Mission der ISS-Expedition 31
Nach der Rückkehr der Kommandokapsel des Raumschiffes Sojus-TMA 02M zur Erde beschäftigte sich die zu diesem Zeitpunkt dreiköpfige Besatzung der Internationalen Raumstation überwiegend mit Routinearbeiten, Wartungsaufgaben und biomedizinischer Forschung. Am 15. Mai startete die Verstärkung zur ISS und koppelte zwei Tage später an.
Auf dem Forschungsprogramm standen insgesamt 200 Untersuchungen, die sich in verschiedenen Realisierungsstadien befanden. Ein Teil der Experimente ist außenbords angebracht und läuft vollautomatisch ab bzw. bedarf keinerlei Betreuung. So werden verschiedene Materialproben den Bedingungen des Weltraums ausgesetzt und erst nach Monaten geborgen und zur Erde zurück transportiert. Andere Messkomplexe sammeln automatisch Daten und übermitteln diese zu vorgesehenen Zeiten an Bodenstationen. Im Inneren gibt es ebenfalls eine Reihe automatisch ablaufender Experimente, die nur zu Wartungszwecken oder zu Probenwechsel betreut werden müssen.
Zum umfangreichen Programm gehörten Untersuchungen auf den Gebieten Medizin, Biologie, Physik, Materialwissenschaft, Astronomie/Kosmologie, Technik und eine ganze Reihe von Experimenten mit Bildungscharakter. So wurde es mit dem Night Pod Nodding Mechanism (ESA) möglich, eine Kamera durch eine abgestimmte Nickbewegung auch bei lichtarmen Zielen auf der Nachtseite der Erde unkompliziert so nachzuführen, dass scharfe Fotos entstehen. Die Kamera war zeitweilig in Cupola installiert und kann von Schülern und Studenten mit verwendet werden. Ein ähnliches Ziel verfolgt man mit den Projekten EarthKAM und ISS Agricultural Camera in Destiny (NASA). Bei letzterem werden vor allem land- und forstwirtschaftlich genutzte Gebiete ins Visier genommen und die gewonnenen Bilder in den Unterricht einbezogen.
Beim Experiment 2D-NanoTemplate (JAXA) werden zweidimensionale Schablonen im Nanometerbereich hergestellt, die ohne Auftrieb, Konvektion und Sedimentation besonders regelmäßig werden und in der medizinischen Forschung auf der Erde Anwendungn finden könnten. Forschungsgegenstände sind beispielsweise auch Verbindungshalbleiter (Alloy Semiconductor), der Biorhythmus des Menschen, der Nachweis von Genveränderungen durch Strahlung und weitere Bedingungen im Weltraum (Hair) oder die Langzeiterfassung von Röntgenstrahlungsquellen in All (MAXI).
Mit ISERV (NASA) und VISIR (Roskosmos) werden zwei automatische Systeme genutzt bzw. erprobt, die über ein eigenes Orientierungssystem verfügen und damit bei Überflug automatisch Bilder vorher angegebener Ziele machen können. Dabei werden ebenfalls die Beleuchtungsbedingungen sowie unterschiedliche Brennweiten berücksichtigt und die Aufnahmetechnik entsprechend nachgeführt.
Im Rahmen des Nanorack-Projekts werden unterschiedliche Nutzlasten unter Weltraumbedingungen getestet. Hier geht es darum, preiswert und zeitnah Forschungsvorhaben aus der Industrie zu realisieren. So werden Gewebe- oder Materialproben gelagert, Alltagsgeräte auf ihre Tauglichkeit für den Einsatz in Raumfahrzeugen getestet oder Bildungsprojekte realisiert. Die Nanoracks gelangten mit der ersten Dragon-Kapsel zur ISS, die die Station im Mai im Rahmen einer Erprobungsmission erfolgreich ansteuerte. Leider versäumte man es, die Experimente zu aktivieren, so dass sie praktisch unbenutzt auf die Erde zurückkehrten.
Neue russische Forschungen beschäftigten sich beispielsweise mit der besseren Erkennung und Ausfilterung von Luftschadstoffen. Hier kommt versuchsweise VERTEROK zum Einsatz, indem organische Spuren kurzzeitig ionisiert werden, um sie anschließend besser aus dem Luftstrom beseitigen zu können.
Das bereits erwähnte Dragon-Raumschiff startete am 22. Mai zur ISS, absolvierte am 24. Mai erfolgreich eine Reihe von Demonstrationsmanövern (Annäherung, Station Halten, Abbruch, Fluchtmanöver) und wurde schließlich am 25. Mai mit dem Stationsmanipulator Canadarm2 eingefangen und an Harmony-Nadir angekoppelt. Nach dem Entladen von 460 kg Fracht und dem Beladen mit etwa 600 kg Rückfracht und Abfall entließ man das Raumschiff am 31. Mai wieder. Die Kapsel wasserte erfolgreich im Pazifik.
Nach weiteren Forschungen endete die 31. ISS-Expedition mit Abkopplung und Landung von Sojus-TMA 3 mit Oleg Kononjenko, Don Pettit und Andre Kuipers am 1. Juli 2012.
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