Großartige Mission zum Mars (4)

Die dramatische Geschichte von Spirits Rettung, der auf keinen Befehl mehr hörte und nach und nach seine Batterie erschöpfte.

Autor: Axel Orth

Mark Adler, Leiter des Teams, das Spirit rettete
(Bild: NASA/JPL)

Und wieder: Rennen gegen die Uhr

Mitten in all dem Kauderwelsch sendete Spirit eine 30-Minuten-Sitzung von sinnvollen Daten. Ein wichtiges Paket von technischen Zustandsdaten sagte dem Team, dass die Temperatur des Rovers stieg, aber die Kraft seiner Batterie stetig sank. Es stellte sich heraus, dass Spirit versagte, weil sein Bordcomputer sich ständig neu startete!

„Da wussten wir, dass wir in einem Wettlauf standen“, sagte Adler. „Die Batterie ließ nach, weil es Nacht war und der Rover nicht ’schlief‘, wie es um die Zeit normal gewesen wäre. Der Rover blieb ‚wach‘, weil er in einer endlosen Folge von Computerneustarts steckte, aus der er offensichtlich nicht mehr heraus kam – und verbrauchte damit natürlich auch seine Energie! Irgendwie mussten wir diesen Rover dazu kriegen, dass er sich schlafen legte und seine Batterie neu auflud.“

Der Rover versucht, sich selbst zu helfen

Spirit, kannst du uns hören?
(Bild: NASA/JPL)

Spirit hatte Fieber und lag im Sterben. Wie ein Kind, das Gehorsam heuchelt, ging der Rover sogar so weit, „OK“ zu sagen, wenn man ihm befahl, zu schlafen. Aber nun waren die Ingenieure auf der Hut und sendeten einen anderen Befehl zum Mars. Und siehe da, der Rover antwortete, war hellwach. Das Team fand heraus, das Spirit seine Systeme mittlerweile mehr als 100 Mal resettet hatte in dem Versuch, wieder in Tritt zu kommen. Lobenswerter Eifer, nur würde er damit unaufhaltsam seine Batterie bis zu einem Punkt leeren, an dem er handlungsunfähig wäre, noch nicht mal mehr im Stande, neue Befehle von der Erde zu empfangen, und damit endgültig verloren.

Schließlich entschied sich das Team, anders an das Problem heran zu gehen. Sie versetzten den Rover in einen „verkrüppelten“ Modus, sagte Adler, der aber unter den gegebenen Umständen weit besser war als der vorherige Zustand: Sie deaktivierten den Datenspeicher, der sich nach eingehenden Analysen als die Quelle allen Übels heraus gestellt hatte. Und als sie damit endlich den Rover dazu gebracht hatten, wieder auf sie zu hören, sagten sie ihm als Erstes, dass er schlafen sollte.

Der Rover ist gerettet!
(Bild: NASA/JPL)

Vier Tage lang die Festplatte aufräumen

„So hatten wir den Wettlauf nun gewonnen“, sagte Adler. Aber ihr Patient war noch lange nicht gesund. Jeden Morgen erwachte der Rover ohne seinen Datenspeicher und damit in einem völlig verwirrten Zustand. Die Ingenieure verbrachten vier Tage damit, die vergeblichen Schritte nachzuvollziehen, die er durchgeführt hatte, deren überflüssige Dateien zu löschen, den Speicher neu zu formatieren, und überhaupt jede seiner Regungen zu beobachten.

Der Datenspeicher eines Marsrovers ist zwar keine Festplatte, sondern ein Flash-Memory-Speicher, aber die Dateien darauf sind in ähnlicher Weise gespeichert wie auf den Festplatten unserer PCs. Und obwohl das Betriebssystem eines Marsrover-Bordcomputers viel zuverlässiger ist als das Betriebssystem eines PC‘, kann es offensichtlich unter ungünstigen Bedingungen auch hier einmal zu einem Fehler beim Speichern einer Datei kommen. Mit folgenschweren Konsequenzen, wenn der Fehler in einem sensiblen Bereich auftritt. Dieser Fehler wurde nun repariert und seine Ursache analysiert und beseitigt.

Am Ende retteten sie damit nicht nur Spirit, sondern auch Opportunity, der ja schließlich die selbe Hardware und Software hatte wie Spirit. Während Spirit noch um sein Leben kämpfte, war sein Zwilling mittlerweile auf der anderen Seite des Mars‘ angekommen…

Quelle: NASA/JPL
Ins Deutsche übersetzt von Axel Orth

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