Erste kosmische Hochzeit vollzogen

Oder: Erstleistungen gibt es immer wieder, auch wenn sie so gar nicht dem Geschmack der Russen entsprechen

Ein Beitrag von Felix Korsch. Quelle: NASA/space.com.

Erstmals hieß es am gestrigen Nachmittag auch an Bord der Internationalen Raumstation (ISS) „ich will“, als der russische Kosmonaut Juri Malentschenko seine Verlobte Jekaterina Dimitrijewa offiziell ehelichte. In einer Entfernung von über 400 Kilometern gaben sich beide das Ja-Wort – er meilenweit über Neuseeland, sie im Johnson Space Center der NASA in Houston, Texas. Es war die erste Weltraumtrauung überhaupt und ein wirkliches Medienspektakel. Der Kontrollraum in Houston wurde hergerichtet wie eine klassische amerikanische Hochzeitskapelle und Malentschenko, Mitglied der siebten ISS-Stammbesatzung, trug über seinem blauen Bordanzug einen schwarzen Smoking. Vor zweihundert geladenen Gästen, vornehmlich Freunde des Pärchens und Offizielle der NASA, wurden die Ringe getauscht – mehr oder weniger, denn einer wurde bereits mit dem letzten Progress-Frachter ins All gebracht.

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Das stolze Paar vergangenen Dezember auf der Erde. Ihre Hochzeit war in der Tat „überirdisch“.
(Bild: Spacewedding.net)

Für einen Kosmonauten standesgemäß auch der Hochzeitsmarsch, denn diesen spielte Kollege Edward Lu, ebenfalls an Bord der ISS, auf einem dort befindlichen Keyboard. Vorausgegangen waren längere Streitereien zwischen den US-Behörden und der russischen Weltraumbehörde RKA. Letztere sah die Sicherheit der Station gefährdet, während Fernhochzeiten in Texas generell erlaubt sind, etwa wenn ein Ehepartner im Gefängnis sitzt oder im Militär dient. Der 41-jährige versprach seiner 27 Jahre alten Freundin bereits im vergangenen Dezember die Ehe, und beide waren sich einig, nicht bis zu seiner Rückkehr im Oktober warten zu wollen. Trotzdem soll dann, nach seiner sechsmonatigen Mission, noch einmal traditionell in Russland geheiratet werden und eine längere Hochzeitsreise in Australien soll folgen.
In Russland war man bis zum Schluss nicht begeistert von dem Vorhaben, sogar die russische Luftwaffe, bei welcher Malentschenko dient, mischte sich ein und votierte gegen eine von ihr gar nicht vorgesehene Fernhochzeit. Letztendlich drückte man doch noch ein Auge zu und versprach, dem Eheglück nicht im Wege stehen zu wollen. Allerdings begrenzte man die Dauer der Zeremonie auf wenige Minuten, denn Malentschenko bekam keine zusätzliche Sprechzeit zur Erde zur Verfügung gestellt. Hier lag auch die Befürchtung der russischen Behörden: die beiden Raumfahrer könnten ihre Pflichten auf der ISS vernachlässigen und der Gebrauch der dortigen Ressourcen für private Zwecke sei sowieso unzulässig – dies wüssten alle ISS-Raumfahrer auch. Letztendlich endete die Geschichte gestern mit einem Happy End. Ein kosmisches Standesamt wird es trotzdem nicht geben: „Weltraum-Hochzeiten werden wir verbieten“, sagte ein Sprecher der russischen Weltraumbehörde. Dafür werden künftige Kosmonauten auch explizit unterschreiben müssen.

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