Forscher der Universität von Queensland haben heute in Australien ein Scramjet-Triebwerk getestet, dessen Weiterentwicklung später einmal Flüge mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit in den oberen Atmosphärenschichten möglich machen soll.
Ein Beitrag von Michael Stein. Quelle: University of Queensland.
Um 11:35 Uhr (Ortszeit) begann das so genannte HyShot-Experiment mit dem Start einer Forschungsrakete des Typs Terrier Orion Mk70 vom Raketenstartplatz Woomera. Mit Hilfe dieser Höhenforschungsrakete wurde ein experimentelles Scramjet-Triebwerk auf einer parabelförmigen Bahn bis in eine Höhe von ca. 330 km transportiert, um anschließend annähernd senkrecht zurück zur Erde zu fallen. Zwischen 35 und 23 km Höhe wurde dann nach Erreichen einer Geschwindigkeit von Mach 7,6 (= 7,6-fache Schallgeschwindigkeit) das Sramjet-Triebwerk für ca. 5 Sekunden gezündet. Während dieser Zeit wurden verschiedene Messwerte von drei Bodenstationen aufgezeichnet, bevor das Triebwerk seinen Betrieb wieder einstellte und die Rakete samt Sramjet-Triebwerk schließlich am Boden zerschellte.
„Bisher ist alles nach Plan verlaufen. Der Start war ein Erfolg, und wir haben während des Fluges Daten empfangen“, so Dr. Allan Paull, Leiter des HyShot-Programms der University of Queensland in Australien. Obwohl alle Zeichen auf einen Erfolg hindeuteten, so Dr. Paull weiter, sei es noch zu früh um sagen zu können, dass das Scramjet-Experiment erfolgreich verlaufen sei.
Mit dem heutigen Versuch – so er denn erfolgreich verlaufen sein sollte – wäre erstmalig ein so genanntes Supersonic Ramjet– oder auch Scramjet-Triebwerk im Flug in Betrieb gewesen. Frühere Versuche unter anderem der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA wie auch im Rahmen des HyShot-Programms produzierten bisher nur Fehlschläge. Diese Staustrahltriebwerke sind für extreme Geschwindigkeiten oberhalb von etwa Mach 6 konzipiert. Im Gegensatz zu üblichen Flugzeugtriebwerken, bei denen Turbinenschaufeln die einströmende Luft erst komprimieren, bevor sie mit Treibstoff versetzt und anschließend das Luft-Treibstoff-Gemisch gezündet wird, haben Scramjet-Triebwerke keinerlei Turbinen, da die erforderliche Kompression der einströmenden Luft bei diesen hohen Geschwindigkeiten alleine durch eine entsprechend geformte Düse erreicht werden kann. Im Umkehrschluss bedeutet dies natürlich auch, dass solche Triebwerke bei geringen Geschwindigkeiten nicht arbeiten können.
Wenn in Zukunft Scramjet-Triebwerke einsatzbereit sein sollten, sind Geschwindigkeiten bis über Mach 20 möglich, was beispielsweise Interkontinentalflüge extrem verkürzen würde und auch für den Transport von kleineren Nutzlasten in niedrige Umlaufbahnen von Nutzen sein könnte. An dem HyShot-Programm ist eine Vielzahl von australischen, europäischen und asiatischen Partnern beteiligt, unter ihnen auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt.