Das James-Webb-Weltraumteleskop hob am 25. Dezember um 13.20 Uhr MEZ mit einer Ariane-5-Rakete vom europäischen Weltraumbahnhof in Französisch-Guayana zu seiner spannenden Mission ab, um die Geheimnisse des Universums zu entschlüsseln. Eine Pressemitteilung der Europäischen Weltraumorganisation (ESA).
Quelle: ESA.
25. Dezember 2021 – Nach dem Start und der Trennung von der Trägerrakete bestätigte das Missionskontrollzentrum in Baltimore (USA), dass der Start erfolgreich verlaufen sei – das Webb-Teleskop habe seine Solarzellen entfaltet und befinde sich in einem guten Zustand.
Im kommenden Monat wird die Webb-Mission, eine internationale Partnerschaft zwischen der NASA, der ESA und der kanadischen Weltraumbehörde (CSA), an ihr Ziel reisen: dem zweiten Lagrange-Punkt (L2), wo sie das Universum im Infrarotbereich untersuchen wird.
„Der Start des Webb-Teleskops ist ein großer Meilenstein in der internationalen Zusammenarbeit, die diese Mission der nächsten Generation möglich gemacht hat. Ich möchte allen, die an der Planung, dem Bau und dem Start dieses ehrgeizigen Teleskops beteiligt waren, dafür danken, dass dieser Tag nun Wirklichkeit geworden ist. Wir stehen kurz davor, den neuen Blick des Webb-Teleskops auf das Universum und die spannenden wissenschaftlichen Entdeckungen, die es machen wird, zu erhalten“, sagt Josef Aschbacher, Generaldirektor der ESA.
„Das James-Webb-Weltraumteleskop steht für die Ambitionen der NASA und ihrer Partner, um uns auf dem Weg in die Zukunft voranzubringen“, sagt NASA-Administrator Bill Nelson. „Das Verheißungsvolle an der Web-Mission sind nicht die Entdeckungen, von denen wir wissen, dass wir sie machen werden, sondern vielmehr die Dinge, die wir hinsichtlich unseres Universums noch nicht verstehen oder die wir noch nicht ergründen können. Ich kann kaum erwarten, zu sehen, was dabei herauskommt!“
„Die CSA ist stolz darauf, wichtige Instrumente zu dieser umfassenden internationalen Partnerschaft beigesteuert zu haben, die Teil einer globalen Anstrengung ist, den nächsten großen wissenschaftlichen Sprung voranzutreiben. Die kanadischen Astronom*innen freuen sich darauf, die Daten des Webb-Satelliten zu nutzen und von den enormen wissenschaftlichen Möglichkeiten zu profitieren, die dieses einzigartige Observatorium bietet“, sagt CSA-Präsidentin Lisa Campbell.
Webbs Reise ins All
Die Webb-Beobachtungsstation musste für den Start sorgfältig in die speziell angepasste Ariane-5-Verkleidung eingefaltet werden, die etwa drei Minuten nach dem Start abgeworfen wurde. Anschließend begann Ariane 5 ein spezielles Rollmanöver, um den Webb-Satelliten vor der Sonnenstrahlung zu schützen. Nach 27 Minuten wurde das Teleskop von der Rakete getrennt und die Raketenoberstufe steuerte davon.
„Ich bin sehr froh und stolz, dass die vielseitige Verwendbarkeit und Zuverlässigkeit der Ariane 5 den Start einer so bahnbrechenden Mission ermöglicht hat. Dies ist eine Anerkennung der Fähigkeiten und des Engagements aller beteiligten Teams“, sagt Daniel Neuenschwander, ESA-Direktor für Raumtransport.
Das ESTRACK-Bodenstationsnetz der ESA spielte eine Schlüsselrolle bei der Verfolgung der Ariane 5 und des Webb-Teleskops nach dem Start bis zur Abtrennung von der Rakete.
Jetzt im Weltraum und auf dem Weg zum L2 wird das Webb-Teleskop eine komplexe Entfaltungsabfolge durchlaufen. In den folgenden Monaten werden die Instrumente in Betrieb genommen und ihre Leistungsfähigkeit wird getestet. Nach einem halben Jahr im All wird das Webb-Teleskop mit seinen wissenschaftlichen Routinebeobachtungen beginnen.
Mit Weitblick ins All
Webb wird weiter in unsere Ursprünge blicken: von den ersten Galaxien des Universums über die Geburt von Sternen und Planeten bis hin zu Exoplaneten mit dem Potenzial für Leben und unserem eigenen Sonnensystem.
„Die Idee für das Webb-Teleskop begann mit dem Traum der Astronom*innen, die Geburt der ersten Galaxien im frühen Universum zu beobachten. Das Teleskop wird jedoch viel mehr können, als alle erhofft hatten“, sagt Günther Hasinger, ESA-Direktor für Wissenschaft.
Die ESA hat zwei der vier wissenschaftlichen Instrumente an Bord der Webb beigetragen: NIRSpec und MIRI. „Es ist der hervorragenden Leistung der europäischen Industrie und Wissenschaft zu verdanken, dass die Entwicklung dieser komplexen Instrumente möglich war“, so Hasinger weiter.
„Wir freuen uns jetzt auf die schönen Bilder und Spektren, die das Webb-Teleskop liefern wird. Die europäische astronomische Gemeinschaft ist gespannt auf die Ergebnisse der 33 % verfügbaren Beobachtungszeit,die sie für das erste Jahr des Webb-Projekts gewonnen hat“, sagt Antonella Nota, ESA-Webb-Projektwissenschaftlerin.
Während der gesamten Dauer der Webb-Mission werden 15 ESA-Astronom*innen am Betrieb des Teleskops beteiligt sein.
ESA Start-Pressemappe
https://www.raumfahrer.net/wp-content/uploads/2021/01/Webb_LaunchKit_German.pdf
Über die Europäische Weltraumorganisation
Die Europäische Weltraumorganisation (ESA) ist das Tor Europas zum Weltraum.
Sie ist eine 1975 gegründete zwischenstaatliche Organisation, deren Aufgabe darin besteht, europäische Raumfahrtkapazitäten zu entwickeln und sicherzustellen, dass die Investitionen in die Raumfahrt den Bürgern in Europa und weltweit zugutekommen.
Die ESA hat 22 Mitgliedstaaten: Österreich, Belgien, die Tschechische Republik, Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Ungarn, Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Polen, Portugal, Rumänien, Spanien, Schweden, die Schweiz und das Vereinigte Königreich. Slowenien ist assoziiertes Mitglied. Slowenien, Lettland und Litauen sind assoziierte Mitglieder.
Die ESA arbeitet förmlich mit fünf anderen EU-Mitgliedstaaten zusammen. Auch Kanada nimmt im Rahmen eines Kooperationsabkommens an bestimmten ESA-Programmen teil.
Dank der Koordinierung der Finanzressourcen und Kompetenzen ihrer Mitgliedstaaten kann die ESA Programme und Tätigkeiten durchführen, die weit über die Möglichkeiten eines einzelnen europäischen Landes hinausgehen. Des Weiteren arbeitet sie eng mit der EU bei der Verwirklichung der Programme Galileo und Copernicus und mit Eumetsat bei der Entwicklung von Meteorologiemissionen zusammen.
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