Großartige Mission zum Mars (3)

Wie kurz vor der Landung noch Fehler beseitigt werden mussten und nach zwei Wochen auf dem Mars die Verbindung zu Spirit abriss.

Autor: Axel Orth

Kurz vor der Landung noch die Software geändert (Bild: NASA/JPL)

Sind wir jetzt da?

Im Dezember 2003, etwa eine Woche vor der Landung, testete einer der Ingenieure die Software, die Eintritt, Abstieg und Landung steuerte. Er entdeckte, dass die Airbags sich nicht entfalteten und die kleinen Raketen, die den Fall kurz über dem Boden noch einmal stark verlangsamen sollten, nicht zündeten. Das Team hatte Hunderte ähnlicher Tests gefahren und die Raketen hatten perfekt gezündet.

Nun arbeitet natürlich all die Hardware in einem Raumfahrzeug nur auf Befehl von Computerkommandos. So führten sie eine Computersimulation der Landung durch, indem sie eines der vier Rovermodelle verwendeten, die auf der Erde zurück geblieben waren. In drei Tests vergaß das Rover-Modell, kurz vor der Landung seine Raketen zu zünden. Das Team wusste nicht, ob es nun ein Hardware- oder ein Softwareproblem war.

Auf Fehlersuche (Bild: NASA/JPL)

Vier Tage vergingen, bis die Testresultate zeigten, dass die Raketen nicht gezündet hatten, weil zwei Uhren an Bord eines der Rover-Modelle nicht genau gleich gingen. Sie wiesen kleine Unterschiede auf. Und auch die echten Rover, die zügig zum Mars strebten, wiesen diese Timing-Differenz auf! Auch wenn dieser Modellrover nicht sehr viel benutzt worden war und die Gefahr gering war, dass auch die echten Rover in den Mars crashen würden, war dieses Risiko noch zu hoch, um ruhig schlafen zu können.

Manning erinnert sich: „Natürlich mussten wir das alles nun Leuten wie Charles Elachi (der Direktor des JPL) und der NASA erklären, die dies sehr merkwürdig fanden.“

Ingenieure auf der Erde bearbeiteten die Programmcodes manuell, um die Uhren zu synchronisieren. Ganze dreieinhalb Stunden vor der Landung sendeten sie dann einen neuen Satz von Computerbefehlen zum Mars. Am 3. Januar 2004 landete der erste Rover, Spirit, unter dem ekstatischen Applaus von Ingenieuren, Wissenschaftlern und NASA-Offiziellen sicher auf dem Mars.

Wieder hatte das Marsrover-Team eine große Hürde genommen. Und wieder waren sie weit davon entfernt, keine Probleme mehr zu haben.

Spirit, kurz vor dem Blackout (Bild: NASA/JPL)

Plötzlich die Verbindung verloren

Mark Adler ist ein Missionsmanager, der in einer Raumfahrtwelt aus Computerbefehlen und Computerlogik lebt. Wenn er mal spricht, scheint sein Geist so schnell zu arbeiten, dass seine Worte kaum folgen können. Schnell zu denken war lebenswichtig, als Adlers Team in einem Rennen gegen die Uhr die Rover so gerade noch vor dem Eintritt in die Himmelstür retten konnte, bevor ihre Batterien versagten.

Das war, als Spirit sich bereits auf der Marsoberfläche befand. Mehr als zwei Wochen nach der Landung warteten Teammitglieder auf Nachrichten von dem ersten Loch, das auf dem Mars gebohrt worden war. Spirit hatte sein Steinbohrwerkzeug eingesetzt, um ein Loch in einen Fels namens „Adirondack“ zu bohren.

Da berichteten Techniker der Antennenstation des Deep Space Network der NASA in Canberra/Australien, dass die übliche Bestätigung des Rovers ausgeblieben war, nachdem er seine Instruktionen von der Erde erhalten hatte. Zu dem Zeitpunkt beeinträchtigte ohnehin Regen die Kommunikation, also waren sie noch nicht besonders beunruhigt.

Aber auch der nächste Tag verging ohne jede Kommunikation. Als eine kleinere Antenne beim Versuch einer Kontaktaufnahme über Mars Odyssey scheiterte, machte sich das Team ernsthafte Sorgen.

Oben Spirit, unten Opportunity (Bild: NASA/JPL)

Spirit, melde dich

„So fängt es an, wenn Sie ein Raumfahrzeug verlieren: Sie verlieren die Verbindung“, sagte Adler. „So waren wir jetzt definitiv in der ‚Pasadena, wir haben ein Problem‘-Situation“, analog zu dem legendären Hilferuf „Houston, wir haben ein Problem“ der Apollo-13-Besatzung, nachdem ihnen ein Tank explodiert war.

Das Team wies den Rover an, einen simplen Ton zur Erde zu senden – ein ganz einfaches fünf-Minuten-Signal, nur um zu prüfen, ob der Rover noch „lebte“ und ob er in der Lage war, zu „hören“. Kein Ton. Nochmal. Kein Ton. Die Missionsoperateure forderten Hilfe von Antennenstationen rund um die Welt an. Kein Ton. Stunden vergingen.

Schließlich entschlossen sie sich, ein Signal mit einer niedrigeren Trägerfrequenz zu senden, ähnlich wie wenn man langsamer spricht. Dieses Mal erhielten sie eine Antwort! Nun wussten sie, dass der Rover zumindest noch grundsätzlich funktionierte.

Statusanzeigen für Spirit und Opportunity (Bild: NASA/JPL)

Alarmstufe Rot

Das Team arbeitete in Marszeit, in einem Gebäude auf dem JPL-Campus, das vom Tageslicht durch schwarze Blenden vor den Fenstern isoliert war. Es war Nachtzeit für Spirit und damit ebenso auch Nachtzeit für seine Operateure.

„Schlafen und Essen waren optional“, sagte Adler. „Es gab Feldbetten in unseren Büros, auf denen wir schlafen konnten. Aber unser Ziel, das einzige Ziel in unserem Leben, war jetzt, unser Raumfahrzeug zurück zu kriegen.“

Doch die nächsten Übertragungen von Spirit waren verstümmelt. Der Rover plapperte sozusagen dummes Zeug, sandte unsinnige Daten mit Datumseinträgen wie aus dem Jahr 2038. Wie konnte man ihn wieder zur Vernunft bringen?

Quelle: NASA/JPL
Ins Deutsche übersetzt von Axel Orth

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