Die NASA-Kometensonde hat soeben ihren Vorbeiflug am Kometen Hartley 2 absolviert. Zwei optische Instrumente waren dabei auf den Kern ausgerichtet, um hochauflösende Bilder von ihm anzufertigen.
Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: NASA. Vertont von Peter Rittinger.
Dabei raste die Sonde mit 12,3 km/s oder etwa 44.000 Kilometern pro Stunde am nur etwa 2,2 km langen Kometenkern vorbei. Die direkte Passage dauerte also nur etwa 0,2 Sekunden. Im Gegensatz zum Vorbeiflug an Tempel 1 im Juli 2005 war diesmal aber die Hochgewinnantenne während der größten Annäherung nicht direkt auf die Erde ausgerichtet.
Deep Impact startete am 12. Januar 2005 zum Kometen Tempel 1, traf dort am 3. Juli ein und fotografierte die Auswirkungen des Einschlags eines zuvor ausgesetzten Projektils (ca. 730 kg), welches große Mengen Kometenmaterials aufwirbelte. Über die eingebauten Instrumente konnte die Zusammensetzung dieses Materials sehr gut bestimmt werden. Dies war auch eine der Zielsetzungen der Mission.
Danach blieb die Raumsonde weitgehend inaktiv. 2007 entschied man, ihre Ressourcen für weitere Forschungen zu nutzen. Im Rahmen der EPOCh-Mission wurden Untersuchungen zur Beobachtung bereits bekannter Exoplaneten angestellt. EPOCh steht für Extrasolar Planet Observation and Characterization (Beobachtung und Charakterisierung extrasolarer Planeten). Daran schlossen sich die Deep Impact eXtended Investigations (DIXI) an. Aus beidem wurde das Kunstwort EPOXI, die gegenwärtige Missionsbezeichnung.
Nach Abwurf des Impaktors hat die Raumsonde noch eine Masse von etwa 600 kg bei Abmessungen von 3,3 mal 1,7 mal 2,3 Metern. Hinzu kommen zwei Solarzellenausleger mit knapp 8 m² Fläche und einer mittleren Leistung um 750 W.
Die wissenschaftliche Ausrüstung besteht aus einem hochauflösenden abbildenden System mit einem 30-cm-Spiegel, dessen gesammeltes Licht simultan auf einen optischen Sensor mit 1 MPixel und ein Infrarot-Spektrometer zur Materialanalyse gelenkt wird. Ihm zur Seite steht ein abbildendes System mittlerer Auflösung (12-cm-Spiegel) mit größerem Sichtfeld, in dem der Komet auch bei der größten Annäherung von etwa 700 Kilometern komplett erscheint. Außerdem werden auch Teile der Coma erfasst.
Kometen bestehen vorwiegend aus Wassereis, gefrorenem Kohlenstoffdioxid und Silikaten. Sie vagabundieren weitgehend in sehr kalten Bereichen unseres Sonnensystems, weshalb sich ihre Zusammensetzung seit ihrer Entstehung vor Jahrmilliarden kaum verändert hat. Daher kann man über sie, viel über die Materie lernen, aus der sich unser Sonnensystem bildete.
Hartley 2 wurde als neues Ziel ausgewählt, da er sich von den bisher genauer untersuchten Kometen Halley, Borely, Tempel 1 und Wild 2 deutlich unterscheidet. Hartley 2 ist mit einer Länge von 2,2 Kilometern, einer länglichen Form und einer Masse von „nur“ 280 Megatonnen relativ klein.
Die unmittelbare Beobachtung von Hartley 2 durch die Instrumente von EPOXI begann am 5. September. Seit dem 1. Oktober wurde er nicht mehr aus den Augen gelassen. Die heiße Beobachtungsphase im Autonavigationsmodus dauerte die letzten 18 Stunden an. Dreißig Minuten nach dem Vorbeiflug wird sich die Sonde neu orientieren, so dass die Hochgewinn-Antenne in Richtung Erde zeigt. Dann sollen über 3 Stationen des Deep Space Network der NASA erste Daten vom unmittelbaren Vorbeiflug empfangen werden. Insgesamt sind in den drei Tagen der größten Annäherung 5.788 Bilder mit 1,5 GByte geplant. Da der Speicher, der den beiden PowerPC-Prozessoren zur Verfügung steht, nur 1 GByte beträgt, muss dessen Inhalt zwischendurch mehrmals zur Erde entleert werden. Die Nachbeobachtung soll insgesamt 3 Wochen dauern.
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