Europäische Mars500-Teilnehmer vorgestellt

Die vier Europäer, die an einer simulierten Marsmission teilnehmen werden, wurden gestern der Öffentlichkeit vorgestellt. Im März 2009 werden zwei Teilnehmer der Gruppe, in der auch ein Deutscher ist, gemeinsam mit vier Russen eine spezielle Isolations-Station in Moskau beziehen.

Quelle: ESA.

Der Auswahlprozess, der mit 5.600 Bewerbern begonnen hatte, wurde mit der gestrigen Vorstellung der letzten 4 Teilnehmer im ESA Hauptquartier in Paris abgeschlossen.
„Diese vier Männer sind hoch motiviert!“ sagt Jennifer Ngo-Anh, Mars500-Programm-Managerin der ESA. „Natürlich sind sie abenteuerlustig und sehr ambitioniert aber sie sind nicht übermäßig konkurrenzbetont. Sie haben sich als gute Teamplayer gezeigt, was sie auch zu idealen Studienteilnehmern macht“.

Erste und zweite Crew
Nach einem zweimonatigen Training für ihre Mission werden zwei der Teilnehmer als Hauptbesatzung ausgewählt. Diese werden gemeinsam mit den von russischer Seite bestimmten Crewmitgliedern die speziell entworfene Isolations-Station in Moskau beziehen.

In einem Kooperationsprojekt zwischen dem ESA-Direktorat für bemannte Raumfahrt und dem russischen Institut für Biomedizinische Probleme (IBMP), wird die sechsköpfige Crew 105 Tage lang in der kürzlich fertiggestellten Einrichtung leben, essen, schlafen und arbeiten.

In dieser Zeit wird die Crew Teile einer simulierten Mars-Mission durchführen. Ihr Aufenthalt gehört zu den Vorbereitungen der vollen Mars500-Studie, die später im Jahre 2009 starten wird. Darin wird eine andere sechsköpfige Crew von der Außenwelt isoliert eine komplette 520-Tage-Marsmission erfüllen.

Ziel der Mars500-Studie ist es, Daten, Wissen und Erfahrungen zu sammeln, die dabei helfen, eine reale Marsmission vorzubereiten. Die Teilnehmer werden an wissenschaftlichen Experimenten teilnehmen, die den Effekt der Isolation auf verschiedene psychische und physische Aspekte wie Stress, Hormonregulierung, Immunität, Schlaf, Stimmung sowie die Effizienz von Nahrungsergänzungsmitteln untersuchen.

ESA - N. Imbert-Vier
Die europäischen Mars500-Teilnehmer (v.l.n.r.): Cedric Mabilotte, Oliver Knickel, Cyrille Fournier, Arc`hanmael Gaillard.
(Bild: ESA – N. Imbert-Vier)

Eine einzigartige Erfahrung
Es ist keine Überraschung zu hören, dass alle vier Männer stolz sind, ausgewählt worden zu sein. „Ich fühle mich geehrt und bin neugierig darauf, das Projekt durchzuführen“ sagt der Franzose Cedric Mabilotte (34) aus Paris. „Es ist eine einzigartige Erfahrung im Zentrum der derzeitigen Aktivitäten in der bemannten Raumfahrt. Das sind Geschichten, die wir noch unseren Enkeln erzählen werden!“

„Damit ist natürlich auch eine große Verantwortung verbunden“ fügt Airline-Pilot Cyrille Fournier (40) aus Frankreich hinzu. „Ich weiß, dass das Mars500-Programm wichtig für die ESA ist und – so hoffe ich – auch für die Erkundung des Weltraums. Man trägt also eine ziemlich große Verantwortung dafür, dass alle Experimente korrekt ablaufen und interessante Ergebnisse liefern.“

Die meisten von uns würden die Aussicht, 15 Wochen auf engstem Raum mit fünf anderen Menschen zu verbringen, wohl nicht genießen. Aber Arc`hanmael Gaillard (32), Elektronik-Ingenieur aus Rennes in Frankreich, ist überzeugt, die Herausforderung zu meistern. „Ich habe mehrere Jahre in Reinräumen gearbeitet, ich bin an enge Umgebungen gewöhnt“, sagt Gaillard. „Ich freue mich darauf, Lösungen vorzuschlagen, die letztlich die Bedingungen während einer echten Marsmission verbessern können.“

Die Teilnehmer haben bereits angefangen darüber nachzudenken, welche persönlichen Gegenstände sie mit in die Einrichtung nehmen wollen. Da der Platz beschränkt ist, kann nur pro Teilnehmer nur ein Standardkoffer mit persönlichen Gegenständen mitgenommen werden. Wie die anderen drei Teilnehmer, plant auch der Deutsche Oliver Knickel (28), ein Maschinenbauingenieur der Bundeswehr, nichts Großes mitzunehmen: „Vermutlich einige Familienfotos, Musik und Bücher. So kann ich lesen, um mir die Zeit zu vertreiben.“

Herausforderungen
Alle vier stimmen darin überein, dass es schwierig sein wird, so lange Zeit von Freunden und der Familie getrennt zu sein. Allerdings glaubt Knickel, dass die vollständige Beendigung der Studie seine größte Herausforderung darstellt. „Einzusteigen und erfolgreich teilzunehmen“, erklärt Knickel. „Nicht aufzugeben und die gesamte Mission erfüllen.“

„Das Schwierigste werden wahrscheinlich die kleinen Ereignisse des Alltags sein. Dinge, die wir nicht erwarten“, ergänzt Fournier. „Es ist einfacher sich auf Ereignisse einzustellen und sie zu planen, aber wenn unerwartete Dinge geschehen, die man nicht vorhersehen kann, muss man darauf eingestellt sein, damit klar zu kommen.“

„Der menschliche Faktor ist für mich am interessantesten und am komplexesten. Es wird eine tiefe soziale Erfahrung werden“, sagt Mabilotte. „Es wird keine Herausforderung im Sinne von „Schwierigkeit“ sein, sondern im Sinne einer wertvollen Erfahrung.“

Die vier Teilnehmen werden ihr Training im Januar in Moskau aufnehmen. Die sechsköpfige Crew soll die 105-Tage-Studie in der Isolations-Einrichtung am 24. März beginnen.

Interview mit dem deutschen Teilnehmer Oliver Knickel
ESA: Du bist unter den letzten vier Kandidaten, wie fühlst Du dich?

Knickel: Ich bin definitiv stolz darauf, unter den letzen Vieren zu sein. Es ist ein großartiges Gefühl, noch immer an der Studie teilzunehmen und die Möglichkeit zu haben, am Training in Moskau teilzunehmen.

E: Was war Deine Motivation, an Mars500 teilzunehmen?

K: Ich dachte, es wäre eine großartige Gelegenheit, in Etwas eingebunden zu sein, was am Ende dazu führt, dass Menschen den Mars erreichen können. Es ist auch toll in eine Studie eingebunden zu sein, die sich mit realen Weltraumfragen beschäftigt – und wie echte Astronauten zu trainieren.

E: Wie hast Du Dich, Deine Freunde und Familie darauf vorbereitet, so lange fort zu sein?

K: Das ist der schwierigste Teil. Ich bekomme viel Unterstützung von meiner Familie und meiner Freundin. Sie denken auch, dass es großartig ist, an dem Projekt teilzunehmen zu können. Natürlich wird es hart, so lange von ihnen getrennt zu sein.

E: Was wird Deine größte persönliche Herausforderung sein?

K: Die gesamte Studie an sich, denke ich. Einzusteigen und Teil davon zu werden. Die Mission erfolgreich zu bestreiten und die Probleme zu lösen, vor die wir gestellt werden. Während der langen Zeit nicht aufzugeben und die gesamte Mission erfolgreich abzuschließen.

E: Was denkst Du über die Station?

K: Die Anlage macht einen tollen Eindruck. Es war noch eine Baustelle und ich konnte sehen, welche Anstrengungen unternommen wurden, sie zu errichten. Die Station wuchs und entwickelte sich. Es ist eine hochtechnologisch ausgestatte Anlage – ich bin davon beeindruckt. Innen allerdings ist es tatsächlich ziemlich eng. Aber ich denke, ich muss diese Herausforderung annehmen.

E: Und der Kommandant?

K: Er ist ein Prachtkerl! Ein echter russischer Kosmonaut. Wir haben mit ihm zu Mittag gegessen und er hat uns die Station gezeigt. Ein interessanter und kluger Mensch.

E: Wie gut ist Dein Russisch?

K: Nicht annähernd so flüssig wie mein Englisch, aber ich denke, zum Kommunizieren reicht es.

Meldung von www.esa.de übernommen

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