Die amerikanische Raumfähre Endeavour hat heute Morgen um 05.49 Uhr (MEZ) an der Internationalen Raumstation (ISS) angedockt. Während der bisher längsten ISS-Aufbaumission einer amerikanischen Raumfähre sollen insgesamt fünf „Weltraumspaziergänge“ absolviert werden.
Ein Beitrag von Michael Stein. Quelle: NASA.
Fast genau zwei Tage nach dem Nachtstart der siebenköpfigen Endeavour-Besatzung öffnete sich nach den obligatorischen Sicherheitsprüfungen die Schleuse zwischen der Raumfähre und dem ISS-Modul Harmony, wo die dreiköpfige „Expedition 16-Crew“ der Internationalen Raumstation ihre Gäste herzlich begrüßte. Rund anderthalb Stunden vor dem Andocken hatte das Space Shuttle eine 360 Grad-Pirouette vor den mit 800 mm- und 400 mm-Teleobjektiven ausgerüsteten Kameras der ISS-Besatzung gedreht, damit hochauflösende Fotos des Endeavour-Hitzeschildes an der Unterseite der Raumfähre geschossen werden konnten. Diese nach dem Columbia-Unglück Anfang 2003 eingeführte Standardprozedur erlaubt eine detaillierte Untersuchung der beim Start potentiell durch herabfallende Eisstücke oder Teile der Isolierung des externen Shuttle-Tanks gefährdeten Bereiche des Hitzeschildes. Bisher sieht es jedoch nicht danach aus, als wäre es beim Start der Endeavour zu kritischen Beschädigungen des Hitzeschildes gekommen.
Die kommenden 12 Tage wird das Space Shuttle an der ISS angedockt verbringen. Dabei wird die Raumfähre zum ersten Mal bei einer ISS-Mission während dieser Zeit komplett durch das Bordnetz der Internationalen Raumstation mit Energie versorgt. Eine der ersten Aktivitäten wird der offizielle „Platzwechsel“ zwischen dem französischen ESA-Astronauten Léopold Eyharts und dem amerikanischen Astronauten Garrett Reisman sein: Danach wird Reismann offiziell als Flugingenieur Teil der „Expedition 16 Crew“ an Bord der ISS, während Eyharts – der in den vergangenen Wochen vor allem mit der Aktivierung und Überprüfung des europäischen Labormoduls Columbus beschäftigt war – mit der Endeavour wieder zur Erde zurückkehren wird.
Der Start des ersten von fünf während des Shuttle-Aufenthalts geplanten Außeneinsätzen („EVA-1“) ist für kommenden Freitag um 02.23 Uhr (MEZ) geplant. Die wichtigste Aufgabe für Reismann und den Shuttle-Missionsspezialisten Rick Linnehan wird dabei die Montage des ersten Bauteils des japanischen Labormoduls Kibo (dt. „Hoffnung“) sein. Bei diesem Bauteil mit der sperrigen Bezeichnung „Experiment Logistics Module-Pressurized Section“ (ELM-PS) handelt es sich letztendlich um einen druckbeaufschlagten Lagerraum für das mit der nächsten Shuttle-Mission STS-124 bei der ISS eintreffende Hauptmodul des japanischen Laboratoriums. Vorerst wird das ELM-PS an der erdabgewandten Seite (Zenit) des Verbindungsmoduls Harmony angedockt.
Den weiteren Fortgang der laufenden Shuttle-Mission STS-123 können Sie in unseren täglichen Missionsberichten verfolgen.