Galaxy 15 wurde zum Zombiesat

Galaxy 15, ein Kommunikationssatellit, der sich vom Boden nicht mehr kontrollieren lässt, wird möglicherweise zu einer Bedrohung für andere Satelliten im geostationären Orbit.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: Spacenews.

OSC
Galaxy 15 im All – Illustration
(Bild: Orbital Sciences Corporation (OSC))

Seit dem 5. April 2010 reagiert Galaxy 15, ein von Intelsat betriebener Kommunikationssatellit mit einer Startmasse von 2.033 kg nicht mehr auf Kommandos vom Boden. Zwischenzeitlich begann der Satellit, dessen fehlerhaftes Verhalten möglicherweise auf erhöhte Sonnenaktivität im Zeitraum zwischen dem 3. und dem 5. April 2010 zurückzuführen ist, im geostationären Orbit ostwärts zu driften.

Neben einer Kollision, der aktive Satelliten ggf. durch rechtzeitige Ausweichmanöver aus dem Weg gehen können, bedroht Galaxy 15 die Funktion anderer Raumfahrzeuge auch mit Nutzsignalstörungen und Unterbrechungen verursachenden Interferenzen, die entstehen können, wenn sich Galaxy 15 mit seinen weiterhin voll aktivierten Transpondern annähert. Die Transponder empfangen, verstärken und senden alle Signale, die elektrisch kompatibel sind.

Bis zum 30. April 2010 hatten Intelsat und der Hersteller des Satelliten, die Orbital Sciences Corporation, zwischen 150.000 und 200.000 Kommandos an Galaxy 15 geschickt. Auf diese fast vier Wochen andauernden Kommunikationsversuche reagierte der Satellit jedoch nicht.

Von seiner letzten Position bei 133 Grad West im geostationären Orbit bewegt sich Galaxy 15 Richtung AMC 11. Der von SES betriebene AMC 11 ist bei 131 Grad West stationiert. Intelsat und SES haben bereits besprochen, wie man die Folgen der Drift von Galaxy 15 für die Kunden von SES minimieren kann. Am 30. April 2010 war jedoch noch nicht klar, ob es möglich sein wird, Probleme mit Interferenzen zu vermeiden, wenn Galaxy 15 sich in größerer Nähe zu AMC 11 bewegt, was vermutlich zwischen dem 23. Mai und dem 7. Juni der Fall sein wird. Während der größten Annäherung von Galaxy 15 an AMC 11 will SES die Signale der eigenen Kunden ggf. über Bodenstationen mit größeren Antennen umlenken.

Sollte es nicht gelingen, Galaxy 15 wieder komerziell betriebsfähig zu machen, oder in einen Friedhofsorbit zu dirigieren, und danach sieht es im Moment aus, wird der Satellit Mitte Juli 2010 in die nähere Umgebung von Intelsats Galaxy 13 bei 127 Grad West wandern. Ende Juli 2010 erreicht er dann Galaxy 14 bei 125 Grad West, um anschließend Mitte August 2010 an Galaxy 18 vorbeizuziehen. So wie Galaxy 15 um die Erde treibt, tun es zahlreiche weitere Satelliten. Man spricht von mehreren Dutzend Raumfahrzeugen, die auf entsprechenden Bahnen unterwegs sind, und bezeichnet sie gelegentlich als Zombiesats.

Möglicherweise verliert Galaxy 15 zwischenzeitlich seine Fähigkeit zur korrekten Ausrichtung Richtung Erde, wenn die Erdsensoren des Satelliten feststellen, dass sich der wandernde Satellit nicht mehr an seiner vorgesehenen Position befindet. Ende Juli oder Anfang August 2010 könnte dies geschehen, schätzt Intelsat. Es würde dazu führen, dass die Solarzellenausleger nicht mehr richtig zur Sonne stehen, und, nachdem die Akkumulatoren des Satelliten entladen sind, ein Abschalten wegen Energiemangel verursachen. Intelsat ist sich nicht sicher, ob es zu einem solchen Ablauf kommt oder kommen würde. Eine vorsätzliche Abschaltung soll vorher probiert werden.

Für den 3. Mai 2010 hatte Intelsat einen Versuch angesetzt, den driftenden Satelliten durch ein besonderes Signal zur völligen Abschaltung zu bringen. Dreißig Minuten sollte das entsprechende Signal gesendet werden, würde der Satellit darauf nicht reagieren, sollte ein entsprechendes Signal nicht wiederholt werden. Ob der Versuch erfolgte, und mit welchem Ergebnis er endete, wurde bisher nicht bekannt.

Galaxy 15 alias G-15 ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 28.884 bzw. als Objekt 2005-041A.

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