Informationen über das HTV.
Ein Beitrag von Michael Schumacher & Günther Glatzel & Thomas Weyrauch
Das HTV ist ein unbemanntes Versorgungsraumschiff, das von der National Space Development Agency (NASDA), heute JAXA entwickelt wurde, um mit Hilfe des japanischen Startfahrzeuges H-2A Fracht zur ISS zu transportieren. Im Gegensatz zum ATV der ESA und den russischen Versorgungsraumschiffen des Typs Progress kann das HTV International Standard Payload Racks (ISPRs) transportieren, hat aber nicht die Fähigkeit eigenständig an die ISS anzukoppeln und kann keinen Treibstoff transportieren. Stattdessen führt das HTV ein Rendezvous mit dem Roboterarm der Raumstation durch, der es dann zu einem der Kopplungsstutzen der Raumstation manövriert.
Es gibt zwei Versionen des HTV. Zum einen eine gemischte Ausstattung, mit der Fracht sowohl unter und nicht unter Druck transportiert werden kann und zum anderen eine Ausstattung, die nur Fracht unter Druck befördert. In der gemischten Ausstattung finden in der unter Druck gesetzten Abteilung bis zu acht ISPRs und bis zu drei Exposed Facility Payloads (EFPLs) auf Paletten in der nicht unter Druck gesetzten Abteilung Platz. Die unter Druck gesetzte Sektion besitzt Luftschläuche und Licht um für die Besatzung die gleichen Arbeitsbedingungen wie in den anderen Modulen der ISS zu gewährleisten. Die nicht unter Druck gesetzte Sektion des HTV besitzt eine Palette, die für den Roboterarm der Raumstation erreichbar ist und diese bewegen kann.
Pro Jahr sollen bis zu zwei HTV, die eine Startmasse von 15 Tonnen besitzen, als japanischer Beitrag zur ISS starten. Der Mixed Logistics Carrier (MLC) hat eine Länge von 9,2 Metern und kann bis zu 6.000 Kilogramm Fracht transportieren, wohingegen der Pressurised Logistics Carrier (PLC) eine Länge von 7,4 Metern besitzt und bis zu 7.000 Kilogramm Fracht transportieren kann. Der Durchmesser des HTV beträgt 4,4 Meter.
Erstflug (Günther Glatzel und Thomas Weyrauch / Oktober/November 2009)
Das H-II Transfer Vehicle 1 wurde am 10. September 2009 mit einer H-IIB-Trägerrakete gestartet und eine Woche später mit dem kanadischen Manipulatorarm der ISS in unmittelbarer Nähe des japanischen Kibo-Laborkomplexes eingefangen und am Harmony-Modul angekoppelt. Anschließend wurden die etwa 2.040 kg Versorgungsgüter, Ersatzteile und Verbrauchsmaterialien (darunter 705 kg Nahrungsmittel, weitere Ausrüstungen für NASA und JAXA, 143 kg sonstige Lebensmittel sowie Computer-Hardware) im unter Druck stehenden Bugteil des Raumfahrzeugs zugänglich. Zur Fracht gehörten aber auch externe Nutzlasten.
Die Außenfracht, bestehend aus zwei Erderkundungsexperimenten von JAXA (SMILES, 392 kg) und NASA (HREP, 313 kg), wurde am 24. September gelöscht. Dazu wurde eine Transportplattform zunächst mit dem Stationsmanipulator aus dem HTV gezogen und dann an den japanischen Manipulator übergeben. Dieser schwenkte sie auf ihre vorgesehene Position an der japanischen Außenplattform Japanese Exposed Facility (JEF). Hier wurden die Experimente später installiert und sollen nun zur Erforschung von Küstenlinien und speziellen Erscheinungen in der Erdatmosphäre eingesetzt werden.
Am 30. Oktober 2009 wurde HTV 1 unter Benutzung des Canadarm 2 abgekoppelt. Nachdem der Arm das Transportschiff freigegeben hatte, begann dieses, sich sofort aus der unmittelbaren Umgebung der ISS zu entfernen. Die ersten beiden De-Orbit-Manöver führte HTV 1 am 1. November 2009 um 15:55 Uhr MEZ und 17:25 Uhr MEZ aus. Um 21:53 Uhr MEZ führte HTV 1 sein letztes De-Orbit-Manöver aus, das endgültig den Wiedereintritt einleitete. Dazu wurden die Haupttriebwerke von HTV 1 benutzt. Sie brannten während ihres letzten Einsatzes rund 400 Sekunden und wurden gegen 22:01 Uhr MEZ abgeschaltet. HTV 1 trat dann in 120 Kilometern Höhe über Neuseeland gegen 22:26 Uhr MEZ in die Erdatmosphäre ein, und der erfolgreiche Jungfernflug des ersten japanischen Versorgungsschiffes für die Internationale Raumstation fand sein Ende.