Der erste Satellit des geplanten europäischen Navigationssystems Galileo ist gestern um 06:19 Uhr (MEZ) von Baikonur aus erfolgreich gestartet.
Ein Beitrag von Michael Stein. Quelle: ESA.
Gegen Ende dieses Jahrzehnts sollen insgesamt 30 europäische Navigationssatelliten die Erde auf drei verschiedenen Kreisbahnen in 23.222 Kilometern Höhe umkreisen und durch Aussendung hochpräziser Zeit- und Positionsinformationen eine globale Ortsbestimmung erlauben. Die Abweichung bei der Positionsbestimmung soll dabei im besten Fall gerade einmal 45 Zentimeter betragen. Der gestern als Nutzlast einer russischen Sojus-Trägerrakete gestartete Satellit Giove-A wurde in einer kreisförmigen Umlaufbahn in 23.258 Kilometern Höhe mit einer Bahnneigung (Inklination) von 56 Grad gegenüber dem Äquator platziert. Der rund 600 Kilogramm schwere Satellit wird vom Kontrollzentrum der britischen Herstellerfirma Surrey Satellite Technology Ltd. in Guildford aus gesteuert.
Giove-A (= „Galileo In-Orbit Validation Element“) hat als Testsatellit des zukünftigen Galileo-Navigationssystems mehrere Aufgaben. Zum einen soll er von der International Telecommunications Union (ITU) dem Galileo-System zugewiesene Frequenzen sichern, indem er sie erstmalig für das europäische Navigationssystem nutzt. Daneben ist der Satellit mit Instrumenten ausgestattet, die die in diesem so genannten „MEO“ (= „Medium Earth Orbit“) auftretende Strahlenbelastung messen soll.
Doch natürlich geht es auch um erste technische Messungen und Überprüfungen, wie es die Satellitenbezeichnung ja bereits nahe legt. Ab Mitte Januar wird Giove-A zwei Testsignale mit Hilfe seiner so genannten „Phased-Array“-Antenne aussenden, wovon eines der beiden Signale im Aufbau bereits dem später vorgesehenen Navigationssignal sehr ähnlich sein wird. Giove-A ist weiterhin mit zwei redundanten Rubidium-Atomuhren ausgestattet, die eine Gangungenauigkeit von nur zehn Nanosekunden pro Tag erreichen und deren Funktionalität im Orbit ebenfalls bei dieser Mission getestet werden soll.
In einigen Monaten ist der Start eines zweiten Testsatelliten namens Giove-B vorgesehen, der momentan getestet wird. Mit Hilfe dieses Satelliten ist die Überprüfung der für die Galileo-Satelliten vorgesehenen „Passiven Hydrogen-Maser“ vorgesehen, die eine Ganggenauigkeit von weniger als einer Nanosekunde pro Tag erreichen sollen und damit die genauesten Atomuhren im Erdorbit darstellen werden.
In einem letzten Schritt der Testphase sollen danach die ersten vier regulären Galileo-Satelliten in ihre jeweiligen Umlaufbahnen gebracht werden, so dass dann auch das Bodensegment des Navigationssystems eingehend überprüft werden kann. Wenn auch diese Validierungen erfolgreich absolviert sein werden beginnt zügig der Aufbau des insgesamt dreißig Satelliten umfassenden globalen Navigationssystems.