Feng Yun 2C: Deorbiting durch Bahnanhebung

Nach Angaben des Chinesischen Meteorologischen Amts (CMA) wurde der ehemals Geostationäre Wettersatellit Feng Yun 2C zum 13. Dezember 2014 in einen Friedhofsorbit gesteuert und dort endgültig stillgelegt.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: CMA, Raumfahrer.net, WMO.

Unter Deorbiting versteht man eine gezielte Änderung des Orbits eines Erdsatelliten mit der Absicht, sinnvoll nutzbare und dementsprechend belegte Orbits nicht mit ausgedienten Raumfahrzeugen zu verstopfen.
Mit einem Deorbiting ist derzeit nicht notwendiger Weise ein gezielt herbeigeführter zerstörerischer Wiedereintritt in die Erdatmosphäre verbunden. Für ein solches Manöver haben die meisten der derzeit im All befindlichen Satelliten nicht genug Treibstoff an Bord. Für Satelliten im Geostationären Orbit (GEO) – rund 35.786 Kilometer über der Erde – wäre die benötigte Treibstoffmenge im Vergleich zu auf niedrigeren Erdumlaufbahnen befindlichen Satelliten außerdem höher.

CMA
Satellit vom Typ Feng Yun 2
(Bild: CMA)

Das CMA meldete mit Datum vom 26. Dezember 2014, am 10. Dezember 2014 sei mit den Arbeiten für das Deorbiting von Feng Yun 2C begonnen worden. Ihren Abschluss fanden diese Arbeiten laut CMA am 13. Dezember 2014 mit der Abschaltung aller an Bord des Satelliten befindlichen Instrumente.

Vor dem Deorbiting bewegte sich Feng Yun 2C zuletzt auf einer rund 5,8 Grad gegen den Erdäquator geneigten Bahn in rund 35.790 Kilometern über der Erde. Nach den chinesischerseits beschriebenen Arbeiten kann der Erdtrabant auf einem Orbit in Höhen zwischen 36.400 und 36.440 Kilometern über der Erde bei unveränderter Bahnneigung beobachtet werden. In Relation zum GEO wurde durch die Deorbiting-Arbeiten also ein Abstand von mindestens 600 Kilometern nach oben erzielt.

Feng Yun 2C befindet sich seit dem 19. Oktober 2004 im Weltraum. Der Satellit war auf einer Rakete des Typs Langer Marsch 3A vom chinesischen Satellitenstartzentrum Xichang (XSLC) aus ins All transportiert worden (Start ~ 1:30 Uhr UTC). Er wirkte als Nachfolger zweier Testsatelliten als erster chinesischer geostationärer Wettersatellit mit einem Einsatz im Regelbetrieb. Nach Angaben der CMA stellte der Satellit am 25. November 2009 seine Arbeit ein und sei danach als Reserve vorgehalten worden. Positioniert war er bei 123,5 Grad Ost im Geostationären Orbit. Die Auslegungsbetriebsdauer des Satelliten lag im Bereich von drei bis vier Jahren.

Der trommelförmige Satellit mit 2,1 Metern Durchmesser war spinstabilisiert und drehte sich nominell mit 98 Umdrehungen pro Minute. Der Hauptkörper des Satelliten ist 2,1 Meter lang, mit dem aufgesetzten, entdrallten Antennenmast insgesamt rund 4,5 Meter. Die Startmasse von Feng Yun 2C betrug nach Angaben der Weltorganisation für Meteorologie (World Meteorological Organization, WMO) rund 1.380 Kilogramm, als Leermasse des Satelliten werden 680 Kilogramm genannt.

Auf der Zylinderwand des Satelliten sind die zur Gewinnung elektrischer Energie verwendeten Solarzellen aufgebracht, welche die Satellitensysteme mit 300 Watt elektrischer Leistung versorgen konnten. Zur Stromspeicherung kam ein gegenüber den Testsatelliten von 17 auf 25 Amperestunden Kapazität erweiterter Akkumulatorensatz zum Einsatz.

Bestimmungen über die Vermeidung von Weltraumschrott erfordern die vollständige Abschaltung elektrischer Stromversorgungssysteme, wenn Satelliten außer Dienst gestellt werden. So hofft man beispielsweise Explosionsereignisse zu verhindern, bei denen Weltraumschrott entsteht, welcher eine Gefahr für andere Raumfahrzeuge darstellt. Angaben über die Trennung der Solarzellen von der Ladeschaltung und zur Entladung des Akkumulatorensatzes an Bord von Feng Yun 2C machte das CMA nicht.

Das Auseinanderbrechen einiger Satelliten in der Vergangenheit wurde mutmaßlich von versagenden Akkumulatoren verursacht. Beteiligt waren daran in der Regel ältere Akku-Konstruktionen ohne Lithium-Ionen-Zellen.

Befindet sich ein Satellit – beispielsweise in einem Friedhofsorbit – in freier Drift, können wegen der Umgebungsbedingungen im Weltraum heftige Temperaturwechsel geschehen, Störungen und Ausfälle des Thermalmanagements auftreten, Bauteile versagen und Strahlungsschäden vorkommen. Dabei ist es wünschenswert, wenn an Bord eines solchen Satelliten befindliche Akkumulatoren trotz allem nicht lecken oder bersten.

Wegen der Gefahr für andere Raumfahrzeuge ist es keinesfalls eine sinnvolle Alternative, einen ausgedienten Satelliten „einfach abzuschießen“, und dabei in eine „Schrottwolke“ zu verwandeln, wie es China mit dem polaren Wettersatelliten Feng Yun 1C am 11. Januar 2007 praktiziert hat. Das allenfalls als Macht- und Technologiedemonstration geeignete Manöver bereitet den Betreibern von unbemannten und bemannten Raumfahrzeugen noch heute, und auch in absehbarer Zukunft, regelmäßig Kopfzerbrechen und Aufwand.

Feng Yun 2C (FY-2C) ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 28.451 und als COSPAR-Objekt 2004-042A.

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