Das erste japanische Frachtraumschiff zur Versorgung der Internationalen Raumstation ist am 10. September, gegen 19.02 Uhr MESZ vom Raumhafen in Tanegashima gestartet.
Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: JAXA, SpaceflightNow, Raumcon.
Das HTV 1 wurde an der Spitze einer ebenfalls neuen japanischen Trägerrakete, der H II-B, ins All gebracht. Diese Rakete hat gegenüber der H II eine deutlich vergrößerte Erststufe sowie 4 seitlich angebrachte Booster zur Unterstützung in der Startphase. Die insgesamt 6 Triebwerke bringen beim Start einen Schub von 8.372 kN, welche die 551 t schwere Rakete beschleunigen.
Die H II-B ist in der Lage, 16,5 t Nutzlast in eine erdnahe Bahn oder etwa 8 t in einen Geostationären Transferorbit zu bringen. Das HTV hat einen niedrigen Erdorbit als Ziel, nämlich den der Internationale Raumstation. Hier soll es nach siebentägigem Flug eintreffen. Da es sich um die erste deratige Mission handelt, werden zuvor noch einige Tests durchgeführt.
114 Sekunden nach dem Start waren die Booster ausgebrannt und wurden 10 bzw. 13 Sekunden später paarweise abgeworfen. Nach 3:40 Minuten wurde die Nutzlastverkleidung abgetrennt. Nach 5 Minuten und 47 Sekunden schaltete die erste Stufe ab und wurde 7 Sekunden später abgeworfen. Nach 6:01 min zündete die zweite Stufe, die für insgesamt 534 Sekunden in Betrieb war und das HTV auf eine Bahn zwischen 185 und 301 Kilometern Höhe bei einer Bahnneigung von 51,66 Grad brachte. Nach 15 Minuten und 11 Sekunden wurde die Oberstufe abgetrennt und das Raumfahrzeug auf seiner Bahn separiert.
Das HTV ist zylindrisch, 9,80 m lang, 4,40 m im Durchmesser und hat leer eine Masse von 10,5 Tonnen. 6 Tonnen Nutzlast, davon 4,5 in einer unter Druck stehenden Innensektion (3,14 m x 4,40 m) und 1,5 in einer Außensektion (3,5 m x 4,40 m) kann der japanische Frachter transportieren. Beim Jungernflug sind es allerdings nur knapp 5 Tonnen, darunter frische Nahrungsmittel.
In den kommenden Tagen stehen verschiedene Manöver zur Annäherung an die Raumstation und zu Testzwecken an. Die ersten Bahnkorrekturen werden nach siebeneinhalb bzw. neundreiviertel Stunden Flugzeit durchgeführt. Am 12. September wird in großem Abstand zur ISS ein Abbruchmanöver simuliert. Nach einer gründlichen Auswertung dieses Manövers wird das HTV erst am 16. September in etwa auf die Bahnhöhe der Raumstation angehoben. Am 17. September sind für 3.32 Uhr und 4.23 Uhr zwei Manöver geplant, welche den Frachter direkt unterhalb der ISS positionieren. Von hier aus erreicht das Raumfahrzeug durch mehrere weitere Bahnanhebungen und nach Etablierung der direkten Datenkommunikation zwischen HTV und ISS den sogenannten Rendezvous Insertion Point, 500 Meter unter der Station.
Zwei Zwischenstopps in 300 bzw. 30 Metern Entfernung sind für 18.48 Uhr und 20.43 Uhr MESZ eingeplant, bevor das HTV gegen 21.29 Uhr MESZ den Erfassungspunkt erreicht. Hier wird es mittels seiner 32 Düsen relativ zur ISS in einer Ruheposition verharren und soll mittels Stationsmanipulator wenige Minuten darauf erfasst werden. Für dieses erstmalige Manöver haben Nicole Stott und ihre Kollegen an Bord der Internationalen Raumstation in den zurückliegenden Wochen trainiert.
HTV wird anschließend, wenn alles glatt geht, am unteren Kopplungsaggregat des Harmony-Moduls angekoppelt und dort für etwa 3 Wochen verbleiben. Die Fracht wird entladen, stattdessen werden nicht mehr benötigte Gegenstände verstaut. Nach dem Abkoppeln wird der Frachter in die dichten Schichten der Erdatmosphäre gelenkt, wo er verglüht.
Bisher sind 6 derartige Frachter eingeplant, die jährlich starten sollen. Die NASA hat aber bei der japanischen Weltraumbehörde nachgefragt, ob sie eventuell mehrere weitere HTV für Transportzwecke mieten kann.
Das HTV 1 ist katalogisiert mit der NORAD-Nr. 35817 bzw. als COSPAR-Objekt 2009-048A.
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