Sind wir allein im Universum, oder gibt es außerirdisches Leben? Gab es einmal Leben auf dem Mars? Die Europäische Weltraumorganisation (ESA) bietet Wissenschaftlern nun die seltene Gelegenheit, diesen grundlegenden Fragen, die die Menschheit seit Jahrhunderten beschäftigen, auf den Grund zu gehen.
Ein Beitrag von Karl Urban. Quelle: ESA.
Um herauszufinden, ob auf dem Mars jemals Leben entstehen konnte, will die ESA im Jahr 2009 eine Exobiologiemission mit der Bezeichnung ExoMars zum Roten Planeten starten. Im Rahmen dieser Mission, die Teil des Langzeitprogramms Aurora der ESA zur Vorbereitung künftiger bemannter Missionen ist, soll ein äußerst mobiler Roboter („Rover“) auf der Marsoberfläche aufsetzen.
Schlüssel des Erfolgs dieses wissenschaftlichen Spürvorhabens wird die Nutzlast des Rovers, Pasteur, sein, eine umfassende Zusammenstellung von Instrumenten, die die biologische Umgebung des Mars unter die Lupe nehmen sollen. Um sicherzugehen, daß die Startgelegenheit im Jahr 2009 genutzt wird, beginnt die ESA bereits jetzt mit der Festlegung der Experimente, aus denen sich die Nutzlast zusammensetzen wird.
Dementsprechend hat das Aurora-Programmbüro für die ExoMars-Mission kürzlich einen Ideenwettbewerb für Wissenschaftler veröffentlicht. Dieser Wettbewerb ist der erste Schritt in dem Prozeß, der für ExoMars und seine Pasteur-Nutzlast Forschung von allerhöchster Qualität gewährleisten soll. Ferner soll er die internationale Zusammenarbeit zwischen fachübergreifenden Wissenschaftlerteams fördern und die Mehrfachdurchführung von Projekten verhindern.
„Ich hoffe sehr, daß wir wie bereits in der Vergangenheit mit einem bedeutenden Beitrag der Wissenschaft zur Festlegung dieser spannenden Mission rechnen können“, meint Jorge Vago, der Studienwissenschaftler für ExoMars.
Die Nutzlastgelegenheit für ExoMars-Pasteur steht Experimentatoren aus allen Ländern offen; allerdings muß der Teamkoordinator für jeden Vorschlag in einem der ESA-Mitgliedstaaten ansässig sein. Vorschläge werden außerdem nur dann angenommen, wenn wissenschaftliche Einrichtungen aus mindestens drei europäischen Ländern daran beteiligt sind.
Wissenschaftler, die im Rahmen dieses Wettbewerbs Vorschläge einbringen wollen, werden gebeten, die auf der ExoMars-Pasteur-Webseite angegebenen Hinweise zu befolgen. Interessensbekundungen müssen bis zum 28. März eingehen; die Frist für die Einreichung der eigentlichen Vorschläge läuft am 14. Mai ab.
Hintergrund
Die Mission ExoMars soll, wie ihr Name nahelegt, bedeutende neue Einblicke in die Oberflächenumgebung des Roten Planeten vermitteln. Schwerpunktbereich wird die Exobiologie sein, die Suche nach Anzeichen für vergangenes oder gar gegenwärtiges Leben auf dem Mars.
An der genauen Konfiguration der Mission wird noch gearbeitet. Nach der jetzigen Planung soll der ExoMars-Orbiter ein Landemodul und einen Rover mit Solarantrieb auf der Marsoberfläche absetzen. Dieses mit einer Bohrvorrichtung und Werkzeugen für die Sammlung von Proben ausgerüstete, autonome Marsfahrzeug wird viele Monate damit verbringen, das rauhe Terrain zu erkunden und Bodenproben von Stellen zu analysieren, die für primitive Formen von Leben auf dem Mars in Frage kämen. Der Ausschuß der Teilnehmerstaaten für das Aurora-Programm hat vor kurzem eine Phase-A-Studie für ExoMars genehmigt, in der unter anderem die Möglichkeit einer Kombination des europäischen Vorhabens mit der französischen Mission Netlander geprüft werden soll.
Den endgültigen Beschluß über ExoMars wird der ESA-Rat auf seiner Tagung auf Ministerebene Ende 2004 fassen.