Die Space19+, die Ratstagung der ESA auf Ministerebene, schloss in Sevilla, Spanien, mit der Billigung des bisher ehrgeizigsten Plans für die Zukunft der ESA und des gesamten europäischen Raumfahrtsektors. Eine Information des ESA ESTEC.
Quelle: ESA.
Auf der Tagung kamen die in Europa für Raumfahrttätigkeiten zuständigen Minister zusammen. Ferner waren auch Vertreter Kanadas sowie Beobachter der EU anwesend.
Die Mitgliedstaaten wurden gebeten, ein umfassendes Programmpaket zu genehmigen, das den unabhängigen Zugang zum Weltraum und dessen Nutzung in den 2020er-Jahren für Europa sichert, die wachsende europäische Weltraumwirtschaft ankurbelt und bahnbrechende Entdeckungen bezüglich der Erde, unseres Sonnensystems und des Weltalls ermöglicht. Zugleich wurde die verantwortungsvolle Entscheidung getroffen, die Anstrengungen für die Sicherheit und den Schutz unseres Planeten zu verstärken.
Zum ersten Mal seit 25 Jahren wurde die Finanzierung für das herausragende inspirierende Wissenschaftliche Programm der ESA signifikant angehoben. Mit diesem Programm werden die Grenzen unseres Wissens darüber, wer wir sind und woher wir kommen, erweitert. Es ermöglicht unter anderem den gemeinsamen Einsatz des ersten Gravitationswellendetektors im Weltraum, LISA, und der Mission ATHENA zur Untersuchung schwarzer Löcher, um grundlegende Fortschritte im Verständnis der Physik des Universums zu erzielen. Zudem werden zur Unterstützung künftiger Missionen die Forschung und Entwicklung sowie die Laboratorien der ESA gestärkt und entsprechend umfangreiche Finanzmittel bereitgestellt.
Zusammen mit Partnern auf der ganzen Welt wird Europa dank seines fortlaufenden Engagements im Rahmen der Internationalen Raumstation bis 2030 sowie der Bereitstellung überlebenswichtiger Transport- und Wohnmodule für das Gateway, die erste Raumstation in der Mondumlaufbahn, in der Exploration des Weltraums eine zentrale Rolle spielen und sich weiter voranwagen als jemals zuvor. Den im Jahr 2009 eingestellten ESA-Astronauten werden auch weiterhin Flüge zugeteilt, bis jeder von ihnen einen zweiten Einsatz im All absolviert hat. Ferner wird das Verfahren für die Rekrutierung eines neuen Astronautenkorps zur Fortsetzung der europäischen Exploration in der erdnahen Umlaufbahn und darüber hinaus eingeleitet. Erstmals werden europäische Astronauten zum Mond aufbrechen. Zudem haben die Mitgliedstaaten die europäische Unterstützung einer bahnbrechenden Mission zur Rückführung von Mars-Bodenproben in Kooperation mit der NASA bestätigt.
Die ESA wird den kommerziellen Nutzen der Raumfahrt für Pioniere und Regierungen in den Mitgliedstaaten fördern und so die Wettbewerbsfähigkeit im NewSpace-Sektor stärken.
Sie wird die ersten voll flexiblen Satellitensysteme zur Integration in 5G-Netze sowie optische Technologie der nächsten Generation für das „Fibre in the Sky“-Netz entwickeln, was einen Wandel in der Industrie für Satellitenkommunikation darstellt. Die Satellitenkommunikation wird ihre Kräfte mit der Navigation bündeln, um die Satellitennavigation für den Mond zu erschließen, während kommerziellen Unternehmen über das NAVISP-Programm die Finanzierung neuer Anwendungen für Navigationstechnologien ermöglicht wird. Die Minister der ESA-Mitgliedstaaten haben zudem den reibungslosen Übergang zur nächsten Generation von Raumfahrzeugträgern, Ariane-6 und Vega-C, sichergestellt und grünes Licht für Space Rider, das neue wiederverwendbare Raumschiff der ESA, erteilt.
Die ESA-Mitgliedstaaten haben sich einer verantwortungsvollen Nutzung der Umwelt sowohl auf der Erde als auch im Weltraum verschrieben. Mit der Einleitung von 11 neuen Missionen, die insbesondere dem Klimawandel, der Arktis und Afrika gewidmet sind, wird die weltweite Führungsposition der ESA in der Erdbeobachtung weiter ausgebaut.
Darüber hinaus stellte die Genehmigung der Weltraumsicherheit als neuer grundlegender Pfeiler der ESA-Tätigkeiten eine bedeutende Entwicklung dar. Diese führt zu neuen Projekten in den Bereichen der Aufrechterhaltung einer optimalen Weltraumumgebung – durch die Entfernung gefährlicher Raumfahrtrückstände und Pläne für eine Automatisierung der Weltraumverkehrskontrolle – und der Früherkennung und Eindämmung von Schäden auf der Erde durch Gefahren aus dem Weltraum wie Asteroiden und Sonnensturmausbrüche. So werden im Rahmen der Mission Hera, einem gemeinsamen Vorhaben mit der NASA, Kapazitäten zur Bahnablenkung von Asteroiden getestet. Ferner wurden neue Investitionen auf dem Gebiet der Cyber-Resilienz und des Cyber-Trainings zugesagt.
In den kommenden Jahren wird die ESA ihre Beziehung zur Europäischen Union ausbauen und ihre interne strukturelle Flexibilität, ihre Wirksamkeit und ihre Effizienz steigern.
„Unsere 22 Mitgliedstaaten mit ihren regelmäßig wechselnden Regierungen zusammenzubringen und sich über solch inspirierende Vorhaben zu einigen, um eine gemeinsame Zukunft im Weltraum aufzubauen, mag auf dem Papier schier unmöglich erscheinen. Doch in den zwei Tagen in Sevilla haben wir gezeigt, dass es möglich ist“, so ESA-Generaldirektor Jan Wörner. „Es gelingt, weil wir zusammenarbeiten, um gute Programme zu entwickeln, engagiert sind und uns aktiv in ein langwieriges und gründliches Beschlussfassungsverfahren einbringen, das Wissenschaftler, Industrie und nationale Delegationen einbezieht.“
„Gemeinsam haben wir eine Struktur eingerichtet, in der Inspiration, Wettbewerbsfähigkeit und Verantwortung unsere Maßnahmen für die kommenden Jahre untermauern, wobei die ESA und Europa mit ehrgeizigen neuen Missionen und Wachstumszielen zusammen mit einer breiten Industriebasis ihre bisherigen Errungenschaften übertreffen.“
Manuel Heitor, Ko-Vorsitzender und portugiesischer Minister für Wissenschaft, Technologie und Hochschulwesen, erklärte: „Heute auf der Space19+ in Sevilla haben die Minister der ESA-Mitgliedstaaten eine weitere Etappe zur Förderung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Raumfahrtsektor gemeistert. Wir haben ein ehrgeiziges Portfolio an Weltraumprogrammen genehmigt und uns mit den Herausforderungen der Raumfahrtbranche auseinandergesetzt. Wir haben alle ESA-Mitgliedstaaten aufgefordert, eine kontinuierliche Bestandsaufnahme ihrer Raumfahrttätigkeiten vorzunehmen und die Rolle der ESA in Europa in enger Abstimmung mit der Europäischen Kommission zu stärken. Zudem haben wir die ESA-Mitgliedstaaten gebeten, gemeinsam mit der ESA die notwendigen Schritte für eine Modernisierung der Industriepolitik der ESA auszuarbeiten und eine Weiterentwicklung der Organisation zu gewährleisten, die einem sich stets wandelnden Umfeld, sich ständig verändernden Märkten und dem rasanten digitalen Wandel unserer Gesellschaft gerecht wird.“
Die Ko-Vorsitzende französische Ministerin für Hochschulwesen, Forschung und Innovation, Frédérique Vidal, erklärte: „Die Space19+ hat die Bedeutung des Weltraums als für unseren Alltag unerlässliche Infrastruktur bewiesen. Dank der herausragenden Leistungen des Raumfahrtsektors ist Europa in der Lage, menschliche und gesellschaftliche Herausforderungen wie Klimawandel und Schutz und Sicherheit in und aus dem Weltraum gemeinsam anzugehen. Mit ihren Beitragszeichnungen der Programme haben die ESA-Mitgliedstaaten einen großen Schritt getan, um sich diesen globalen Herausforderungen auch weiterhin zu stellen und die nachfolgenden Generationen zu inspirieren. Die umfassenden Verpflichtungen, die auf der Ministerratstagung in Sevilla eingegangen wurden, ermöglichen eine weitere Stärkung der europäischen Spitzenkompetenzen in der Raumfahrt und bedeuten zugleich ein kollektives Engagement gegenüber unseren europäischen Mitbürgern.“
Die vollständige Aufstellung der auf der Space19+ gefassten Beschlüsse, einschließlich der genauen Finanzierung seitens der jeweiligen Mitgliedstaaten, ist unter Resolution 1, Resolution 2, Resolution 3, Charts abrufbar.
Über die Europäische Weltraumorganisation
Die Europäische Weltraumorganisation (ESA) ist das Tor Europas zum Weltraum.
Sie ist eine 1975 gegründete zwischenstaatliche Organisation, deren Aufgabe darin besteht, europäische Raumfahrtkapazitäten zu entwickeln und sicherzustellen, dass die Investitionen in die Raumfahrt den Bürgern in Europa und weltweit zugutekommen.
Die ESA hat 22 Mitgliedstaaten: Österreich, Belgien, die Tschechische Republik, Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Ungarn, Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Polen, Portugal, Rumänien, Spanien, Schweden, die Schweiz und das Vereinigte Königreich. 20 sind Mitgliedstaaten der EU.
Die ESA arbeitet förmlich mit sieben anderen EU-Mitgliedstaaten zusammen. Auch Kanada nimmt im Rahmen eines Kooperationsabkommens an bestimmten ESA-Programmen teil.
Dank der Koordinierung der Finanzressourcen und Kompetenzen ihrer Mitgliedstaaten kann die ESA Programme und Tätigkeiten durchführen, die weit über die Möglichkeiten eines einzelnen europäischen Landes hinausgehen. Des Weiteren arbeitet sie eng mit der EU bei der Verwirklichung der Programme Galileo und Copernicus.
Die ESA entwickelt Raumfahrzeugträger, Satelliten und Bodenanlagen, um sicherzustellen, dass Europa bei Raumfahrtvorhaben weltweit an der Spitze bleibt. Heute entwickelt sie und startet Erdbeobachtungs-, Navigations-, Telekommunikations- und Astronomiesatelliten, schickt Raumsonden in entlegene Regionen des Sonnensystems und beteiligt sich an der bemannten Exploration des Weltraums.
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