Genesis: Absturzursache gefunden?

Möglicherweise haben falsch eingebaute Schalter verhindert, dass sich die Bremsfallschirme der Genesis-Raumkapsel beim Eintritt in die Erdatmosphäre am 8. September geöffnet haben.

Ein Beitrag von Michael Stein. Quelle: NASA.

Die Genesis -Rückkehrkapsel nach der harten Landung.
(Foto: NASA)

Nach monatelanger Reise löste sich Anfang September die Rückkehrkapsel der amerikanischen Raumsonde Genesis mit wenigen Milligramm Sonnenwind an Bord. Nach einem präzise absolvierten Höllenritt durch die Erdatmosphäre sollte die kleine Kapsel an einem Bremsfallschirm hängend noch in der Luft von einem Hubschrauber aus eingefangen werden. Doch es lief anders als geplant: Vollkommen ungebremst schlug die Raumkapsel mit über 300 km/h auf dem Wüstenboden einer Luftwaffenbasis im US-Bundesstaat Utah auf, wobei der Kanister mit den Sonnenwind-Kollektoren zerbrach.

Die zur Untersuchung dieses Vorfalls gebildete Untersuchungskommission hat nun in ihrem aktuellsten Zwischenbericht als wahrscheinliche Fehlerursache Schalter identifiziert, die aufgrund eines fehlerhaften Designs der Rückkehrkapsel falsch eingebaut worden sind.

Die Überreste der Genesis-Kapsel werden in einer Einrichtung in der Nähe von Denver eingehend untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass aufgrund eines fehlerhaften Entwurfs Beschleunigungs-Schalter verkehrt herum eingebaut worden sind. Diese Schalter sollten durch die negative Beschleunigung, die die Raumkapsel beim Eintritt in die Erdatmosphäre erfährt, aktiviert werden und dadurch eine Sequenz einleiten, die schließlich zur Entfaltung der Bremsfallschirme geführt hätte.
„Noch ist diese Fehlerursache nicht zweifelsfrei bestätigt, und ebenso wenig können derzeit andere Probleme innerhalb der Genesis-Kapsel ausgeschlossen werden“, so der Vorsitzende der Untersuchungskommission, Dr. Michael Ryschkewitsch. „Die Kommission arbeitet daran, diese wahrscheinliche Fehlerursache zu bestätigen, herauszufinden, warum dieser Fehler passiert ist und warum er nicht während des Testprogramms und der ausführlichen Prüfungen entdeckt worden ist.“
Die Untersuchungskommission wird vom Hersteller der Genesis-Sonde, dem amerikanischen Luft- und Raumfahrtkonzern Lockheed Martin, bei der Suche nach der Fehlerursache durch Dokumentationsmaterial und Spezialisten unterstützt. Ende November soll der Abschlußbericht der Kommission vorliegen.
Währenddessen sind die Wissenschaftler der Genesis-Mission unverändert optimistisch. Obwohl die fünf Kollektorscheiben, in denen die Atome des Sonnenwinds gefangen sind, vielfach geborsten sind konnte das wichtigste Ziel erreicht werden: Offensichtlich ist eine wissenschaftlich ausreichende Menge Sonnenwind-Partikel in den zerborstenen Kollektoren vorhanden, so dass in naher Zukunft die Untersuchung der kostbaren Fracht beginnen kann. Der Genesis-Mission scheint doch noch ein gutes Ende vergönnt zu sein.
Einige Bilder:

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Die Trümmer der Rückkehrkapsel bei Lockheed Martin.
(Bild: NASA)
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Unbeschädigter Kollektor aus Goldfolie zur Sammlung von Stickstoffisotopen.
(Bild: NASA/JPL)
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Unbeschädigter Kollektor aus metallischem Glas in stark verbogener Halterung.
(Bild: NASA/JPL)
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Leicht beschädigter Sonnenwind-Konzentrator, das wichtigste Teil der Rückkehrkapsel. Die Ausschnittsvergrößerung zeigt ein einzelnes Partikel am oberen Rand des Konzentrators.
(Bild: NASA/JPL)
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