Am vergangenen Wochenende ging der Kontakt zum gerade mal 10 Monate alten Forschungssatelliten verloren. Seitdem gelang es nicht mehr, die Kommunikation wieder herzustellen. Vermutet wird ein Versagen des Bordcomputers.
Ein Beitrag von Stefan Heykes. Quelle: NPOL/RIAN/Interfax.
Sond-PP ist das erste Projekt, das im Rahmen des russischen Programms zur „Erforschung fundamentaler Fragen mithilfe von Kleinsatelliten“ (MKA-FKI) gestartet wurde. Der Satellit selbst wird daher auch als MKA-PN1 bezeichnet (Kleinsatellit – Nutzlast 1). Die Hauptnutzlast Sond-PP ist dabei ein 2-Kanal-Mikrowellen-Radiometer. Zu dessen wichtigsten Aufgaben gehört die Beobachtung der Ozeane. So sollte dieses Instrument eine Karte des Salzgehalts der globalen Ozeane erstellen, außerdem diente es zur Beobachtung von Eisflächen an den Polen. Neben der Erforschung der Ozeane konnte dieses Instrument an Land auch die Vegetationsdichte bestimmen sowie Bodenfeuchte und Temperatur.
Als weitere Nutzlast besitzt MKA-PN1 das sogenannte „Hyperspektrometer“, dass in 150 Spektralkanälen die Erde aufnehmen kann. Solche Instrumente sind auf einer Vielzahl von Erdbeobachtungssatelliten installiert, da sie detaillierte Informationen liefern können, wie die jeweiligen Bodenverhältnisse, Vegetation usw. vor Ort beschaffen sind. Installiert sind diese Instrumente auf der ersten Einheit des von NPO Lawotschkin entwickelten Karat-Satellitenbusses. Viele Lösungen bei der Konstruktion sind brandneu und wurden erstmals bei MKA-PN1 getestet. Gestartet wurde der Satellit am 22.07.2012 gemeinsam mit einer ganzen Reihe anderer Satelliten, darunter auch der deutsche TET 1 sowie die baugleichen Erdbeobachtungssatelliten Kanopus-V (für Russland) und BKA (für Weißrussland), die beide vom russischen Unternehmen VNIIEM gebaut wurden.
Wie NPO-Lawotschkin-Direktor Wiktor Chartow gegenüber RIA Nowosti bestätigte, ging der Kontakt zum Satelliten am 1./2. Juni verloren. Nach vorläufigen Erkenntnissen kam es zu einem Versagen des Bordcomputers. Weitere Versuche, die Kommunikation wieder herzustellen, verliefen bis jetzt erfolglos. Die geplante Lebensdauer von MKA-PN1 lag bei mindestens 3 Jahren, damit reiht sich dieser Verlust in die traurige Serie vorzeitiger russischer Satellitenversager ein. So war das letzte von Lawotschkin gebaute Projekt die Marssonde Fobos-Grunt – hier kam es bereits unmittelbar nach dem Start zu einem Versagen der Bordelektronik. Und auch bei BKA gibt es bereits unbestätigte Gerüchte, dass Probleme aufgetreten sein sollen.
Russische Satelliten in deutscher Kooperation?
Die nach wie vor bestehenden Probleme insbesondere bei Lawotschkin betreffen auch deutsche und europäische Projekte. So ist das nächste gemeinsame Projekt der Röntgensatellit Spektr-RG – das größere seiner beiden Teleskope wird in Deutschland gebaut. Der Start dieses Observatoriums wird für Anfang 2015 erwartet. 2018 soll ExoMars starten. Der europäische Marsrover wird dabei von einer Landeplattform transportiert, die ebenfalls Lawotschkin entwickeln soll. Von daher ist zu hoffen, dass innerhalb des Unternehmens die richtigen Konsequenzen aus den Problemen bei MKA-PN1 und Fobos-Grunt gezogen werden.
In Bezug auf MKA-PN1 äußerte sich Chartow so, dass es sich bei dem Satelliten vor allem um ein günstiges Testexemplar gehandelt habe. Daher sei ein vorzeitiges Versagen bedauernswert und müsse untersucht werden, aber es sei ein einkalkuliertes Risiko. In Abhängigkeit von den Ergebnissen der Untersuchung hier wird sich eventuell der nächste Satellit dieser Serie verschieben. Derzeit ist der Start von MKA-PN2/Relek zur Erforschung relativistischer Elektronen aus dem Weltraum für diesen September geplant.
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