Flugzeugentführung zu Ehren von Challenger Astronautin

Ein geistig verwirrter Mann brachte ein Kleinflugzeug in seine Gewalt, um auf die Astronautin Judith Resnik aufmerksam zu machen, die 1986, bei der Challenger-Katastrophe, ums Leben kam.

Ein Beitrag von Dominik Mayer. Quelle: Space.com.

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Judith A. Resnik wurde am 5. April 1949 in Akron, Ohio geboren. Sie machte ihren Abschluss in Elektrotechnik an der Carnegie-Mellon University und ihren Doktortitel an der University of Maryland. Vor der Challenger-Katastrophe, war Resnik bereits auf der Mission STS 41-D.
(Bild: NASA)

Als er das Flugzeug am Sonntagmorgen, 5. Januar 2003, in seine Gewalt brachte und damit drohte, es in das Gebäude der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt zu steuern, löste er Furcht in der Finanzmetropole aus. Nach ungefähr zwei Stunden landete er und wurde verhaftet. Gegenüber einem Fernsehsender erklärte der Mann, er habe auf Judith Resnik, eine US-Astronautin, die 1986 bei der Explosion des Shuttles Challenger getötet wurde, aufmerksam machen wollen. Militärjets überflogen das Gebiet, als der zweisitzige Motorgleiter langsam über den Hochhäusern von Frankfurts Bankenviertel kreiste. Die Behörden ordneten die Evakuierung tausender Personen aus dem Hauptbahnhof, zwei Opernhäusern und einigen Wolkenkratzern an, welche an dem Sonntag Nachmittag gegen Ende der Weihnachtsferien fast leer standen.

Die Polizei identifizierte den Täter lediglich als 31 Jahre alten Mann aus Darmstadt, 40 Kilometer von Frankfurt entfernt, doch einige Fernsehsender berichteten er hieße Franz-Stephan Strambach und sei Student. „Ich möchte mein großes Idol Judith Resnik berühmt machen dadurch. Sie verdient mehr Aufmerksamkeit, sie war die erste jüdische Astronautin, möglicherweise deswegen wird sie gar nicht richtig beachtet,“ sagte er während er aus dem Flugzeug beim Nachrichtensender n-tv anrief. Per Funk stellte er seine Forderungen an die Luftraumkontrolle: Ein Fernsehinterview sowie ein Ferngespräch nach Baltimore in den Vereinigten Staaten. Später gestand er, er habe vorgehabt Selbstmord zu begehen, indem er das Flugzeug in den Main stürzen wollte. Die Polizei entsandte einen Hubschrauber um das Flugzeug von der Stadt wegzutreiben, während zwei Jagdflugzeuge der Deutschen Luftwaffe vom Typ Phantom über der Stadt kreisten. Die Sprecherin der Europäischen Zentralbank, Regina Schüller sagte, es wären 10 Mitarbeiter aus ihren Büros evakuiert worden. EZB-Präsident Wim Duisenberg habe sich nicht in dem Gebäude aufgehalten. Gegenüber n-tv erklärte der Mann, er wolle niemanden verletzen. Um 17:11 Uhr landete er schließlich am Frankfurter Flughafen, wo alle Flüge bis zu seiner Landung aus Sicherheitsgründen unterbrochen wurden.

Das Flugzeug war am Sonntag Nachmittag von einem Flugplatz in Babenhausen, südwestlich von Frankfurt, gestohlen worden. Der Mann drohte dem Piloten mit einer Pistole, übernahm dann die Kontrolle und hob ab. Laut Polizeiangaben war es zu dieser Zeit unklar ob die Waffe echt und geladen war. Ein Sprecher des Flugclubs Babenhausen gab an, dass es sich bei dem Flugzeug um einen einmotorigen, australischen Motorsegler „Super Diamond“ handelte, der den Club gehörte. Mit ausgeschaltetem Motor kann es als Segelflieger benutzt werden. Der Sprecher, der nicht namentlich genannt werden möchte, erklärte, der Mann sei nicht Mitglied des Clubs und hab um einen kurzen Flug gebeten bevor er den Gleiter entwendete.

Resnik war unter den sieben Astronauten, die starben, als das Shuttle Challenger am 28. Januar 1986, Sekunden nach dem Start von Cape Canaveral in Florida, explodierte. Strambachs Name erscheint als Webmaster einer Resnik gewidmeten Internetseite, auf der ihre Karriere, ihr Tod, und die Versuche an sie zu erinnern, dokumentiert sind. Hier findet sich auch die Position eines Kometen, der ihren Namen trägt. Anrufe an einen unter seinem Namen angemeldeten Telefonanschluss blieben unbeantwortet. Resniks Bruder Charles ist Radiologe an der University of Maryland in Baltimore und hat dazu beigetragen, eine Organisation zu leiten, die der Challenger-Crew gedenkt.

Die Frankfurter Polizei gab nicht bekannt mit wem der Pilot in Baltimore sprechen wollte. „Wir können nicht ausschließen, dass diese Person Kontakt zu dem Täter hate,“ erklärte der Frankfurter Polizeipräsident Harald Weiss-Bollandt auf einer Pressekonferenz. „Wir untersuchen das.“

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