Im Rahmen des DoubleStar-Projekts gelangte gestern ein Satellit unter sino-europäischer Regie ins All
Ein Beitrag von felixkorsch. Quelle: Spaceflightnow.com, ESA.
Am gestrigen Montag konnte erfolgreich der erste von zwei internationalen Satelliten mit einer chinesischen Trägerrakete des Typs CZ-2C („Langer Marsch“) ins All gebracht werden. Das so genannten DoubleStar-Projekt entstand aus einer engen sino-europäischen Kooperation heraus und hat das Ziel, die Wechselwirkungen zwischen unserer Sonne und der Erde genauer unter die Lupe zu nehmen. Der erste „Zwilling“ hob um 20.06 Uhr MEZ vom chinesischen Weltraumbahnhof Xichang ab. Der Lift-off sollte ursprünglich bereits am vergangenen Samstag erfolgen, musste allerdings auf Grund einer Fehlfunktion der dritten Stufe der Langen Marsch-Rakete um 48 Stunden verschoben werden. Die dreistufige Trägerrakete konnte seine 340 Kilogramm schwere Nutzlast letztlich zwölf Minuten nach dem Start in seinem äquatorialen Zielorbit postieren. Dieser ist mit 550 mal 66.000 Kilometern bei einer Deklination von 28,5° die höchste jemals erreichte Erdumlaufbahn eines chinesischen Satelliten. Gleichzeitig handelt es sich bei dieser Mission um das erste chinesische Projekt, welches sich der Erforschung des Erdmagnetfeldes widmet.
Das gesamte Vorhaben geht zurück auf ein Angebot der chinesischen Seite gegenüber der europäischen Weltraumagentur ESA, gemeinsam eine solche Mission vorzubereiten und durchzuführen. Für die Europäer ergab sich dadurch eine willkommene Chance, die durch die eigene Cluster-Flotte bereits seit dem Jahr 2000 betriebenen Forschungen auf diesem Gebiet zu ergänzen bzw. sogar zu intensivieren. Jene Armada mit den wohlklingenden Namen Salsa, Samba, Rumba und Tango bildet im All eine pyramidenförmige Struktur in einem polaren hochelliptischen Erdorbit. Hierbei steht die Beobachtung der Bewegung geladener solarer Teilchen im Mittelpunkt, welche, auf die Erde auftreffend, einerseits Naturschauspiele wie z.B. die aurora borealis (Nordlicht) hervorbringen, andererseits aber auch die terrestrische Kommunikation stören und Satelliten irreparabel beschädigen können.
Die seitens der ESA bereits gesammelten Erfahrungen auf diesem Gebiet konnten letztlich in das DoubleStar-Projekt investiert werden. Zwar beträgt der europäische Beitrag hierzu gerade einmal 8 Millionen Euro, doch stehen gleichzeitig zwei neue Wächter im All bereit, welche die Cluster-Formation entsprechend ergänzen sollen. Der europäische Part besteht demnach aus acht Einzelinstrumenten, welche sich (mit einer Ausnahme) bereits an Bord der Cluster-Sonden im Einsatz befinden. Die Entwicklungs- und Baukosten hierfür konnten dadurch minimiert werden, dass es sich bei allen Apparaturen um Ersatzgeräte der Cluster-Sensorik handelt. Die chinesische Seite ergänzt dieses Pensum ihrerseits mit acht weiteren Gerätschaften aus eigener Entwicklung. Ebenfalls in der Verantwortung der chinesischen Raumfahrtbehörde CNSA liegt der Betrieb des Satelliten-Duos, das heißt die Bahnkontrolle und die Auswertung der empfangenen Telemetrie.
Für den Juni 2004 ist der Start des baugleichen Zwillings DS-2 angesetzt, der – im Gegensatz zu seinem Vorgänger – in eine polare Umlaufbahn einschwenken wird. Der gestern gestartete Satellit wird sich dann den Vorgängen widmen, welche sich beim Auftreffen der solaren Teilchenströme auf das Erdmangnetfeld der Erde ergeben. DS-2 dagegen wird sich auf die Effekte konzentrieren, welche beobachtet werden können, wenn selbige Teilchen in die Polregion gelangen und das schützende Erdmagnetfeld teilweise durchdringen. Beide Satelliten sollen im Verbund über mehr als ein Jahr hinweg ein möglichst stimmiges Bild der genannten Vorgänge liefern. In Verbindung mit dem bereits existierenden Cluster-„Netzwerk“ erhoffen sich die Wissenschaftler in Ost wie West ein mehrdimensionales Modell der Auswirkungen solarer Prozesse auf unseren Blauen Planeten.
Siehe auch: DoubleStar – auf den Spuren von Cluster