Express steht: AM 1 wird stillgelegt.

Die Russische Satellitenkommunikationsgesellschaft (Russian Satellite Communications Company, RSCC) teilte am 12. August 2013 mit, dass ihr Kommunikationssatellit Express-AM 1 außer Dienst gestellt und in einen Friedhofsorbit gebracht wird.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: comnews.ru, RIAN, RSCC, tdaily.ru.

Tsenki
Satellit des Typs Express-AM – Illustration
(Bild: Zenki)

Die Mitteilung erfolgte, ohne zunächst auf die Gründe für das vorzeitige Einsatzende des Satelliten einzugehen. Das am 30. Oktober 2004 auf einer Proton-K-Rakete mit Block-DM-2M-Oberstufe gestartete Raumfahrzeug war nach Angaben von RSCC zum 1. Februar 2005 in den Regelbetrieb gegangen. Als Auslegungsbetriebsdauer waren für diesen Satellitentyp ursprünglich 12 Jahre genannt worden. Erreicht wurden letztlich 5 Jahre und 3 Monate Regelbetrieb.

Zuletzt gestalteten sich die Nutzungsmöglichkeiten des Satelliten unter anderem nach einem Versagen von Komponenten an Bord am 24. April 2010, die für Korrekturen zur Verhinderung einer ansteigenden Bahnneigung benötigt werden, deutlich eingeschränkt. Beispielsweise war russisches Territorium durch den Satelliten nur noch rund 12 Stunden pro Tag erreichbar, meldete die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti.

Am 12. Oktober 2011 versagten Bauteile, die via Rotation der Nachführung der beiden Solarzellenausleger von Express-AM 1 dienten. Danach wurde der Satellit nach Angaben des Branchendienstes comnews.ru nur noch periodisch und ohne Garantie für die Qualität der ausgestrahlten Dienste eingesetzt.

Informationen von comnews.ru zufolge ist die Außerdienststellung nicht durch eine Versicherung abgedeckt. Der tatsächliche Grund für die notwendige Abschreibung von Express-AM 1 werde von einem aktuellen Versicherungsvertrag nicht erfasst.

Mit Komponenten von NEC/Toshiba Space Systems (NTSpace) in seiner Kommunikationsnutzlast ausgestattet war es ursprünglich Aufgabe des auf dem Satellitenbus Express-M alias 727M von NPO PM bzw. ISS Reschetnjow aufgebauten Erdtrabanten, von einer Position bei 40 Grad Ost im Geostationären Orbit aus, Gebiete in Europa, dem europäischen Teil Russlands, der GUS, Nordafrika und dem mittleren Osten mit digitalen Fernsehprogrammen sowie Sprach,- Video-, Daten- und Internetdiensten zu versorgen. Dazu kamen 9 C-Band, 18 Ku-Band- und ein L-Band-Transponder zum Einsatz.
Die Startmasse des Satelliten betrug rund 2.600 Kilogramm, von denen rund 570 auf die Kommunikationsnutzlast entfielen. Die maximale Leistungsaufnahme der Kommunikationsnutzlast lag bei rund 4,2 Kilowatt, die von den Solarzellen des Satelliten maximal zur Verfügung stellbare elektrische Leistung bei 6 Kilowatt.

Nach Angaben von RSCC habe man am 12. August 2013 mit Arbeiten begonnen, deren Ziel es ist, Express-AM 1 in einen sogenannten Friedhofsorbit zu bringen, nachdem Maßnahmen zur Reduktion der Gefahr von Defragmentierung durch Explosionen und zur Verhinderung unautorisierter Nutzung getroffen wurden. tdaily.ru meldete, der Satellit solle am 21. August 2013 in einen Friedhofsorbit gelangen. Erreichen möchte man laut tdaily.ru eine Bahn rund 300 Kilometer über dem Geostationären Orbit.

Als Ersatz will RSCC Express-AM 7 bei 40 Grad Ost im Geostationären Orbit einsetzen. Sein zukünftiger Betreiber hofft auf einen Start des neuen, auf der Plattform Eurostar E3000 von Astrium basierenden Satelliten im Herbst 2014. Das neue Raumfahrzeug wird mit seiner Ausstattung erheblich leistungsfähiger sein. Es erhält 30 C-Band-, 48 Ku-Band- und 2 L-Band-Transponder.
Express-AM 1 ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 28.463 bzw. als COSPAR-Objekt 2004-043A.

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