Das Schwesterschiff der Atlantis ist, vorbereitet auf eine eventuelle Rettungsmission, zum zweiten Shuttle-Startgelände im Kennedy Space Center gefahren worden. Die Vorbereitungen verliefen erneut problemarm.
Ein Beitrag von Günther Glatzel. Quelle: NASA, Raumcon.
Eigentlich soll die Endeavour Mitte November zur Internationalen Raumstation fliegen und deren Ausrüstung ergänzen. Die Fracht wird in 16 Racks im Multi-Purpose Logistics Modul Leonardo untergebracht sein, die größte derartige Lieferung bisher.
Vier der Racks sind wiederverwendbare Stauraum-Plattformen (Resupply Stowage Platforms), zwei enthalten je eine Wasseraufbereitungsanlage (Water Recovery System) und sind Teil eines ganzen Umweltsteuerungs- und Lebenserhaltungssystems (Environmental Control and Life Support System). Ein Rack enthält eine kleine Küche, ein weiteres ein Laufband.
Ergänzt wird die Fracht durch ein Rack mit einer integrierten Brennkammer (für Experimente), eine neue Toilette, 3 Schlafkabinen (Crew Quarters) und drei wiederverwendbare Frachtregale. Letztere und die wiederverwendbaren Plattformen werden nur zur Lagerung von Stückgut benötigt und kehren mit der Endeavour auf die Erde zurück.
Vorerst wird die Raumfähre aber nicht mit diesen Materialien beladen. Der Grund für die frühe Ausfahrt auf den zweiten Startplatz ist der Fakt, dass die Atlantis nicht die ISS sondern das Hubble Space Telescope als Ziel hat. Dieses befindet sich auf einer völlig anderen Bahn als die Raumstation. Von dieser Bahn aus ist es außerdem unmöglich, die ISS anzufliegen und als „sicheren Hafen“ zu benutzen. Eine Rettungsmission müsste innerhalb von zwei Wochen nach der Atlantis starten. Deshalb muss die Endeavour vorbereitet am Pad sein. Läuft bei der Hubble-Service-Mission der Atlantis alles glatt, dann rollt die Endeavour zur Vorbereitung auf ihre eigentliche Mission für ein paar Tage zurück ins Vehicle Assembly Building und wird Mitte November auch vom Startplatz 39B ihre Reise zur ISS antreten.
Während der Vorbereitungen gab es erneut erfreulich wenig Probleme. Wegen einer Undichtheit im Treibgasbehälter der Auxiliary Power Unit 1 beim letzten Flug der Endeavour (STS 123) wurden alle drei derartigen Stromlieferanten gründlich überprüft. Der Austausch eines defekten Ventils in einer Schalttafel im Mitteldeck der Raumfähre wurde aufgrund von Zeitmangel verschoben. Stattdessen wurde das Ventil überbrückt.
Am externen Tank musste zunächst eine beschädigte Kabelschachtabdeckung ausgetauscht werden. Wegen eines metallischen Geräusches beim Aufrichten des Tanks wurden danach umfangreiche Untersuchungen in die Wege geleitet. Mit Endoskopen wurde das Innere des Tanks untersucht, Zuleitungen wurden mit speziellen Röntgenapparaten durchleuchtet. Schließlich konnte der Tank aber für den Einsatz freigegeben werden. Nach der Montage der drei Komponenten des Space Transportation Systems – Feststoffraketen, Tank und Raumfähre – musste eine undichte Stelle an einer Trägerplatte für die Wasserstoffzuleitung repariert werden.
Mittlerweile steht der Stack am Pad 39B. Zum wahrscheinlich letzten Mal stehen zwei Raumfähren nebeneinander im Kennedy Space Center. Hoffen wir auf ein paar schöne Bilder in den nächsten Tagen. Solange gibt es hier eines von 1990 (Discovery & Columbia).
Raumcon: