ESA will Artemis und Orbit-Slot an Avanti abgeben

Die Europäische Raumfahrtorganisation (ESA) möchte den experimentellen Kommunikations- und Datenrelaissatelliten Artemis an den britischen Kommunikationssatellitenbetreiber Avanti Communications PLC (Avanti) mit Sitz in London verkaufen.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: Avanti Communications PLC, ESA.

ESA / J. Huart
Artemis im All – Illustration
(Bild: ESA / J. Huart)

Im Dezember 2012 hatte die ESA private Satellitenbetreiber aufgefordert, Vorschläge für die Übernahme des Satelliten, seinen Betrieb über eine verbleibende Nutzungsperiode sowie seine endgültige Außerdienststellung zu machen, und gleichzeitig die Weitergabe ihrer Rechte an der Postion bei 21,5 Grad Ost Geostationären Orbit angeboten. Avanti, Eigentümer der beiden modernen Kommunikationssatelliten HYLAS 1 und HYLAS 2, hat offenbar ein Konzept vorgelegt, das die Zustimmung der ESA fand.

Neben dem am 12. Juli 2001 gestarteten Satelliten Artemis, welchem man noch eine verbleibende sinnvolle Einsatzzeit von zwei bis drei Jahren zutraut, wird Avanti auch das Recht auf die fortgesetzte Nutzung der Position im Geostationären Orbit, bei der Artemis sich aktuell befindet, und den bei der Regulierungsorganisation International Telecommunications Union (ITU) dafür registrierten Frequenzen übernehmen. Den Verkaufsvorgang möchte man bis Ende des Jahre 2013 abgewickelt haben.

Eine konkrete Summe, die Avanti an die ESA zahlen zu haben wird, wurde nicht bekannt, die beteiligten Partner sprechen von einem üblichen Betrag.

Gegenstand einer Verkaufsvereinbarung soll auch sein, dass die ESA den bei 21,5 Grad Ost auf inklinierter Bahn über Zentralafrika um den Äquator schwankenden Satelliten im Jahr 2014 verwenden darf, um Verbindungen zwischen dem letzten europäischen ISS-Versorger ATV 5 und dem zuständigen Kontrollzentrum im französischen Toulouse (ATV-CC) herzustellen und zu nutzen.

Avanti gab in einer Presseerklärung bekannt, dass man davon ausgeht, Artemis weitere drei Jahre betreiben zu können, auch wenn der Satellit seine Auslegungsbetriebsdauer von 10 Jahren bereits überschritten hat. Ende 2012 ging man bei der ESA davon aus, dass eine Stilllegung von Artemis 2014 erforderlich werde, und der Satellit dann in einen Friedhofsorbit zu schicken sei. Die (ursprüngliche) Mission von Artemis war im April 2012 offiziell für beendet erklärt worden.

Wie Avanti selbst Artemis künftig nutzen will, teilte das Unternehmen bisher nicht mit. Avanti spricht lediglich davon, die Position 21,5 Grad Ost eröffne neue Möglichkeiten. Auch ob Avanti den Satelliten tatsächlich selbst betreiben will, oder wie in die Vergangenheit auf einen Partner wie Inmarsat zurückgreift, wurde ebenfalls nicht bekannt.

Die ESA setzte Artemis insbesondere für die Demonstration neuer Kommunikations-Technologien ein. Entsprechend erfolgte die Namensgebung des Satelliten: Artemis steht für “Advanced Relay and Technology Mission” und heißt so viel wie fortgeschrittene Relais- und Technologiemission. Die Kommunikationstechnik von Artemis hat eine Masse von rund 550 Kilogramm. Bei Start lag die Masse des Satelliten zusammen mit rund 1.538 Kilogramm Betriebs- und Treibstoffen bei rund 3.105 Kilogramm.

Teil der Kommunikationstechnik sind ein SILEX genanntes Laser-Terminal und eine Geräteeinheit für das S/Ka-Band namens SKDR. Außerdem besitzt Artemis Komponenten zur L-Band-Kommunikation mit der Bezeichnung LLM (für L-band Land Mobile) sowie eine Navigationsnutzlast als Teil eines europäischen Systems zur Erhöhung der Genauigkeit von Satellitennavigation (EGNOS, European Geostationary Overlay System).

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