Der am 20. Mai 2011 gestartete indische Kommunikationssatellit GSAT 8 hat einen geosynchronen Orbit (GSO) erreicht. In einigen Tagen wird eine Phase ausgedehnter Tests des Satelliten auf seiner Bahn um die Erde, IOT für In Orbit Tests genannt, beginnen.
Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: ISRO.
Auf einer Ariane-5-Rakete war GSAT 8 zusammen mit ST 2 in den Weltraum transportiert worden. Nach der der Abtrennung von der Raketenoberstufe befand sich GSAT 8 zunächst in einem Geotransferorbit. Dessen Perigäum, der der Erde am nächsten liegende Bahnpunkt, lag bei rund 258 Kilometern über der Erde, das Apogäum, der am weitesten von der Erde entfernte Bahnpunkt, bei rund 35.861 Kilometern. Gegen den Erdäquator war die Bahn um etwa 2,5 Grad geneigt.
Seit dem Start wird GSAT 8 von einem als MCF für Master Control Facility bezeichneten Satellitenkontrollzentrum im indischen Hassan überwacht und gesteuert. Dementsprechend wurden von Hassan aus die drei Brennphasen des Apogäumsmotors des Satelliten initiiert und kontrolliert. Der mit Monomethylhydrazin (MMH) als Treibstoff und einer Mischung aus Stickstoffoxiden (MON-3) als Oxidator betriebene, 440 Newton starke Motor brachte den Satelliten nach drei Brennphasen in eine annähernd kreisförmige Bahn zwischen 35.543 und 35.770 Kilometern über der Erde, die nur noch rund 0,04 Grad gegen den Äquator geneigt ist.
Die Manöver überstand der Satellit gut, und die Station in Hassan steht weiter in Funkkontakt mit dem Satelliten. Zwischenzeitlich wurden auch die beiden Solarzellenausleger zur Bereitstellung von maximal 6.240 Watt elektrischer Leistung und die zwei großen, jeweils rund 2,2 Meter durch messenden Ku-Band-Antennen der Kommunikationsnutzlast ausgeklappt. Letztere ist mit 24 Ku-Band Transpondern, deren Verstärker mit Wanderfeldröhren jeweils 140 Watt leisten, ausgestattet.
Aktuell steht GSAT 8 bei etwa 47 Grad West über dem Äquator. Als endgültige Position sind 55 Grad Ost vorgesehen, wo GSAT 8 in Kollokation mit Insat 3E betrieben werden soll. Die IOT genannten Tests des neuen Satelliten im All möchte man am 1. Juni 2011 aufnehmen. Einen Monat später erwartet man in den Regelbetrieb des Raumfahrzeugs übergehen zu können.
Neben der Kommunikationsnutzlast befinden sich auch Anlagen des indischen Systems zur Unterstützung von GPS im Bereich Indiens durch zusätzliche Korrektursignale, GAGAN für GPS Aided Geo Augmented Navigation genannt, an Bord von GSAT 8. Ihre Tests möchte man vom neuen Navigationskontrollzentrum Kundalahalli in der Nähe von Bangalore, welches als INMCC für Indian Master Control Centre bezeichnet wird, steuern und überwachen.
Vom Einsatz der im C-Band- sowie im L1- und L5-Band-Bereich arbeitenden Navigationsnutzlast verspricht man sich in Indien insbesondere Vorteile für die zivile und die militärische Luftfahrt. Eine erste GAGAN-Nutzlast hätte sich bereits im All befinden sollen, ging jedoch beim Fehlstart der indischen GSLV-MKII-Rakete am 15. April 2010 zusammen mit dem Kommunikationssatelliten GSAT 4, auf dem sie untergebracht war, verloren.
Jetzt können indische Techniker und Wissenschaftler nach einer Reihe von Verzögerungen auf erste GAGAN-Komponenten im Weltraumsegment des Systems zurückgreifen.
Verstärkt werden soll es durch weitere GAGAN-Anlagen auf dem Kommunikationssatelliten GSAT 10, dessen Start auf einer Ariane-5-Rakete aktuellen Planungen zufolge für 2012 vorgesehen ist. Auf einem dritten Satelliten will man ebenfalls eine entsprechende Nutzlast unterbringen. Derart ausgerüstet könnte GSAT 9 2013 nach dem Start auf einer indischen PSLV-Rakete den Weltraum reichen.
GSAT 8 alias INSAT 4G ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 37.214 bzw. als COSPAR-Objekt 2010-059A.