Genesis: Material gerettet

Glück im Unglück: Wissenschaftler haben aus der zerstörten Genesis-Kapsel noch einige Proben retten können, so dass die Missionsziele nicht gefährdet sind.

Ein Beitrag von Martin Ollrom und Axel Orth. Quelle: NASA.

260 Millionen Dollar hat die NASA für die Instrumente an Bord von Genesis ausgegeben. Seit Mittwochabend mussten sich einige Techniker und Verantwortliche mit dem Gedanken anfreunden, dass die Mission vielleicht gescheitert ist. Jedoch kamen die Wissenschaftler nach diesem Schock wieder schnell zu sich und versuchten, Sonnenwindpartikel zu retten – was ihnen auch gelang. Die Sonnenwindpartikel sollen den Forschern einen Einblick bringen, wie unser Sonnensystem entstand. Schon wenige Tage nach dem großen Schock stellt man bei der NASA wieder Aufbruchstimmung fest. „Unser Team ist wirklich froh, dass wir noch Partikel retten konnten“, sagte Roger Wiens aus Los Alamos. „Mit dieser Menge an Partikeln, die wir gerettet haben, können wir nun die meisten, wenngleich auch nicht alle Missionsziele erreichen.“

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In diesem provisorisch eingerichteten Reinraum wird der Probenbehälter untersucht(Bild: NASA/JPL)

Es gab im Genesis-Probenbehälter zahlreiche Scheiben aus verschiedenen Materialien, die in den über 2 Jahren im All dem offenen Weltraum ausgesetzt waren und unterschiedliche atomare Partikel des Sonnenwindes gesammelt haben – je nach Material der Scheibe. Beim Aufprall sind viele Scheiben zerbrochen, jedoch ist die Hauptscheibe zum größten Teil unversehrt geblieben. Und selbst die Fragmente zerbrochener Scheiben können noch brauchbare Partikel enthalten, wie die noch anstehende Hauptuntersuchung in einem Ultrareinraum im Johnson Space Center in Houston zeigen wird, in den der Probenbehälter anschließend überführt wird.

Zwar ist der Probenbehälter beim Aufprall aufgeplatzt und so ist die größte Sorge der Wissenschaftler die mögliche Verunreinigung durch irdische Partikel. Doch erste Untersuchungen mit Taschenlampen und kleinen Spiegeln, die in den Probenbehälter eingeführt wurden, zeigen, dass dessen Inneres überraschend sauber ist. Man habe es nicht gerade „mit Klumpen von Dreck“ zu tun, so Don Sevilla, der führende Nutzlastingenieur des JPL. Im Ultrareinraum in Houston werde man sich den „Patienten“ gründlich vornehmen und die Schichten der „Zwiebel“ mit größter Genauigkeit schälen. Schon jetzt machen sich die Experten Gedanken, wie man mit dem Problem der Verunreinigung am besten fertig werden kann. Bis dahin wird nichts und niemand die noch intakten Kollektoren berühren.
Zur Untersuchung der Absturzursache wurden zwei unabhängige Untersuchungsteams gebildet. Bisher kann nur gesagt werden, dass das Fallschirmsystem nie den Befehl zur Entfaltung erhielt. Die bekannten Probleme mit der Batterie des Fallschirmsystems, die im Weltall kurz nach dem Start leicht überhitzte, bieten sich zwar als Erklärung an, wurden von den Verantwortlichen jedoch bisher nicht erwähnt. „Jede Identifikation einer Grundursache des Versagens wäre in dieser Phase der Untersuchung reine Spekulation und es gibt Leute bei uns, die das Problem in naher Zukunft sehr detailliert untersuchen werden“, sagte Gentry Lee, ein führender Ingenieur bei JPL.
Zweifellos sehr genau werden die Experten der Mission Stardust die Untersuchung des Fallschirmversagens verfolgen, denn auch Stardust ist schon auf dem Rückweg. Zwar wird für deren Landung kein Hubschrauber benötigt, wohl aber der Fallschirm – und es handelt sich bei beiden Sonden um dasselbe Fallschirmsystem. Auch das Landegebiet ist exakt dasselbe wie bei Genesis. „Das Stardust-Team startet bereits eine Auswertung der Lektionen aus Genesis“, sagte Lee. „Das wird ein langer Prozess sein und man wird einige Dinge verbessern können und einige nicht. Es wird darauf hinauslaufen, inwieweit man die Wahrscheinlichkeit des Erfolgs maximieren kann anhand der Lehren aus dem Versagen von Genesis. Es ist letzten Endes immer noch Fliegerei, was wir hier tun, und da kann man ein gewisses Risiko nie ausschließen.“

Die Landung der Stardust-Kapsel wird für den 15. Januar 2006 erwartet.

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