Erstes Zusammentreffen des Ariane 6 Zentralkörpers mit der Startrampe

Das erste Ariane 6 Herzstück ist an seinem Startplatz am Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana angekommen. Ein entscheidender Schritt zur Durchführung der kombinierten Trägerraketen-Tests, die in Verantwortung der Europäischen Raumfahrtagentur ESA von einem Team von ESA, ArianeGroup und der französischen Raumfahrtagentur CNES durchgeführt werden. Eine Pressemitteilung der ArianeGroup.

Quelle: ArianeGroup 12. Juli 2022.

(Bild: ESA CNES ArianeGroup Arianespace CSG Service Optique)

Kourou, 12. Juli 2022 – Der Zentralkörper der Ariane 6 (bestehend aus der Zentral- und der Oberstufe) hat nach dem Zusammenbau am 23. Juni 2022 erstmals die Montage-Halle (Bâtiment d’Assemblage Lanceur – BAL) verlassen und ist an seinem neuen Startplatz angekommen. Für den Bau der Startrampe am europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana ist die französische Raumfahrtagentur CNES verantwortlich. Der Transport – ein mit Spannung erwarteter und entscheidender Schritt – oblag einem Team von ESA, ArianeGroup und CNES.

(Bild: ESA CNES ArianeGroup Arianespace CSG Service Optique)

„Nach Jahren paralleler Arbeit in den Werken in Europa und an diesem ganz besonderen Ort ist das Eintreffen der ersten Ariane 6 an ihrem Startplatz ein wichtiger und symbolträchtiger Moment. Mit der Ankunft der ersten kompletten Trägerrakete auf ihrer Startrampe treten wir in die entscheidende Phase der kombinierten Tests, um auf der Basis der gemeinsam entwickelten innovativen Technologien die Qualifikation von Ariane 6 voranzutreiben. Dies ist ein wichtiger Schritt in der Entwicklung der Trägerrakete auf dem Weg zu ihrem Erst-Flug und dem Start der Produktion, mit der wir den Erwartungen der institutionellen und kommerziellen Kunden von Arianespace gerecht werden wollen“, sagte André-Hubert Roussel, CEO von ArianeGroup. „In diesem entscheidenden Moment arbeiten alle unsere Teams – bei ArianeGroup, CNES und ESA – mit Hochdruck an einem erfolgreichen Abschluss der kombinierten Tests. Der Austausch von Know-how, eine enge Zusammenarbeit und die gegenseitige Bereicherung sind dabei von entscheidender Bedeutung. Wir sind von dem Engagement und der einzigartigen Expertise der Teams tief beeindruckt.“

„Es ist ein Erfolg, dass die ELA4-Startrampe jetzt kombiniert wird mit der Ariane 6, einer Trägerrakete, die den Zugang zum Weltraum für einen ganzen Kontinent sicherstellt. Dieser entscheidende und konkrete Schritt in der Umsetzung des Programms ist nun abgeschlossen“, sagte Philippe Baptiste, Vorsitzender und CEO von CNES. „Ich möchte allen Teams von CNES, ArianeGroup und ESA gratulieren, die zu diesem neuen Erfolg beigetragen haben. Die kombinierten Tests werden nun im Rahmen der europäischen Zusammenarbeit in der Raumfahrt weiter geführt, und alles ist bereit, damit Ariane 6 so bald wie möglich für ihren Erstflug qualifiziert wird und Europa sich damit einen Spitzenplatz im All sichern kann.“

(Bild: ESA CNES ArianeGroup Arianespace CSG Service Optique)

Daniel Neuenschwander, ESA-Direktor für Raumtransport, sagte: „Ich freue mich über die soliden Fortschritte auf dem Weg zum Erstflug. Ariane 6 markiert eine neue Ära der zuverlässigen, wettbewerbsfähigen und autonomen europäischen Raumfahrt. Ariane 6 ist auch die Grundlage für eine Reihe von Entwicklungen, die unsere Führungsposition bis in die 2030er Jahre sichern werden.“

Nachdem sich die Tore der Montagehalle (BAL) öffneten, legte das aus den beiden kryogenen Stufen (Haupt- und Oberstufe) bestehende Herzstück der Ariane 6 die 800 Meter lange Strecke bis zum Startplatz in horizontaler Lage mit einer Geschwindigkeit von 3 km/h in rund 20 Minuten zurück. Die Beförderung übernahmen vier fahrerlose Transportfahrzeuge (Automated Guided Vehicles – AGV).

(Bild: ESA CNES ArianeGroup Arianespace CSG Service Optique)

Im Anschluss daran wurde der Zentralkörper in einem sorgfältig abgestimmten Manöver von zwei fahrerlosen Transportfahrzeugen und einem Portalkran mit Traverse von der Waagerechten in die Senkrechte gebracht. Danach erfolgte eine Drehung um 180 Grad, um den Anschluss an die Befüllungs- und Entleerungsvorrichtungen der Startrampe zu ermöglichen.

Schließlich wurde der Zentralkörper abgesetzt und wird in einem nächsten Schritt mit den vier Feststoffboostern zu einer Ariane-64-Konfiguration verbunden. Zum Einsatz kamen dabei drei Attrappen (Pylone) und das erste Modell des ESR-Boosters (Equipped Solid Rocket) der Ariane 6, das am 2. Juli in vertikaler Position zum Startplatz transportiert worden war und mit dem Flugmodell identisch ist. Der Treibstoff ist während der kombinierten Tests inaktiv.

Eine der wichtigsten Änderungen in der Endmontage ist, dass der Zentralköpers erst am Startplatz in die Senkrechte gebracht wird. Damit wird die Produktion der Ariane 6 besonders effizient.

Ziel der kombinierten Tests ist die Erprobung aller Schnittstellen und die reibungslose Kommunikation zwischen Ariane 6 und der Startrampe. Zudem werden die Flug- und Kontroll-Softwareprogramme sowie die Befüllung und Entleerung der Tanks erprobt, die für den reibungslosen Ablauf einer Startsequenz unerlässlich sind.

(Bild: ESA CNES ArianeGroup Arianespace CSG Service Optique)

Die Composite-Struktur (Upper Composite) besteht im Wesentlichen aus der Nutzlastverkleidung und der Nutzlast. Sie wird im nächsten Schritt auf den Zentralkörper montiert. Nach Befüllung der Tanks wird dann das Vulcain-2.1-Triebwerk der Zentralstufe gezündet – natürlich ohne dass die Rakete abhebt. Dabei dient der Startplatz erstmals als Prüfstand.

Parallel dazu werden die Testzündungen einer kompletten Ariane-6-Oberstufe auf dem Gelände des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Lampoldshausen in Deutschland vorbereitet.

Ariane 6 ist ein Programm der Europäischen Weltraumorganisation ESA, die für die gesamte Startarchitektur und die Finanzierung verantwortlich ist. ArianeGroup als Hauptauftragnehmer ist – in Zusammenarbeit mit Industriepartnern – für Entwicklung und Bau der gesamten Trägerrakete verantwortlich. Die Vermarktung des Trägersystems übernimmt das Tochterunternehmen Arianespace. Die französische Raumfahrtagentur CNES ist für den Bau des Startplatzes in Kourou sowie für die dort durchzuführenden Tests verantwortlich.

Über ArianeGroup
ArianeGroup, Hauptauftragnehmer der europäischen Trägerraketen Ariane 5 und Ariane 6, ist für die gesamte Produktionskette der Träger verantwortlich – vom Entwurf über die vollständige Fertigung bis hin zu Vermarktung und Betrieb über sein Tochterunternehmen Arianespace. ArianeGroup beschäftigt ca. 7000 hochqualifizierte Mitarbeiter in Frankreich und Deutschland und ist ein zu gleichen Teilen von Airbus und Safran gehaltenes Joint Venture. Das Unternehmen ist zudem Hauptauftragnehmer für die ballistischen Trägerraketen der französischen Marine. ArianeGroup und die Tochterunternehmen sind weltweit anerkannte Spezialisten für Raumfahrtausrüstungen und -antriebe, Services und Weltraumüberwachung. Ihr Know-how findet auch in anderen Industriezweigen und in der kritischen Infrastruktur Anwendung. Der Konzernumsatz betrug im Jahr 2021 rund 3,1 Milliarden Euro.

Über CNES
Das Centre National d’Etudes Spatiales (CNES) ist eine staatliche französische Agentur, die der Regierung die Raumfahrtpolitik vorschlägt und sie in Europa umsetzt. Sie entwirft und bringt Satelliten in die Umlaufbahn, entwickelt die Raumfahrtsysteme von morgen und fördert die Einführung neuer, für den Alltag nützlicher Dienste. Das 1961 gegründete CNES initiiert große Raumfahrtprojekte, entwickelt Trägerraketen und Satelliten und ist ein Innovationspartner der Industrie. CNES beschäftigt fast 2.400 Mitarbeiter, Männer und Frauen, die sich für den Weltraum begeistern, der unendlich viele innovative Anwendungsbereiche eröffnet. CNES ist in fünf Bereichen tätig: Ariane-Trägerrakete, wissenschaftliche Forschung, Beobachtung, Telekommunikation und Verteidigung. Das CNES ist ein wichtiger Akteur der technologischen Innovation, der wirtschaftlichen Entwicklung und der Industriepolitik in Frankreich. Die Agentur geht auch wissenschaftliche Partnerschaften ein und ist an zahlreichen internationalen Projekten beteiligt. Frankreich, vertreten durch die CNES, ist einer der wichtigsten Beitragszahler der Europäischen Weltraumagentur ESA.

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