Erster Ariane-5-Start 2014: Zwei Comsats im All

Am 6. Februar 2014 um 22.30 Uhr MEZ startete vom Raumfahrtgelände Kourou in Französisch-Guayana eine Ariane-5-Trägerrakete mit zwei Satelliten an Bord. Die Erdtrabanten für den Kommunikationssatellitenbetreiber Asia Broadcast Satellite (ABS) sowie die belgischen, französischen und italienischen Streit- und Zivilschutzkräfte wurden nach rund einer halben Stunde Flug erfolgreich ausgesetzt.

Ein Beitrag von Thomas Weyrauch. Quelle: ABS, Arianespace, CNES, ESA, SS/L, TAS.

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Ariane-5-Start mit ABS 2 und Athena-Fidus
(Bild: ESA/CNES/Arianespace/CSG)

Verwendet wurde eine Ariane 5 ECA, die von der Startrampe ELA-3 zum ersten Flug einer Ariane 5 im Jahr 2014 abhob. Transportiert wurden bei der Mission VA-217 der Kommunikationssatellit ABS 2 (Masse beim Start 6.329,9 Kilogramm) sowie der Kommunikationssatellit Athena-Fidus (Startmasse 3.080 Kilogramm). Beide Satelliten waren zusammen unter einer 17 Meter hohen Nutzlastverkleidung mit einem Durchmesser von 5,4 Metern untergebracht.

ABS 2 wurde als erster der Satelliten nach etwas über 27 Minuten nach dem Start ausgesetzt, er saß zuoberst auf der 6,1 Meter hohen Nutzlaststruktur SYLDA 5 B (SYLDA ist die Abkürzung von „Système de Lancement Double Ariane“, Ariane-Doppelstartvorrichtung). Nach Abstoßen der SYLDA 5 A wurde Athena-Fidus etwa 32 Minuten und 28 Sekunden nach dem Start freigegeben.

Die beiden Satelliten werden aus dem Geotransferorbit mit einem geplanten Perigäum von 244,4 Kilometern über der Erde (erreicht 244,4 Kilometer) und einem geplanten Apogäum von 35.934 Kilometern (erreicht 35.937 Kilometer) über der Erde mit eigenen Antrieben den Geostationären Orbit ansteuern.

Die Antriebe müssen auch den Abbau der Rest-Inklination, der verbliebenen Neigung der Bahn gegen den Erdäquator, von knapp sechs Grad bewerkstelligen. ABS 2 beispielsweise soll laut Plan nach einer Anzahl Brennphasen seines mit Monomethylhydrazin (MMH) und Distickstofftetroxid (NTO) betriebenen, 455 Newton starken Apogäumsmotors, die am 7. Februar 2014 beginnen, einige Tage nach dem Start den Geostationären Orbit erreichen.

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Betankung von ABS 2 im Rahmen der Startvorbereitungen
(Bild: ESA/CNES/Arianespace/CSG)

Bei ABS 2 handelt es sich um ein in den Vereinigten Staaten von Amerika auf Basis des Satellitenbus‘ 1300 von Space Systems/Loral (SS/L) entworfenes und gebautes Raumfahrzeug, dessen Grundkörper Maße von rund 8,3 auf 3,5 auf 3,5 Metern aufweist. Der dreiachsstabilisierte Satellit ist dazu gedacht, Afrika, Asien, den Mittleren Osten und Russland von einer Position bei 75 Grad Ost im Geostationären Orbit mit einer Bandbreite von Kommunikationsdiensten zu versorgen. Dementsprechend ist die Kommunikationsnutzlast von ABS 2 mit 89 gleichzeitig betreibbaren Transpondern für das C-, Ka– und Ku-Band ausgestattet. An Bord sind 32 C-, 6 Ka– und 51 Ku-Transponder. Ihre kombinierte Nutzlastleistung liegt bei über 12 Kilowatt. Mit ihrer Hilfe können 10 unabhängige Ausleuchtzonen bedient werden.
Die Energieversorgung der Satellitensysteme von ABS 2 erfolgt durch zwei Solarzellenausleger mit jeweils fünf Segmenten, die dem Raumfahrzeug eine Spannweite von rund 26 Metern geben. Am Ende der projektierten Einsatzdauer von über 15 Jahren sollen die Solarzellenausleger von ABS 2 zusammen noch rund 16,7 Kilowatt elektrische Leistung bereitstellen können. Das erfolgreiche Entfalten der Ausleger bestätigte der Hersteller des Satelliten am 7. Februar 2014. Für die Stromspeicherung besitzt der Satellit drei Lithium-Ionen-Akkumulatorensätze.

Athena-Fidus geht auf eine Initiative des französischen nationalen Zentrums für Raumfahrt (Centre national d’études spatiales, CNES) und der italienische Raumfahrtagentur (Agenzia Spaziale Italiana, ASI) zurück. Am Projekt beteiligt sind die Verteidigungsministerien von Belgien, Frankreich und Italien sowie der französische und der italienische Zivilschutz.

Das Raumfahrzeug ist eine Konstruktion von Thales Alenia Space (TAS) und basiert auf der Satellitenplattform Spacebus 4000B2. Die Abmessungen seines Grundkörpers betragen rund 2,86 auf 1,8 auf 2,95 Meter.

Der in Frankreich in Cannes hergestellte 140 Millionen Euro teure Satellit ist laut Arianespace zur Positionierung bei 38 Grad Ost im Geostationären Orbit und dort als Ergänzung der bereits um die Erde kreisenden französischen Syracuse- und italienischen Sicral-Satelliten gedacht. Seine Steuerung und Kontrolle erfolgt durch das italienische Unternehmen Telespazio, einem Jointventure von Finmeccanica (67%) und TAS (33%), von Fucino und durch TAS von Cannes aus.

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Athena-Fidus wird im Rahmen der Startvorbereitungen betankt
(Bild: ESA/CNES/Arianespace/CSG)

Die Kommunikationsnutzlast von Athena-Fidus besitzt jeweils einen von Zivilschutzkräften aus Frankreich und einen von Zivilschutzkräften aus Italien genutzten Teil. Außerdem befinden sich an Bord des Satelliten Systeme zur Unterstützung der Kommunikationsbedürfnisse der Streitkräfte aus Belgien, Frankreich und Italien. Die Transponderausstattung von Athena-Fidus erlaubt Verbindungen im Ka– und EHF-Bereich. Im Bereich der Kommunikation von Zivilschutzkräften werden die Standards DVB-RCS und DBV-S2 unterstützt, welche vermutlich Datenraten von über einem Gigabyte pro Sekunde erlauben. Bis drei Gigabyte pro Sekunde betrachtet man als möglich.
Entsprechend der Verwendung des Satelliten steht Athena-Fidus für „Access on THeatres and European Nations for Allied forces — French Italian Dual Use Satellite“ – übersetzt etwa französisch-italienischer Dual-Use-Satellit für den Zugriff auf Schauplätze und Nutzung durch vereinte Kräfte europäischer Nationen.
Mit elektrischer Energie versorgt wird die Kommunikationsnutzlast von Athena-Fidus über zwei Solarzellenauslegern aus jeweils zwei Segmenten. Die vorgesehene Standzeit des dreiachsstabilisierten Satelliten im Orbit beträgt mehr als 15 Jahre. An deren Ende erwartet man von den beiden Solarzellenauslegern die Bereitstellung von insgesamt immer noch 5,85 Kilowatt elektrischer Leistung.

VA-217 mit ABS 2 und Athena-Fidus auf der Rakete L572 aus dem Produktionslos PB war beim 72. Start einer Ariane 5 die 58. erfolgreiche Ariane-5-Mission in Folge. Im Rahmen der Mission VA-217 wurde laut Arianespace bei einer Gesamtstartmasse von rund 780 Tonnen (laut Astrium rund 773,4 Tonnen beim Abheben) eine Gesamtnutzlast von 10.214 Kilogramm transportiert, von denen nach Angaben von Arianespace 9.410 Kilogramm auf die beiden Satelliten entfielen.

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