Glonass-Start auf Proton-M gescheitert (Update 2)

Am Sonntagvormittag wurde ein Start einer Proton-M mit der Oberstufe Block DM-3 durchgeführt, um drei Glonass-Navigationssatelliten zu starten. Nachdem die Proton-M korrekt funktionierte, hat die Oberstufe anscheinend versagt. Update: Gerüchteweise hat bereits die Proton-M selbst mehr Leistung erbracht, als sie sollte.

Ein Beitrag von Stefan Heykes. Quelle: RIAN.

Es sollte der letzte Start zur Vollendung des russischen Navigationssystems GloNaSS sein. Diese drei Satelliten waren die letzten, um die Konfiguration im All zu vervollständigen. Doch diesmal hat dies offenbar nicht funktioniert. Auch wenn offizielle Stellen den Fehlschlag noch nicht bestätigen, berufen sich erste Nachrichtenagenturen auf bekannte Kreise aus der russischen Raumfahrt. Derzeit sind 26 Satelliten im Orbit, davon sind aber drei derzeit nicht in Betrieb. 24 Satelliten sind nötig, um mit GloNaSS überall auf der Erde zuverlässige und genaue Navigationssignale zur Verfügung zu stellen.
Die eigentliche Proton-Mission verlief nach Plan. Der Start erfolgte am 5. Dezember um 11:25 Uhr. Die Proton konnte ihre Mission erfolgreich beenden und setzte den Nutzlastkopf aus. In der Nähe von Hawaii verschwand dieser dann vom Radarschirm. Daraus kann man schließen, dass die Oberstufe Block DM-3 nicht gezündet hat, sodass die Satelliten in den Pazifik gestürzt sind.

Block DM wird derzeit nur noch für russische Starts verwendet, für kommerzielle Starts westlicher Nutzlasten wird die modernere und flexiblere Breeze-M verwendet. Block DM kann aus technischen Gründen nur sehr begrenzt Orbits anfliegen, da sie nicht oft wiederzündbar ist, sondern ein vorgegebenes Flugschema besitzt. Diese Unflexibilität führt dazu, dass sie derzeit mehr und mehr ausgemustert wird. Auch auf der Zenit 3 wird sie in Zukunft durch die Fregat-SB Oberstufe ersetzt werden, die ursprünglich aus dem Sojus-Programm stammt.

Block D war ursprünglich ein Teil des geplanten sowjetischen Mondlandekomplexes. Nachdem aber die Trägerrakete N1 vier gescheiterte Flüge hinter sich hatte, wurde dieses Programm eingestellt. Die bereits entwickelte Stufe Block D wurde dann für Flüge in hohe Orbits in das Proton-Programm übernommen und flog später auch auf der Zenit-Rakete. Block D wurde über Jahre hinweg weiterentwickelt, um immer wieder andere Orbits anfliegen zu können. DM-3 steht daher für die dritte Modifikation von Block D. Grundsätzlich war diese Stufe zuverlässig, daher kann man wohl noch nicht spekulieren, was den Fehlschlag erklären könnte.

Die Proton selbst hat seit etwa 2 Jahren im Monatstakt erfolgreiche Starts durchgeführt, die letzten Fehlschläge resultierten aus Fehlfunktion der damals neuen Breeze-M Oberstufe. Fehlstarts in der Erprobung sind durchaus häufig, auch wenn sie natürlich kein Betreiber wünscht. Ein Fehlstart einer lange eingeführten und häufig geflogenen Stufe ist hingegen ein relativ ungewöhnliches Ereignis. In diesem Fall liegt der Schaden bei geschätzt einigen 100 Millionen Euro. Genaue Angaben sind bei russischen Regierungsprojekten oft nur schwer erhältlich, in diesem Fall vor allem auch, weil GloNaSS sowohl zivil als auch militärisch genutzt wird. Da das Militär somit auch ein starkes Interesse an diesem System hat, wird hier auf ein gewisses Maß an Geheimhaltung geachtet.

Während die Proton von Chrunitschew hergestellt wird, stammt Block DM-3 von RKK Energija. Diese produzieren auch die Sojus-Raumschiffe, sind aber derzeit relativ wenig aktiv im Bereich der Raketenproduktion. Block DM ist derzeit die einzige Raketenstufe von Energija. Ansonsten baut und entwickelt dieses Unternehmen nur Raumschiffe und Raumstationsmodule. Chrunitschew hingegen ist der umsatzstärkste russische Produzent von Trägerraketen.

Update:
Roskosmos hat inzwischen offiziell den Fehler bestätigt. Demnach sind die Satelliten aber nicht abgestürzt, sondern in einen nicht geplanten Orbit eingetreten. Derzeit läuft eine genaue Untersuchung. Russische Quellen spekulieren inzwischen, dass die Proton mehr Leistung als geplant erbracht hat und somit die Steuerung von Block DM-3 nicht richtig arbeiten konnte, da diese nicht flexibel reagieren kann.

Update 2
Inzwischen heißt es, dass ein Programmierfehler der Proton vorlag. Dadurch soll diese eine Abweichung von der geplanten Flugbahn von bis zu 8° gehabt haben. Über den Verbleib der Satelliten gibt es noch scheinbar widersprüchliche Angaben. Die meisten Quellen sehen sie als verloren und abgestürzt an, während es von Roskosmos noch offiziell heißt, dass die Nutzlast einen ungeplanten Orbit erreicht hat. Dies kann durch die berichtete Flugbahn der Rakete erklärt werden. Demnach hätte man keinen fast kreisförmigen Parkorbit für Block DM-3 und die Nutzlast erreicht, sondern einen Orbit mit hohem Apogäum (höchster Punkt der Bahn), aber einem Perigäum innerhalb der Atmosphäre, so dass die Nutzlast abgestürzt ist. Dieser Start war übrigens der erste Start von Glonass-Satelliten unter Verwendung von Block DM-3, vorher hat man immer Block DM-2 verwendet. Möglicherweise hat man bei der Anpassung an diese Stufe einen Programmierfehler gemacht.

Raumcon

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