Vom 18. bis 22. September 2006 wird Deutschlands Hauptstadt zum Mekka der Planetenforscher. Europas großes Forschungsnetzwerk Europlanet lädt die weltweite Wissenschaftsgemeinde zum ersten Planetologie-Kongress in das Estrel Convention Center nach Berlin ein.
Ein Beitrag von Ingo Froeschmann. Quelle: ESA.
Raumsonden mit intelligenten Sensoren, scharfen Augen und leistungsfähigen Computergehirnen dringen immer tiefer in das Universum vor. Es vergeht kaum ein Monat, in dem nicht neue Daten, atemberaubende Bilder und sensationelle Forschungsergebnisse aus der Planetenforschung veröffentlicht werden, die Fachwelt und Öffentlichkeit gleichermaßen bewundern.
Europa: Ein führender Partner der Planetenforschung
Europa ist in der Raumfahrt längst nicht mehr Juniorpartner der Supermächte. Mit der gelungenen Landung der Huygens-Sonde auf dem Saturnmond Titan am 14. Januar 2005 verbucht es seinen bislang größten Erfolg in der Planetenforschung: Erstmals in der Geschichte der Raumfahrt ist ein Körper des äußeren Sonnensystems vor Ort erforscht worden.
Seit Dezember 2003 umrundet Europas erste Planetensonde, Mars Express, den kühlen Roten Planeten und liefert atemberaubende Bilder sowie Messergebnisse von einem im Umbruch befindlichen Mars. Und seit April 2006 erkundet die Schwestersonde Venus Express aus ihrer Umlaufbahn heraus unseren heißen Nachbarplaneten Venus. Erst vor wenigen Tagen beendete SMART 1 seine überaus erfolgreiche, dreijährige Mission. Die mit einem Ionentriebwerk ausgerüstete ESA-Hightechsonde lieferte wertvolle Erkenntnisse über das Erde-Mond-System. Damit ist aber die Aufzählung der Missionen und Aktivitäten rund um die Erkundung unseres Sonnensystems mit seinen Planeten, Monden, Kometen und Asteroiden noch lange nicht vollständig.
Europlanet: Das neue Netzwerk
Aus den gewonnenen Daten leitet die Forschergemeinde neue Erkenntnisse über die Entstehung und Entwicklung von Planetensystemen sowie über die Entstehung, Entwicklungsgeschichte und Eigenschaften der einzelnen planetaren Objekte ab. Gleichzeitig ergeben sich neue Fragestellungen, die von zukünftigen Missionen beantwortet werden sollen. „Wir verlassen ein goldenes Zeitalter, jetzt gilt es, Gold in Platin zu verwandeln“, resümiert Michel Blanc, Co-Chairman des wissenschaftlichen Programmkomitees des Ersten Europäischen Kongresses der Planetenforscher.
Veranstalter des Kongresses ist Europlanet. Dahinter verbirgt sich ein am 1. Januar 2005 gegründetes Forschungsnetzwerk, das die Aktivitäten irdischer Beobachter und der extraterrestrischen Arbeit der Raumsonden koordinieren soll. Europlanet wird über das 6. Rahmenprogramm der Europäischen Kommission finanziert. Neben der Koordinierung geht es um Studien, Laborexperimente, Simulationen sowie Synergien zwischen beiden Forschungsansätzen.
Europlanet gehören derzeit 40 Forschungsgesellschaften und -institutionen aus 17 europäischen Nationen an, die fast 100 Institute repräsentieren. Aus Deutschland sind die Max-Planck-Gesellschaft, die Universitäten Münster, Potsdam und Würzburg sowie die TU München vertreten.
Der Kongress: Diskussionsforum und Ideenschmiede
Der erste Europäische Planetologie-Kongress dient nicht nur der Vorstellung einer Fülle von Forschungsergebnissen. Er soll vor allem zu Gesprächen und Diskussionen der Teilnehmer in einer entspannten Atmosphäre führen. Deshalb wurde ein Mix aus Vorträgen, Workshops, Panels und Poster-Sessions als Veranstaltungsform gewählt.
Inhaltlich steht eine breite Themenpalette an. Sie reicht von Beiträgen zu erdähnlichen Planeten – wie Mars und Venus – über planetare Monde bis hin zu den kleinen Körpern des Sonnensystems, den Asteroiden, Kometen und Meteoriten. Auch die technische Seite künftiger Missionen kommt nicht zu kurz. So werden die Forscher über die Zielstellungen künftiger Missionen und die Möglichkeiten von Robotern bei ihrem Einsatz auf anderen Planeten und Monden diskutieren.
Jean-Pierre Lebreton, Huygens-Projektwissenschaftler der ESA und einer der Koordinatoren von Europlanet, freut sich auf den ersten europäischen Kongress in Berlin, gibt er uns doch „die einmalige Möglichkeit, alle wissenschaftlichen Kräfte der Planetenforschung – Experten interplanetarer Missionen, Fachleute bodengebundener astronomischer Beobachtungen, Forscher aus Laboratorien sowie Theoretiker – an einem Ort zum Gedankenaustausch zusammenzuführen“.