Große Bergkette auf dem Saturnmond Titan

Die Raumsonde Cassini hat bei ihrem Titan-Flyby am 25. Oktober 2006 die bisher größten Berge auf dem Saturnmond Titan fotografiert.

Ein Beitrag von Kirsten Müller. Quelle: NASA/JPL.

Auf den Bildern sind sie bedeckt mit organischer Materie und verhüllt von Wolken. Dr. Bob Brown, Teamleiter des Cassini Sichtbar- und Infrarotspektrometrie-Teams der Universität Tucson, Arizona: „Wir sehen eine riesige Bergkette, die mich irgendwie an die Sierra Nevada in den westlichen USA erinnert. Sie ist durchgehend und etwa 160 Kilometer lang.“
Während dieses Flyby, der die bislang bestaufgelösten Infrarotbilder von Titan liefern sollte, hat Cassini Oberflächenmerkmale von bis zu 400 m aufnehmen können. Die Bilder zeigen eine grosse Bergkette, Dünen und eine Anhäufung von Material, die aussieht wie vulkanischer Lavafluss. Zusammen mit den Radardaten früherer Flybys liefern diese Daten neue Informationen über die Höhe und Zusammensetzung neuer geographischer Merkmale von Titan.

NASA
Bergkette auf Titan
(Bild: NASA)

Wäre Titan die Erde, lägen diese Berge südlich vom Äquator, irgendwo in Neuseeland. Die Kette ist etwa 150 km lang, 30 km breit und 1,5 km hoch. Oben auf den Gebirgskämmen liegen Ablagerungen weißen Materials. Hierbei könnte es sich um festes Methan oder um andere organische Materie handeln. „Diese Berge sind wahrscheinlich hart wie Fels, bestehen aus eisartigem Material und sind mit verschiedenen organischen Verbindungen überzogen“, sagt Dr. Larry Soderblom, interdisziplinärer Cassini-Wissenschaftler vom U.S. Geological Survey, Flagstaff, Arizona. Weiter: „Es scheinen mehrere verschiedene Lagen organischer „Farbe“ aufeinander auf jeder dieser Bergspitzen zu liegen, als ob ein Maler die Grundierung auf seine Leinwand angebracht hat. Manches von dieser organischen ‚Schmiere’ fällt als Regen, Staub oder Smog aus der Atmosphäre auf die Berge und Täler, welche überzogen sind mit dunklen Flecken, die über die Oberfläche geschabt, gebürstet, gewaschen und bewegt werden.“

Sehr wahrscheinlich haben sich diese Berge gebildet, als sich Materie vom Inneren Titans nach oben wölbte, um die Lücken zu füllen, die sich öffneten, als sich die tektonischen Platten trennten, ähnlich wie die Spalten inmitten der Ozeane auf der Erde.

Jedes für sich, lassen sich Infrarot- und Radarbilder nur schwer interpretieren. Zusammen aber sind sie eine hervorragende Kombination. Während man im Infrarotbild die Schatten der Berge sehen kann, sieht man im Radarbild deren Form. Kombiniert man die beiden, sehen die Wissenschaftler Variationen in den Bergen. Dies ist essentiell, um die Geheimnisse der geologischen Prozesse auf dem Titan zu lüften.

Auf einer der Infrarot-Aufnahmen (siehe hier, 4,2 MB) ist ein fächerförmiges Gebilde sichtbar, wahrscheinlich ein Überbleibsel eines Lavaflusses. Das Radarinstrument hat dieses Gebilde und etwas Kreisförmiges, aus dem dieser Fluss stammen könnte, schon bei einem früheren Flyby wahrgenommen, aber nicht so detailliert aufnehmen können. „Die Beweise häufen sich, dass dieses kreisförmige Merkmal ein Vulkan ist“, so Dr. Rosaly Lopes vom Cassini-Team des NASA-Jet-Propulsion-Laboratoriums in Pasadena, Kalifornien. „Allein aufgrund der Radardaten haben wir es als möglichen Vulkan identifiziert, aber die Kombination aus Infrarot-Daten und Radar macht dies viel deutlicher.“
In der Nähe des runzeligen Gebirgsgeländes zeigen sich auf der Südhalbkugel des Titans Wolken. Wo diese Wolken herkommen, haben die Wissenschaftler allerdings noch nicht herausgefunden. Wahrscheinlich handelt es sich bei diesen Wolken um Methantröpfchen, die sich bilden, wenn die Titanatmosphäre durch Winde über die Berge geweht wird und sich dabei abkühlt. Auch die Zusammensetzung von Dünen, die sich an vielen Stellen auf dem Titan befinden, ist jetzt viel deutlicher: „Die Dünen scheinen aus Sandkörnchen zu bestehen, aufgebaut aus organischer Materie, auf einem Untergrund von Wassereis, mit Schnee und hellen Ablagerungen“, so Brown.

Titan ist ein komplexer Ort, und nach jedem Flyby gewinnen die Wissenschaftler wieder neue Erkenntnisse. Am 12. Dezember 2006 war wieder ein Flyby. Wir halten Sie auf dem Laufenden.

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