Der wertvolle Probenbehälter wird nun in einem Reinraum untersucht – und es besteht durchaus Hoffnung.
Ein Beitrag von Axel Orth. Quelle: NASA.
Die Genesis-Rückkehrkapsel traf am 8. September zwar präzise die vorgesehene Landeellipse auf dem Utah Test- und Übungsgelände, aber ihre Fallschirme öffneten sich nicht. Sie schlug mit annähernd 320 Kilometern pro Stunde im Wüstenboden von Utah ein. Der Probenbehälter wurde aus den Trümmern der Kapsel geschält und wird nun in einem Reinraum untersucht.
Wissenschaftler, die die vorläufige Bewertung des Probenbehälters durchführten, waren ermutigt von dem, was sie sahen. Sie glauben, dass es möglich ist, die wichtigsten wissenschaftlichen Ziele der Mission doch noch zu erreichen.
„Wir kommen nach einer harten Landung gerade auf die Beine und unsere Lebensgeister regen sich langsam wieder“, sagte Orlando Figueroa vom wissenschaftlichen Missionsdirektorat des NASA-Hauptquartiers in Washington.
„Wir können den Sieg noch aus den Klauen der Niederlage reißen,“ fügte Dr. Roger Wiens vom Los Alamos National Laboratory in New Mexiko hinzu, ein Mitglied des Genesis-Wissenschaftsteams. „Wir sind sehr zuversichtlich.“ Nach ersten Inspektionen kann gesagt werden, dass genug Trägermaterial der Sonnenwindpartikel erhalten geblieben ist, um die wissenschaftliche Gemeinde für einige Zeit zu beschäftigen.
„Wir sind nach der vorläufigen Inspektion erfreut und bestärkt“, sagte NASA-Chef Sean O’Keefe. „Das herausragende Design und die robuste Konstruktion von Genesis können die wissenschaftlichen Ergebnisse liefern, die wir uns von der Mission erhofft haben.“
„Ich möchte die exzellente Arbeit des Navigationsteams hervorheben, das die Kapsel exakt in das vorgesehene Zielgebiet gebracht hat, was mit entscheidend war für das Gelingen der Mission“, sagte Andrew Dantzler, Direktor der Solar System Division im NASA-Hauptquartier. „Zusätzlich war das robuste Design der Kapsel der Grund dafür, dass wir nach einer solch harten, so natürlich nicht vorgesehenen Landung überhaupt noch eine Chance haben, die Proben zu erhalten.“ Glück im Unglück war auch, dass die Kapsel im relativ weichen Wüstenboden von Utah einschlug und nicht etwa auf einem Felsplateau – dann wäre die Kapsel in viele kleine Stücke zerborsten und die Mission vollständig gescheitert.
Das Hauptziel der Mission ist die Messung von Sauerstoffisotopen, um zu bestimmen, welche von verschiedenen Theorien zur Rolle von Sauerstoff bei der Entstehung des Sonnensystems korrekt ist. Die Wissenschaftler setzen dazu auf die Teilchen, die auf den vier Segmenten des sogenannten Sonnenwindkonzentrators gesammelt wurden, den die Genesis-Sonde mit sich führte. „Vorläufig können wir sehen, dass zwei der vier Konzentratorsegmente noch am Platz sind, und alle vier könnten noch intakt sein“, sagte Wiens.
Ein weiteres Ziel der Mission ist die Analyse von Stickstoffisotopen, die uns helfen wird zu verstehen, wie die Atmosphäre der Planeten unseres Sonnensystems sich entwickelte. „Diese Isotopen wurden auf einer Goldfolie gesammelt, die wir ebenfalls intakt vorgefunden haben“, sagte Wiens.
Weitere Proben des Sonnenwinds wurden auf sechseckigen Scheiben gesammelt, ähnlich den sogenannten „Wafern“ aus der Chipherstellung. Es scheint, dass diese alle oder fast alle zerbrochen sind, aber größere Stücke werden gerettet, und einige sitzen sogar noch in ihren Halterungen. „Wir wissen noch nicht, wie viele wir letztlich retten können, aber wir sind weit zuversichtlicher, dass noch gute Wissenschaft betrieben werden kann, als am Mittwoch“, sagte Wiens.
Ein anderer Typ von Kollektormaterial, Folien auf dem Deckel der Kapsel, war für andere Isotopen aus dem Sonnenwind gedacht. Es scheint, dass schätzungsweise drei Viertel davon wiederherstellbar sind, laut Dr. Dave Lindstrom, Missionswissenschaftler aus dem NASA-Hauptquartier. Allerdings dürften diese Folien mit Elementen aus der Wüste von Utah verunreinigt sein.
Das Jet Propulsion Laboratory der NASA managt die Genesis-Mission für die NASA. Lockheed Martin Space Systems in Denver entwickelte and steuerte die Raumsonde.
Weitere Bilder:
Der stark beschädigte Probenbehälter auf einem Tisch im Reinraum. Bild: NASA/JPL |
Genesis-Chefwissenschaftler Dr. Don Burnett beim Untersuchen von Trägermaterial. Bild: NASA/JPL |
Gerettetes Trägermaterial – mit Sonnenstaub für 260 Millionen Dollar? Bild: NASA/JPL |
So sollten die Trägerscheiben nach der sanften Landung eigentlich aussehen. Bild: NASA/JPL |