Europa auf dem Mond

Eine Trägerrakete, ein Raumschiff aus zwei Modulen, ein Rover, mehrere stationäre Experimente – und das alles auch noch aus Europa. Wenn es so kommt, wie vom Raumfahrtunternehmen Astrium erhofft und geplant, dann sind dies die Zutaten für eine europäische Landemission am Südpol des Mondes im Jahre 2019.

Ein Beitrag von Hans Lammersen. Quelle: ESA.

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Der Lander nach den Plänen von Astrium
(Bild: ESA)

Im Jahre 2010 hatte die ESA den Auftrag für eine Studie erteilt, in der dargestellt werden sollte, wie ein Landegerät mit einer Nutzlast weich, zielgenau und unter Umgehung möglicher Gefahrenherde wie Geröll oder Kratern auf der Mondoberfläche landen kann. Bei der nun von Astrium vorgestellten „Preliminary System Requirement Review“ (etwa „Studie über vorläufige Systemanforderungen“) beschreibt das Unternehmen, wie der Lander funktionieren soll. Aktueller Anlass dazu ist eine wichtige ESA-Konferenz diesen Monat in Italien, wo unter anderem über die Fortführung des Projekts entschieden werden soll.

Das derzeitige Missionskonzept sieht so aus, dass eine Sojus-Trägerrakete das zweistufige Raumschiff (Transfermodul plus Lunar-Lander-Modul) in eine stark elliptische Umlaufbahn befördern soll. Dort trennt sich das Raumschiff von der Trägerrakete und schwenkt mit einem bordeigenen Antriebssystem in die Umlaufbahn um den Mond ein. Dort wiederum trennt sich das Lunar-Lander-Modul vom Transfermodul und landet auf der Mondoberfläche. Bei der Landung sollen Technologien demonstriert werden, die Objekte auf der Mondoberfläche erkennen (zum Beispiel Steine, Krater o.ä.) und Gefährdungen durch sie verhindern. Die eigentliche Landung wird durch ein auf optischer Basis funktionierendes Navigationssystem gesteuert. Teile der komplexen Landungstechnologien wurden bereits getestet. Sie basieren auch auf den mit dem ATV gesammelten Erkenntnissen und bedienen sich zum Teil dieser Technologien.

ESA
Die unterschiedlichen Phasen des Fluges nach der Planung von Astrium
(Bild: ESA)

Die Mission ist zuvorderst eine Technologie-Demonstration. Zu weitergehenden wissenschaftlichen Zwecken transportiert der Lander einen kleinen Mondrover, der nach der Landung, durch Sonnenenergie angetrieben, auf dem Mond herumfahren und wissenschaftliche Untersuchungen anstellen soll. Des Weiteren werden auch stationäre Experimente ausgesetzt. Die Forschungsphase soll im Rahmen der Basismission sechs Monate andauern und Aussagen über die Polregion des Mondes, aber auch Grundlagen für spätere, bemannte Missionen liefern (so diese denn jemals stattfinden werden). Der Planung nach soll der Start von Kourou in Französisch-Guayana Ende 2018 erfolgen, die Landung 2019. Die derzeitige Preiskalkulation liegt bei etwa 500 Millionen Euro.

Ob das Projekt weitergeführt wird, hängt von der kommenden ESA-Konferenz auf Ministerebene ab, die am 20. und 21. November 2012 in Neapel abgehalten wird, wo es unter anderem um weitere vertiefende Studien für den Lander geht. Sie hätten einen finanziellen Umfang von 90 Millionen Euro und sollen in erster Linie dazu dienen, die Technologien weiterzuentwickeln.

Ob der Lander dann wirklich gebaut wird, entscheidet sich jedoch erst im Jahre 2014, ebenfalls auf Ministerebene.

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