Erster Lebensfunke des Triebwerks der Vega-Zweitstufe

Die kleine Trägerrakete Vega der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) hat heute mit dem erfolgreichen ersten Probelauf des Triebwerks Zefiro 23 ihrer Zweitstufe einen weiteren Schritt auf dem Weg zu ihrem Jungfernflug Ende nächsten Jahres absolviert.

Ein Beitrag von Ingo Froeschmann. Quelle: ESA.

Der Heißlauf fand auf dem Prüfstand des Testzentrums des italienischen Verteidigungsministeriums in Salto di Quirra auf Sardinien statt. Das 7,5 Meter hohe Triebwerk mit einem Durchmesser von 2 Metern und einem Leichtbau-Gehäuse aus kohlefaserverstärktem Epoxidharz lieferte einen Schub von über 100 Tonnen (1.070 kN) bei der Verbrennung von rund 24 Tonnen Festtreibstoff in 75 Sekunden.
Bei diesem Probelauf wurden zahlreiche Daten gesammelt, die nun analysiert werden, um die technischen Kenntnisse über das Verhalten des Triebwerks zu verbessern und die künftige Leistung des Trägers zu verfeinern. Außerdem wurden verschiedene Untersysteme wie das Schubvektorsteuerungssystem getestet, das der Steuerung der Schubdüse des Triebwerks während des Flugs dient. Nach diesem Erfolg wird das Triebwerk die kritische Entwurfsüberprüfung durchlaufen, um seine technischen Daten endgültig festzulegen.

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Grafische Darstellung der Vega beim Start.
(Bild: ESA)

Das von Avio in Colleferro bei Rom gebaute Triebwerk Zefiro 23 ist das Herzstück der Zweitstufe des Vega-Trägers. Der erste Probelauf des Triebwerks der Drittstufe – Zefiro 9 – fand im Dezember 2005 statt. Diesen beiden im Rahmen des ESA-Programms zur Entwicklung der Vega durchgeführten Probeläufen gingen drei Heißläufe des Zefiro 16-Demonstrators in den Jahren 1998, 1999 und 2000 voraus. Zefiro 23 und Zefiro 9 werden noch jeweils einen weiteren Bodentest absolvieren, um ihre Entwicklung und Qualifizierung abzuschließen.

Zefiro 23 ist eines der größten Feststofftriebwerke mit Verbundwerkstoffgehäuse, das je in Westeuropa einem Probelauf unterzogen wurde“, sagte Antonio Fabrizi, der ESA-Direktor für Raumfahrzeugträgerprogramme. „Es wird jedoch in Kürze vom Triebwerk P80 der Vega-Erststufe mit einer Treibsatzmasse von 88 Tonnen überholt, dessen Heißlauf im November in Kourou, Französisch-Guayana, geplant ist.“
„Mit der Zündung dieses neuen Triebwerks passiert das Programm Vega pünktlich den nächsten Meilenstein“, so Fabrizi weiter. „Ich beglückwünsche unser Industrieteam und unseren Partner, die italienische Raumfahrtagentur, zu diesem Erfolg. Nun wollen wir alles daran setzen, um sicherzustellen, dass wir unseren Zeitplan auch für die nächsten Phasen einhalten“.

Der Erstflug der Vega ist derzeit für Ende 2007 vom europäischen Raumflughafen in Französisch-Guayana aus vorgesehen.

Die Trägerrakete Vega für Kleinsatelliten wird seit 1998 entwickelt. An dem Projekt sind sieben Mitgliedstaaten der ESA (Italien, Frankreich, Belgien, die Schweiz, Spanien, die Niederlande und Schweden) beteiligt. Es handelt sich um ein Trägersystem mit drei reinen Feststoffstufen und einem Flüssigtreibstoffmodul für die Bahninjektion. Die Verantwortung für die Entwicklung der Vega wurde der Gesellschaft ELV SpA, einem Joint-Venture von Avio und der italienischen Raumfahrtagentur, ASI, übertragen. Das CNES, die französische Raumfahrtagentur, ist bei der Erststufe P80 federführend.

Die Vega ist dafür ausgelegt, Einzel- oder Mehrfachnutzlasten in bis zu 1.500 Kilometer hohe Umlaufbahnen zu befördern. Ihre Referenz-Nutzlastkapazität beträgt rund 1.500 Kilogramm in eine sonnensynchrone Kreisbahn in 700 Kilometer Höhe, sie kann jedoch Satelliten mit einem Gewicht von 300 Kilogramm bis 2 Tonnen transportieren und „huckepack“ Kleinstsatelliten mitnehmen. Diese breite Leistungspalette deckt die Anforderungen verschiedenster Anwendungen in den Bereichen Fernerkundung, Umweltüberwachung, Geowissenschaften, Weltraumwissenschaften, Grundlagenforschung, aber auch der Forschung und Technologie für künftige Weltraumanwendungen und -systeme ab. Nach ihrer Qualifizierung wird die Vega von Arianespace ergänzend zu den Trägern Ariane 5 und Sojus kommerzialisiert und betrieben, um den Markt für kleine Satelliten zu bedienen.

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