Fobos-Grunt – Russlands interplanetare Wiedergeburt

Zum ersten Mal seit dem Fehlschlag Mars 96 vor 15 Jahren wird Russland wieder eine Raumsonde starten. Das Ziel ist der Marsmond Phobos, von dem Proben zur Erde zurückgebracht werden sollen. Dabei wird als Passagier der chinesische Marsorbiter Yinghuo 1 mitgeführt.

Ein Beitrag von Stefan Heykes. Quelle: Lawotschkin, Roskosmos, IKI. Vertont von Peter Rittinger.

Roskosmos
Aufbau von Fobos-Grunt
(Bild: Roskosmos)

Der Start dieser Sonde soll am Abend des 8. November (21:16 Uhr MEZ) von Baikonur aus durchgeführt werden. Die Trägerrakete Zenit-2M wird den insgesamt gut 13 Tonnen schweren Komplex in einen niedrigen Erdorbit schießen. Von dort aus wird Fobos-Grunt mit dem eigenen Hauptantriebssystem (MDU) in die Marstransferbahn fliegen. Die MDU basiert auf der Fregat-SB, die bereits zweimal in diesem Jahr als Oberstufe einer Zenit-3F eingesetzt wurde. Sie besteht aus zwei Teilen, dem abwerfbaren Zusatztank SBB sowie der eigentlichen Stufe. Von der normalen Fregat unterscheidet sich die MDU dadurch, dass ihr eigenständige Steuerungselektronik und Energieversorgung fehlen. Dies wird von der Raumsonde übernommen. Dadurch kann sowohl Geld als auch Masse eingespart werden, außerdem kann die MDU so auch noch am Mars eingesetzt werden. Die Fregat hat hingegen nur eine Einsatzdauer von 24 Stunden. Möglich wird dies dadurch, dass der Fregat-Hersteller NPO Lawotschkin auch die Raumsonde Fobos-Grunt entwickelt hat.

Der Treibstoff des SBB wird während der ersten Zündung verbraucht, durch die Fobos-Grunt in einen hochelliptischen Parkorbit einschwenkt. Beim Durchgang durch den erdnächsten Punkt, das Perigäum, wird das Haupttriebwerk S5.92 erneut zünden und mit Treibstoff aus den Haupttanks die Raumsonde Richtung Mars schießen. Im Oktober 2012 wird Fobos-Grunt dann den Mars erreichen. In den Marsorbit wird die MDU mittels des übrigen Treibstoffes einbremsen. Anschließend hat sie ihre Aufgabe erfüllt und wird abgetrennt. Nun kann auch der Subsatellit Yinghuo 1 ausgesetzt werden und autonom seine Aufgaben erfüllen.

Die kommenden Monate wird Fobos-Grunt aus dem Orbit heraus den Mars und seinen Mond Phobos untersuchen und sich dabei Phobos annähern. Die Landung ist für Februar 2013 geplant. Bereits kurz danach soll die 270 kg schwere Rückkehrrakete mit 200 bis 400 Gramm Bodenmaterial zur Erde zurückstarten. Die Landung wird für August 2014 geplant. Danach soll der Lander von Fobos-Grunt weiter mit seinen vielfältigen Bordinstrumenten (zum Teil auch mit deutscher Beteiligung) Phobos untersuchen. Die Landekapsel enthält übrigens auch eine Vielzahl von Bakterien, deren Reaktion auf die Strahlenbelastung eines Marsfluges man nach der Landung erforschen will. Die Landekapsel wird eine harte Landung mit einer Aufprallgeschwindigkeit von rund 30 m/s in der Steppe Kasachstans durchführen. Das Landegebiet entspricht dabei etwa dem der bemannten Sojus-Kapseln.

Derzeit gehen die Startvorbereitungen von Fobos-Grunt in die Endphase. Es sind bereits alle Teile der Raumsonde betankt und im Wesentlichen getestet. Es fehlen noch die Verbindung mit der Trägerrakete und abschließende Tests des Gesamtsystems. Sobald diese durchgeführt sind wird die Rakete zum Startplatz gefahren und aufgerichtet werden.

Raumcon:

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