bericht legt den Schluss nahe, dass die gesamte Crew noch leben könnte, hätte die NASA die Gefahr richtig eingeschätzt und rechtzeitig gehandelt. Der Bericht stammt laut Berichten der Florida Today aus den Reihen der NASA selbst. Bereits kurz nach dem Unglück wurde durch die Presse bekannt, dass sich einige NASA-Ingenieure der Gefahr, welcher die Crew durch die wahrscheinlich beim Start an der linken Flügelvorderkante entstandenen Schäden drohte, durchaus bewusst waren. Doch diese Befürchtungen teilten höhere NASA-Offizielle offenbar nicht bzw. reichten die Berichte ihrer Ingenieure nicht an die entsprechenden Stellen weiter.

Heute nun veröffentlichte die Washington Times einige Details des brisanten Berichtes. Demnach soll es der NASA – entgegen allen anderslautenden, offiziellen Stellungnahmen – durch dahingehende Bemühungen grundsätzlich möglich gewesen sein, die gesamte Crew durch den Start eines zweiten Shuttles zu retten. Gemeint ist an dieser Stelle die Atlantis, deren Start für den 1. März, also genau einen Monat nach der Tragödie am Himmel über den USA, geplant war. Atlantis sollte ursprünglich eine Versorgungs-Mission zur Internationalen Raumstation (ISS) durchführen, der Start wurde jedoch in Folge des Verlustes der Columbia auf Eis gelegt. Allerdings, so der Bericht, hätte die Atlantis auch weit früher gestartet werden können. Die Columbia hätte ihrerseits bis zu einen Monat länger im All verweilen können. Die Vorräte an Bord hätten hierfür gerade gereicht. Die NASA ging offiziell bislang davon aus, dass der Flug der Columbia nur um maximal einen Tag hätte verlängert werden können. Ein vorgezogener Start eines anderen Shuttles wurde ebenfalls ausgeschlossen, da die Start-Vorbereitungen auf der Erde zu viel Zeit in Anspruch nehmen.

Die Columbia wäre – hätte man einen entsprechenden Rettungs-Versuch unternommen – mehrere Tage, d.h. über die angedachte Missions-Dauer hinaus, im All geblieben, bis die Atlantis startbereits gewesen wäre. Diese hätte sich nach dem Start an das havarierte Shuttle angenähert und die Crew hätte in einer Reihe von Außenbordeinsätzen Person für Person das Raumschiff wechseln können. Raumfahrt-Experten stellen jedoch sowohl die Machbarkeit eines solchen Unternehmens vom bahnmechanischen, als auch einen vorgezogenen Start sowie ein schnelles Rendezvous aus technischer Sicht in Frage.

In wie weit das im Bericht vorgestellte Szenario realistisch ist, wird sich zeigen; das CAIB unter Vorsitz des ehemaligen Navy-Admirals Hal Gehman wird bis zur Vorstellung des endgültigen Untersuchungsberichtes gegen Ende Sommer alles überprüft haben. Bereits einige NASA-Mitarbeiter und Raumfahrt-Experten äußerten sich zum vorgestellten Szenario: „Eine Idee wie diese ist nicht völlig außerhalb der Möglichkeiten. Ein Rendezvous könnte möglich sein.“, sagte Dale Myers, zu Zeiten der Apollo-Missionen zuständig für bemannte Missionen. „Die NASA hat so viele technische Möglichkeiten, es ist unbeschreiblich, was sie alles können.“

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