Vor rund 65 Millionen Jahren ist ein etwa zehn Kilometer großer Asteroid im Gebiet der heutigen Yucatan-Halbinsel eingeschlagen. Zu diesem Einschlag gibt es nun neue Erkenntnisse.
Ein Beitrag von Roger Spinner. Quelle: Spaceref.
Früheren Untersuchungen zu Folge ist vor rund 65 Millionen Jahren, dem Übergang von der Kreidezeit zum Tertiär, ein etwa zehn Kilometer großer Asteroid oder Komet im Gebiet der heutigen Yucatan-Halbinsel eingeschlagen. Dieser kosmische Zusammenstoß verursachte einen Krater von etwa 180 Kilometer Durchmesser und 40 Kilometern Tiefe. Man vermutet, dass diesem Einschlag bis zu 75 Prozent der damaligen Tier- und Pflanzenwelt (darunter die Dinosaurier) zum Opfer fielen. Der dabei entstandene Chicxulub-Krater ist noch heute mittels Radar und seismischen Messungen sichtbar.
Neben der enormen Druckwelle und Hitze, die bei einem solchen Einschlag entstehen, werden auch tausende von Kubikkilometern Gestein und Sedimente in die obere Atmosphäre geschleudert und können sich dabei über den halben Erdball verteilen. Dabei kann nach gängiger Theorie durch ein Abblocken der einfallenden Sonnenstrahlen das Klima des ganzen Planeten für Jahrzehnte beeinflusst werden.
Einschläge dieser Größenordnung bringen aber noch ganz andere Gefahren mit sich. Die größeren Gesteinsbrocken, die in die Atmosphäre geschleudert werden, fallen nach und nach wieder auf die Erde zurück und heizen dabei örtlich die Luft derart auf, dass sich die Vegetation in diesen Gebieten spontan entzünden kann. Dies kann im schlimmsten Fall weltweite Feuersbrünste hervorrufen.
Im Jahre 2002 erforschte ein Team von Wissenschaftlern um Dr. Daniel Durda vom Southwest Research Institute® (SwRI®) den Einschlagskrater Chicxulubund den Umfang sowie die Verteilung der damals ausgelösten Feuer. Dabei stellte es fest, dass die Feuer über den ganzen Planeten hinweg auftraten und sich über mehrere Kontinente hinweg erstreckt haben mussten. Dennoch war der Einschlag geringfügig zu klein, um eine globale Feuerkatastrophe auszulösen.
Nun, wie groß müsste denn ein Einschlag sein, was ist die Grenzgröße, um eine Globale Feuersbrunst zu entfachen?
Dies ist der Inhalt einer neuen, am 20. August 2004 veröffentlichten Studie von Dr. Durda und Dr. David Kring, Professor am Lunar and Planetary Laboratory der Universität von Arizona. Die beiden Forscher erläutern darin eine Theorie zur Bestimmung der Grenzgrösse von Einschlägen, die eine globale Feuersbrunst auslösen können. Ihre Forschung zeigt, dass Einschläge mit Kratern von mindestens 85 Kilometern Durchmesser großflächige und kontinentale Feuer verursachen können, während Einschläge mit Kratern von mehr als 135 Kilometern Durchmesser ein globales Feuer zur Folge haben.
Um die Grenzgrößen zu bestimmen, die für ein globales Entfachen der verschiedenen Arten von Vegetationen erforderlich sind, verwendeten Durda und Kring zwei unterschiedliche Formeln, mit deren Hilfe sie die globale Verteilung der Gesteinsbrocken, sowie die Menge an kinetischer Energie, mit welcher sie beim Wiedereintritt in die Atmosphäre einwirken müssen, errechnen konnten. Die Verteilung der Brandherde hängt dabei von der Flugbahn der Gesteinsbrocken, der Position des Einschlages im Verhältnis zur geographischen Verteilung bewaldeter Kontinente sowie der Masse des Gesteins ab, das in die Atmosphäre ausgestoßen wurde. Durda und Kring überprüften auch die verschiedenen Temperaturen und die Dauer, die nötig sind, um grünes oder verrottetes Holz sowie Laub und andere Vegetationsbestandteile spontan anzuzünden. Sie untersuchten auch die Entzündung von Holz durch den Einfluss einer direkten Zündquelle, wie zum Beispiel Blitze, die in der staubgeladenen Luft nach Einschlägen oder Vulkanausbrüchen stark vertreten sind.
Es ist nunmehr wahrscheinlich, dass der Chicxulub-Einschlag der bis heute einzige bekannte Einschlag ist, der groß genug war, die Wälder gleich mehrerer Kontinente zu entfachen. Andere Einschläge, wie etwa der Manicouagan Einschlag in Kanada oder der Popigai Einschlag in Russland, hatten „nur“ kontinentale Feuer zur Folge.