ESA-Stationen unterstützen Spektr-RG

Europäische und russische Expertinnen und Experten haben kürzlich zusammengearbeitet, um gemeinsam Signale eines astrophysikalischen Weltraumobservatoriums zu empfangen. Dieses kartographiert Röntgenquellen in unserer Galaxie und darüber hinaus und entdeckt dabei bisher unbekannte supermassive Schwarze Löcher. Eine Information der Europäischen Raumfahrtagentur (European Space Agency, ESA).

Quelle: ESA.

Spektr-RG im All – Illustration.
(Bild: NPO Lavochkin)

Im Rahmen einer gemeinsamen Technologiedemonstration, die im April und im Mai durchgeführt wurde, nutzten die ESA, Roskosmos und das Institut für Weltraumforschung an der Russischen Akademie der Wissenschaften (IKI RAN) in Kooperation mit dem Unternehmen NPO S. A. Lawotschkin drei der ESA-Bodenstationen, um wichtige wissenschaftliche Daten der Mission Spektr-RG herunterzuladen.

Dieses astrophysikalische Observatorium wurde von Roskosmos mit deutscher Beteiligung unter der Leitung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt DLR entwickelt und befindet sich derzeit in einem Halo-Orbit um den Lagrange-Punkt L2, der etwa 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt ist. Von dort aus soll das Observatorium die Röntgenstrahlung des gesamten Himmels kartographieren und neue Röntgenquellen im Universum identifizieren, wie zum Beispiel supermassive Schwarze Löcher.

ESA-Stationen springen ein

In diesem Frühjahr lagen die russischen Bodenstationen, die normalerweise mit Spektr-RG kommunizieren, in ungünstigen geografischen Positionen. Deshalb sprangen die ESA-Expertinnen und Experten des Estrack-Bodenstationsnetzwerks ein und arbeiteten in enger Kooperation mit den Kollegen am Russischen Komplex zum Empfang Wissenschaftlicher Informationen (RKPNI).

ESA-Bodenstation New Norcia.
(Bild: ESA/D. O’Donnell, CC BY-SA 3.0 IGO)

Die drei 35-Meter-Antennen der ESA in Australien, Spanien und Argentinien wurden für eine Serie von 16 Kommunikationsdurchläufen mit Spektr-RG genutzt. Dabei wurden 6,5 GB wissenschaftlicher Daten heruntergeladen.

Diese Daten umfassten auch Bildaufnahmen der zwei Röntgenteleskope der Mission. Das Instrument ART-XC wurde von IKI RAN entwickelt und das Instrument eROSITA wurde vom Max-Planck-Institut für Extraterrestrische Physik (MPE) in Deutschland gebaut und wird auch von diesem betrieben.

Es war das erste Mal, dass ESA-Bodenstationen wissenschaftliche Daten von einem russischen Raumfahrzeug empfangen haben.

Vom niedrigen Erdorbit bis in die Tiefen des Weltalls

Das Estrack-Netzwerk umfasst sieben Stationen auf drei Kontinenten und bietet Kommunikationsverbindungen zu ESA-Raumfahrzeugen, die die Erde umkreisen, unsere Sonne vermessen, die Tiefen des Weltraums erforschen oder unser inneres Sonnensystem erkunden.

Das ESTRAC-Netz.
(Bild: ESA, CC BY-SA 3.0 IGO)

Die Stationen werden vom Europäischen Satellitenkontrollzentrum (ESOC) der ESA in Darmstadt aus betrieben und unterstützen auch Missionen der NASA, der chinesischen und japanischen Raumfahrtagenturen sowie europäischer Agenturen im Rahmen gegenseitiger Unterstützungsabkommen.

Zukünftige Kooperation

Diese erfolgreiche Kollaboration demonstriert, wie ESA- und Roskomos-Technologien zusammengebracht werden können und beweist so die Interoperabilität der beiden Weltraumagenturen.

Im Laufe dieses Jahres ist eine weitere, ähnliche Technologiedemonstration geplant, bei der eine russische Bodenstation wissenschaftliche Daten von zwei Mars-Missionen gleichzeitig empfangen wird: der ESA-Sonde Mars Express sowie des ExoMars-Spurengasorbiters (Trace Gas Orbiter, TGO) von ESA und Roskosmos.

Diese beiden Experimente legen den Grundstein für die zukünftige Zusammenarbeit zwischen der ESA und Roskosmos, die vielleicht sogar den Abschluss eines gegenseitigen Unterstützungsabkommens umfasst, im Rahmen dessen dann russische und europäische Wissenschafts- und Forschungsmissionen auf die Bodenstationen der jeweils anderen Weltraumagentur zugreifen können.

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