Die US-Raumfähre Endeavour ist heute gegen 16:48 Uhr MESZ nach fast 16-tägigem Flug und umfangreichen Arbeiten an der Internationalen Raumstation auf dem Gelände des Kenndy Space Center gelandet.
Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: NASA, Raumcon.
Während der Mission STS 127 wurde der japanische Teilkomplex der ISS um die Außenplattform Japanese Exposed Facility (JEM) erweitert. In ihr sollen in Zukunft bis zu einem Dutzend verschiedene Experimente unter Weltraumbedingungen ablaufen. Die ersten drei Geräte wurden bereits installiert. Dies geschah erstmals mit dem japanischen Manipulatorarm. Weitere Experimente sollen in den nächsten Jahren mit japanischen Frachtraumschiffen des Typs HTV angeliefert werden. Dessen erster Einsatz ist gegenwärtig für Mitte September geplant.
Zusätzlich wurden während mehrerer Außenbordeinsätze verschiedene Ersatzteile (eine Ku-Band-Antenne, ein Pumpenmodul sowie ein Antriebsmotor) für die ISS an einer dafür vorgesehenen Halterung platziert, Kameras und weitere Kleinteile angebaut sowie 6 Batterien gewechselt. Diese Nickel-Wasserstoff-Batterien waren seit dem Jahr 2000 im Gittersegment P6 im Einsatz und werden zur Erde zurück transportiert. Jede von ihnen hat eine Masse von etwa 150 kg. Weitere 6 Batterien sollen bei einem künftigen Einsatz getauscht werden.
Der Start der Mission war aufgrund von Problemen mit einem Absaugsystem für Wasserstoffgas sowie ungünstiger Witterung mehrfach verschoben worden und schließlich am 16. Juli, 0:03 Uhr MESZ erfolgt. Beim Start hatten sich überraschenderweise mehrere Schaumstoffteile vom Intertankbereich des großen Außentanks gelöst. Einige davon trafen die Unterseite der Raumfähre, hinterließen jedoch nur oberflächliche Beschädigungen, die keine Gefahr für die sichere Rückkehr der Endeavour und ihrer Besatzung bildeten.
Die Kopplung am Bug der Internationalen Raumstation erfolgte am 17. Juli. Nach dem Umstieg befanden sich erstmals 13 Menschen in einem Raumfahrzeug. Zur internationalen Besatzung gehörten Vertreter aus Belgien, Japan, Kanada, Russland und den USA. An den Ausstiegen mit einer Gesamtdauer von 30 Stunden und 30 Minuten waren vier Astronauten beteiligt. Die Zahl der Außeneinsätze zum Auf- und Ausbau der ISS ist damit auf 130 gestiegen.
Weitere Besonderheiten der Mission waren das Aussetzen mehrerer Mikro- bzw. eines Nanosatelliten zur Erforschung der Dichte der Hochatmosphäre und ihrer Bremswirkung (Ande 2) sowie zur Simulation automatischer Rendezvousmanöver (DragonSat) sowie verschiedene Events zum 40. Jahrestag der ersten Mondlandung am 20. Juli 1969. Dabei beantworteten die Raumfahrer Fragen internationaler Journalisten. Außerdem hatte die NASA aus Spaß dem Arbeitsprotokoll eine Berechnung zur Überführung von ISS und Endeavour in eine Mondumlaufbahn hinzugefügt. Erforderlich wäre eine Geschwindigkeitsänderung um 3105,5 m/s mit einer notwendigen Antriebsdauer von 154 Tagen, 7 Stunden, 20 Minuten und 19,69 Sekunden innerhalb von 155 Einzelmanövern. (Wie viele Tausend Tonnen Treibstoff dafür benötigt und wie viele Dutzend Milliarden dies kosten würden, wurde allerdings nicht angegeben.)
Die Besatzung der Endeavour bestand aus dem Kommandanten Mark Polansky, dem Piloten Douglas Hurley sowie den Missionsspezialisten Christopher Cassidy, Thomas Marshburn, David Wolf und Julie Payette. Außerdem wurde Timothy Kopra zur Station gebracht, auf der er bis zum nächsten Shuttle-Flug Teil der ISS-Expedition 20 sein wird. Er löst damit den Japaner Koichi Wakata ab, der nach 138 Tagen im All zur Erde zurückkehrte.
Die nächste Mission einer US-Raumfähre ,STS 128, im Rahmen derer die Discovery mittels Logistikmodul Leonardo weitere wissenschaftliche Ausrüstung sowie Versorgungsgüter und Innenausstattung zur Internationalen Raumstation bringt, wird frühestens am 25 August starten.
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