Erste voll integrierte Ariane 6 für kombinierte Tests auf der Startrampe

Der obere Teil von Ariane 6 wurde für die kombinierten Tests auf der Startrampe am europäischen Weltraumbahnhof in Französisch-Guayana mit dem Rest der Trägerrakete montiert. Dieser Teil, der auf der Oberstufe an der Spitze des Zentralkerns installiert wurde, besteht aus der Verkleidung und einem Strukturadapter, auf dem ein Satelliten- Modell angebracht ist. Damit ist die Trägerrakete Ariane 6 für die kombinierten Tests komplett und steht für den Anschluss der elektrischen und hydraulischen Systeme an die Startrampe bereit. Eine Pressemitteilung von ArianeGroup.

Quelle: ArianeGroup 17. Oktober 2022.

Erste voll integrierte Ariane 6 für kombinierte Tests auf der Startrampe. (Bild: ESA/CNES/Arianespace/ArianeGroup/CSG)

Kourou, 17. Oktober 2022 – Der obere Teil von Ariane 6 ist 20 Meter lang und hat einen Durchmesser von 5,45 Metern. Er besteht aus zwei Halbschalen und einem Strukturadapter, auf dem für die kombinierten Tests ein Satelliten- Modell montiert ist. Er wurde am 13. Oktober 2022 am europäischen Weltraumbahnhof von der Werkhalle für die Endmontage zum Startplatz von Ariane 6 gebracht. Die Operation wurde unter der Verantwortung der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) und mit Unterstützung von Teams der ArianeGroup und der französischen Raumfahrtagentur (CNES) durchgeführt.

„Mit der Bereitstellung einer kompletten Ariane 6 auf der Startrampe in Kourou haben wir nun bei den kombinierten Tests einen neuen Meilenstein erreicht. Das Programm wird nun mit der statischen Zündung der Kernstufe auf der Startrampe fortgeführt. Mit einem anderen Oberstufen-Modell wurden auf dem Prüfstand des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Lampoldshausen in Deutschland am 5. Oktober 2022 die Heißlauftest gestartet; dieses Testprogramm wird fortgeführt“, sagte André-Hubert Roussel, CEO der ArianeGroup. „Der Bau und die Installation dieses ersten oberen Teils bestätigen die Stimmigkeit des Endmontageprozesses von Ariane 6, gewährleisten Effizienz und treiben die Entwicklung von Ariane 6 zum Nutzen ihrer Kunden voran.“

„Ariane 6 ist nun vollständig und mitsamt Verkleidung montiert. Damit werden die Umsetzung des Programms und der operative Ablauf der Montage validiert. Dieser Meilenstein ist ein weiterer Schritt zur Qualifizierung dieses neuen Trägersystems, auf das ganz Europa so dringlich wartet“, sagte Philippe Baptiste, Chairman und CEO von CNES.

Daniel Neuenschwander, ESA-Direktor für Raumtransport, unterstreicht die Bedeutung der Ariane 6 als Nachfolgerin der Ariane 5. Seit mehr als einem Vierteljahrhundert ermöglicht die Ariane 5 Europa einen zuverlässigen und autonomen Zugang zum Weltraum: „Innovation ist der Schlüssel zum Erhalt der Fähigkeit Europas, den Weltraum mit einem völlig unabhängigen, wettbewerbsfähigen und vielseitigen Trägersystem zu erreichen. Die besten Ingenieurinnen und Ingenieure Europas haben für die Ariane 6 neue Technologien und Fertigungsmethoden entwickelt, um auf dem Erfolg eines der zuverlässigsten Trägersysteme der Welt aufzubauen.“

Nachdem die beiden Halbschalen der Verkleidung in der Werkhalle für die Verkapselung um den Modell-Satelliten montiert worden waren, wurde das obere Bauteil auf das Transportfahrzeug, den sogenannten Upper Composite Trailer (UCT), verladen, der spezifisch für Ariane 6 entwickelt wurde. Der Konvoi legte die zehn Kilometer vom Gebäude bis zur Startrampe in Zone 4 mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 5 km/h zurück. Am Zielort wurde der obere Teil mit der Kranbrücke angehoben und mit der Kernstufe zusammengefügt. Damit steht die Trägerrakete in einer vollständigen Ariane-64-Konfiguration auf ihrer Startrampe. In den kommenden Wochen stehen nun die mechanischen, elektrischen und hydraulischen Anschlussarbeiten an.

Das kombinierte Testprogramm ermöglicht es, alle Schnittstellen und die reibungslose Kommunikation zwischen Ariane 6 und ihrer Startrampe zu testen. Die Flugsoftware und die Software des Leitstands sowie die Befüllung und Entleerung der Tanks, die für einen reibungslosen Ablauf der Startsequenz unerlässlich sind, werden ebenfalls getestet. Anschließend wird Ariane 6 auf der Startrampe, die hier als Prüfstand dient, einem Heißlauftest unterzogen; die Testserie schließt die Zündung des Vulcain- 2.1-Triebwerks der Hauptstufe, den Abbruch von Zündungen sowie Langzeitzündungen mit Unterbrechung der Schnittstellen ein.

Erste voll integrierte Ariane 6 für kombinierte Tests auf der Startrampe. (Bild: ESA/CNES/Arianespace/ArianeGroup/CSG)

Gleichzeitig haben am 5. Oktober 2022 auf dem DLR-Gelände in Lampoldshausen mit Erfolg die Heißlauftests einer kompletten Ariane 6-Oberstufe begonnen.

Ariane 6 ist ein Programm der Europäischen Weltraumorganisation ESA, die für die Architektur des gesamten Trägerraketen-Systems verantwortlich ist. Als Hauptauftragnehmer und Chef-Entwickler der Trägerrakete und ihrer Montage-Anlagen in Europa und Französisch-Guayana ist ArianeGroup für Entwicklung und Bau und, in Zusammenarbeit mit seinen Industriepartnern und ihrem Tochterunternehmen Arianespace, für Vermarktung und Betrieb verantwortlich. Die CNES ist für den Bau des für Ariane 6 vorgesehenen Startkomplexes 4 in Kourou, Französisch-Guayana, verantwortlich, was insbesondere die Startrampe und ihren Portalkran einschließt.

Über ArianeGroup
ArianeGroup, Hauptauftragnehmer der europäischen Trägerraketen Ariane 5 und Ariane 6, ist für die gesamte Produktionskette der Träger verantwortlich – vom Entwurf über die vollständige Fertigung bis hin zu Vermarktung und Betrieb über sein Tochterunternehmen Arianespace. ArianeGroup beschäftigt ca. 7000 hochqualifizierte Mitarbeiter in Frankreich und Deutschland und ist ein zu gleichen Teilen von Airbus und Safran gehaltenes Joint Venture. Das Unternehmen ist zudem Hauptauftragnehmer für die ballistischen Trägerraketen der französischen Marine. ArianeGroup und die Tochterunternehmen sind weltweit anerkannte Spezialisten für Raumfahrtausrüstungen und -antriebe, Services und Weltraumüberwachung. Ihr Know-how findet auch in anderen Industriezweigen und in der kritischen Infrastruktur Anwendung. Der Konzernumsatz betrug im Jahr 2021 rund 3,1 Milliarden Euro.

Über die CNES
Die französische Raumfahrtbehörde CNES (Centre National d’Études Spatiales) unterbreitet den staatlichen Stellen das Konzept der französischen Raumfahrtpolitik und setzt diese in Europa um. Die CNES konzipiert die Satelliten von morgen und entwirft die Raumfahrtsysteme der Zukunft, sie fördert die Entstehung neuer Dienste, die im Alltag von praktischem Nutzen sind. Die 1961 gegründete CNES hat die Impulse für die großen Raumfahrt-, Trägerraketen- und Satellitenprogramme geliefert und ist der logische Ansprechpartner der Industrie bei der Förderung der Innovation. Die CNES beschäftigt fast 2.400 Mitarbeiter, die sich für die nahezu unbegrenzten innovativen Nutzungsmöglichkeiten des Weltalls begeistern. Ihre Tätigkeit konzentriert sich auf fünf Bereiche: Ariane, Forschung, Beobachtung, Telekommunikation und Verteidigung. Die CNES ist ein wesentlicher Faktor der technologischen Innovation, der wirtschaftlichen Entwicklung und der Industriepolitik Frankreichs. Sie schließt Forschungspartnerschaften und engagiert sich in zahlreichen internationalen Kooperationen. Vertreten durch die CNES leistet Frankreich mit den größten Beitrag zur Europäischen Weltraumorganisation (ESA).

Über die Europäische Weltraumorganisation
Die Europäische Weltraumorganisation (ESA) ist das Tor Europas zum Weltraum. Sie ist eine 1975 gegründete zwischenstaatliche Organisation, deren Aufgabe darin besteht, europäische Raumfahrtkapazitäten zu entwickeln und sicherzustellen, dass die Investitionen in die Raumfahrt den Bürgern in Europa und weltweit zugutekommen. Die ESA hat 22 Mitgliedstaaten: Österreich, Belgien, die Tschechische Republik, Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Ungarn, Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Polen, Portugal, Rumänien, Spanien, Schweden, die Schweiz und das Vereinigte Königreich. Slowakei, Slowenien, Lettland und Litauen sind assoziierte Mitglieder. Die ESA arbeitet förmlich mit vier anderen EU-Mitgliedstaaten zusammen. Auch Kanada nimmt im Rahmen eines Kooperationsabkommens an bestimmten ESA-Programmen teil.

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