Zwei neue Studien kommen zu dem Schluss, dass unter bestimmten Bedingungen Gezeitenkräfte zwischen einem Stern und einem Planeten zur Verringerung des Abstandes bis hin zu einem raschen Absturz führen können.
Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: New Scientist.
Brian Jackson und Kollegen von der University of Arizona in Tucson (USA) haben die Daten der bisher bekannten mehr als 300 Exoplaneten ausgewertet und dabei festgestellt, dass die Entfernungen der zumeist ihrem Stern recht nahen Planeten bei sonnenähnlichen Sterne bei 0,05 Astronomischen Einheiten (1 AE = 150 Millionen Kilometer) eine scheinbare Grenze haben. Näher finden sich selten Planeten, obwohl sie von der Roche-Grenze, ab der ein Objekt aufgrund der Gezeitenkräfte auseinandergerissen wird, noch recht weit entfernt sind.
Man nimmt nun an, dass der Planet vom Stern auf eine spiralförmige Absturzbahn gebracht wird, wenn dessen Umlaufzeit kürzer ist als die Rotationsdauer des Sterns. Dann bildet sich nämlich auf dem Stern eine ausgeprägte Tidenwelle, die sich dem Planeten entgegenreckt. Dies verstärkt die Gravitation des Sterns und der Planet wandert nach innen.
Im Erde-Mond-System ist das Ganze übrigens entgegengesetzt. Die Erde hat eine Rotationsdauer von einem Tag, der Mond eine Umlaufzeit von einem Monat. Auf der Erde wandert der Gezeitenberg rasch über die Planetenoberfläche. Dadurch wird deren Rotationsdauer verlängert. Zum Ausgleich des gesamten Drehimpulses entfernt sich der Mond langsam von uns.
Jackson geht beim Exoplaneten Corot-7b, der einen Abstand von nur 0,017 AE von seinem Stern hat, davon aus, dass dieser innerhalb von etwa 25 Millionen Jahren abstürzen wird.
Eine ähnlich gelagerte Theorie veröffentlichte jetzt auch Helmut Lammer von der Östereichischen Akademie der Wissenschaften in Graz. Demnach wird ein (naher) Exoplanet durch verstärkte Massenanziehung eines Teils seiner Atmosphäre beraubt. Diese deformiert sich aufgrund der Gezeitenkräfte unter Umständen so stark, dass Teile davon abreißen und damit ins All entfliehen können.
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