Epsilon Eridani – ein extrasolares Planetensystem gleich nebenan

Einer, vielleicht zwei Planeten umkreisen den nur 10.6 Lichtjahre entfernten Stern Epsilon Eridani.

Autor: Raumfahrer.net Redaktion

Epsilon Eridanis Planetensystem ist deswegen interessant, weil Epsilon Eridani einer der sonnennächsten Sterne ist, und weil Leben um einen Stern wie Epsilon Eridani grundsätzlich möglich ist. Der Stern ist vom Spektraltyp K2V und bedeutend jünger als die Sonne (ca. 2 Milliarden Jahre alt). Der Stern hat wahrscheinlich mindestens zwei Planeten. Der erste ist schon länger bekannt, Hinweise auf den zweiten ergaben sich Ende Oktober 2002. Der erste Begleiter ist, verglichen mit den Planeten in unserem Sonnensystem, ungewöhnlich: Seine Bahn ist extrem exzentrisch, ihre Exzentrizität (Abweichung von der Kreisform) beträgt 0.61. Dies bedeutet, dass der Planet bei einer durchschnittlichen Entfernung von 3.3 AU seinem Stern im Perihel bis auf 1.287 AU nahe kommt, um sich danach im Aphel wieder auf 5.313 AU zu entfernen. Der Planet hat eine Masse von 0.86 Jupitermassen. Diese Masse kennt man in diesem Fall genau, denn man kennt die Inklination (Neigung gegen die Senkrechte) des Systems: 46°. Diese Zahl wiederum kennt man, weil man rund um das System einen Gürtel aus Eis-Objekten (ähnlich dem Kuiper-Gürtel des Sonnensystems) entdeckt hat, und es ist anzunehmen, dass dieser Gürtel die gleiche Inklination wie der Planet hat, da beide gleichzeitig entstanden sind.

Epsilon Eridani b, so der Name des ersten Planeten, ist wie alle anderen bisher entdeckten Planeten ein Gasriese. Es ist gemäß heutigem Wissensstand unmöglich, dass sich auf einem Gasriesen Leben entwickelt, weshalb sich die Suche nach Leben bei solchen Planeten auf ihre Monde konzentriert. Das Klima, das auf den Monden von Epsilon Eridani b herrscht, dürfte höchst wechselhaft sein, da der Abstand Planet-Stern stark schwankt. Die Umlaufzeit von Epsilon Eridani b beträgt knapp sieben Jahre. Der Stern Epsilon Eridani ist leuchtschwächer als die Sonne, weshalb es auf den Monden von Epsilon Eridani b bedeutend kälter ist, als im Sonnensystem bei ähnlichen Entfernungen. Die Monde des Planeten sind damit wahrscheinlich hoffnungslos zu kalt, um Leben hervorzubringen. Leben wäre höchstens denkbar in Wasserozeanen unter dem Eispanzer einiger Monde. (Die Gezeitenkräfte des Planeten „walken“ den Mond durch, wobei die Reibungswärme den Eispanzer an seiner „unteren Grenze“, nah dem Silikatkern des Mondes schmilzt, und einen flüssigen Wasserozean zulässt.)

Angesichts der exzentrischen Bahn des Gasriesen sind stabile, kreisrunde Umlaufbahnen in diesem System eher unwahrscheinlich. Somit schwinden die Hoffnungen, einen erdähnlichen Planeten „weiter innen“ zu finden.

Der zweite Planet, Epislon Erdiani c genannt, wurde nicht durch die Dopplermethode entdeckt. Das wäre auch sehr schwierig, da es für diese Methode notwendig ist, das Sternlicht über einen Planetenumlauf zu messen, was im Fall von Epsilon Eridani c nahezu aussichtslos wäre: Die Umlaufzeit ist länger als 140 Jahre. Der Planet wurde durch die Form der Staubscheibe, welche Epsilon Eridani umgibt, „entdeckt“. Es gibt kein Foto von diesem Planeten noch irgend einen anderen greifbaren Hinweis: die Modellierung der Staubscheibe ergab einfach, dass sich ihre Form nur so erklären lässt, wenn ein Planet mit 0.1 Jupitermassen (nur noch gerade 30 Erdmassen!) in einer Entfernung von 40 AU (etwa 6 Milliarden Kilometer, die Entfernung von Pluto zur Sonne im Aphel) um Epsilon Eridani kreist. Dieser hypothetische Planet wäre also eine sehr kalte Welt: Weiter entfernt als Neptun von unserer Sonne, umkreist er Epsilon Eridani, der dazu auch noch leuchtschwächer ist als die Sonne. Die Exzentrizität des neuen Planeten beträgt 0.3, das ist viel, verglichen mit den Planeten in unserem Sonnensystem und wenig verglichen mit dem inneren Planeten (0.61). Weitere Beobachtungen und Untersuchungen der Scheibe müssen unternommen werden, um die Existenz dieses Planeten zu bestätigen oder zu wiederlegen.

Das Planetensystem könnte wegen seiner Nähe zur Sonne zu den ersten gehören, die von Menschen erforscht werden. Ein Raumschiff, das auf 20 Prozent der Lichtgeschwindigkeit beschleunigt, könnte in etwa 50 Jahren das System erreichen. Natürlich könnten dann erst die Nachkommen der ersten Crew das System erforschen, und die Rückreise würde nochmals 50 Jahre dauern.

Fazit: Interessant, weil das System so nahe bei der Sonne liegt, aber die Chancen, dort Leben zu finden, sind wohl nicht besser als diejenigen, auf den Jupitermonden Leben zu finden – also relativ klein.

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