Der Betreiber von Kommunikationssatelliten Intelsat hofft weiterhin, den derzeit mit aktiver Kommunikationsnutzlast ungesteuert im geostationären Orbit treibenden Galaxy 15 nach einem Reset wieder kommerziell einsetzen zu können.
Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: Space News.
Derzeit wird erwartet, dass die Kommunikationsnutzlast von Galaxy 15 bis mindestens Ende November 2010 weiterlaufen wird und bei Vorbeiflügen von Galaxy 15 an anderen Satelliten im geostationären Orbit, die ebenfalls eine im C-Band arbeitende Kommunikationsnutzlast an Bord haben, Signalstörungen und Unterbrechungen verursachen kann. Um diesen nachteiligen Auswirkungen aus dem Weg zu gehen, hat Intelsat zusammen mit anderen betroffenen Satellitenbetreibern ein Ausweichverfahren erarbeitet, das mit geringen Variationen bereits mehrfach praktiziert werden musste. Dies gelang offenbar sehr gut. Hinsichtlich der Passage von Galaxy 15 an AMC 11 von SES vorbei konnte SES beispielsweise anschließend berichten, dass keiner der Kunden von über AMC 11 ausgestrahlten Signalen Signalverluste erlitt. Sieben Satelliten wichen Galaxy 15 bisher aus, ändert sich an dessen Betriebszustand bis Ende Dezember 2010 nichts, werden weitere sieben Satelliten zusätzliche Manöver ausführen müssen. Unter letzteren befinden sich drei Raumfahrzeuge, die SES betreibt, zwei Trabanten aus Telesats Anik-Serie, und je ein von Intelsat und von Satmex betriebener Satellit.
Intelsat und der Hersteller von Galaxy 15, die Orbital Sciences Corporation (OSC), sind sich sicher, dass ein Neustart der Systeme von Galaxy 15 nach einem Reset zu einem betriebsbereiten, nutzbaren Satelliten führt. Dieser Reset aus Mangel an elektrischer Energie geschieht später als ursprünglich erwartet, wird aber als sehr wahrscheinlich angenommen. Verliert Galaxy 15 seine Ausrichtung zur Sonne, was wegen der Sättigung seiner Reaktionsräder irgendwann passieren muss, werden sich seine Akkumulatoren wegen ungeeigneter Orientierung der Solarzellenausleger zur Sonne entladen, und die Systeme an Bord könnten sich schließlich wegen Strommangel vollständig abschalten. Danach bedarf es einer Situation, in der die Solarzellenausleger des Satelliten mit ausreichend viel und lange genug mit Sonnenlicht beschienen werden, damit zentrale Satellitensystem wieder hochfahren können. Zwischen dem Abschalten und dem Wiederanfahren darf nicht zu viel Zeit vergehen, und der Lagekontrollverlust darf keine zu langsame Rotation des Satelliten zur Folge haben, sonst könnten Betriebsstoffe in Tanks und Rohrleitungen einfrieren, und andere Satellitensysteme beschädigt werden. Würde die Drehbewegung dagegen eine zu schnelle sein, könnte immer wieder gerade soviel Licht auf die Solarzellenausleger fallen, dass die elektrischen Systeme des Satelliten nicht vollständig abschalten, und es käme nicht zu einem Reset. Ergibt sich tatsächlich eine passende Gelegenheit, ist es an den Spezialisten bei OSC und Intelsat, schnell zu handeln. Dass der Satellit nach einem totalen Stromausfall bei anschließend ausreichend zur Verfügung stehender Energie in einen nominalen Betriebszustand geraten würde, legen labormäßige Tests jedenfalls nahe.
Seit dem 5. April 2010 lässt sich Galaxy 15 vom Boden aus nicht mehr kontrollieren. Möglich ist, dass dies auf einen Zeitraum mit erhöhter Sonnenaktivität zwischen dem 3. und dem 5. April 2010 zurückzuführen ist. Tobias Nassif, Intelsats Vizepräsident zuständig für Satellitenentwicklung und -Betrieb, ist jedoch nicht davon überzeugt, dass der Sonnensturm die Probleme an Bord des Satelliten ausgelöst hat, weil der Kontrollverlust ein so plötzlicher war. Hinsichtlich des tatsächlichen Ablaufs gebe es verschiedene Theorien, äußerte Nassif in einem Interview am 13. Oktober 2010.
Galaxy 15 alias G-15 ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 28.884 bzw. als Objekt 2005-041A.