Elon Musk geht volles Risiko ein

Elon Musk hat auf dem International Astronautical Congress (IAC) in Australien sein neues Mars-Konzept vorgestellt. Das Transportsystem soll nicht nur zu Mond & Mars fliegen können, sondern auch Punkt-zu-Punkt Transport auf der Erde bieten. Um seine Ziele schnell zu erreichen, geht Elon Musk volles Risiko.

Ein Beitrag von Tobias Willerding. Quelle: SpaceX

SpaceX Raumschiff
(Bild: SpaceX)

„One more thing“, das kannte man von Präsentationen von Ex-Apple-Chef Steve Jobs. SpaceX-Chef Elon Musk hat sich bei seiner Präsentation beim diesjährigen IAC offenbar von Jobs inspirieren lassen und kurz vor dem Ende der Präsentation noch eine kleine Bombe platzen lassen: Mit seinem Transportsystem will er nicht nur Mond & Mars erreichen, sondern auch Punkt-zu-Punkt-Transport auf der Erde bieten – und das mit Rekordreisezeiten.

Doch der Reihe nach: Letztes Jahr hat Elon Musk auf dem IAC in Mexiko seinen ersten Entwurf präsentiert. Dieses Jahr hat er den Entwurf aktualisiert. Das Transportsystem, das aus der Booststufe BFR (Big Falcon Rocket) und dem Raumschiff BFS (Big Falcon Spacecraft) besteht, benutzt Methan als Treibstoff und flüssigen Sauerstoff als Oxidator.

Ursprünglich hieß das System MCT (Mars Collony Transport), dann ITS (Interplanetary Transport System). Diese Namen wurden jedoch inzwischen wieder verworfen.

Raptor-Triebwerke
(Bild: SpaceX)

Angetrieben wird es von mehreren Raptor-Triebwerken, 31 in der Booststufe und 6 im Raumschiff. Im Gegensatz zu 2016 hat sich der Durchmesser im neuen Entwurf von 12 auf 9 Meter reduziert, die Rakete ist jetzt auch von der Höhe her etwas kleiner als die ehemalige US-amerikanische Saturn V.

Das Raptor-Triebwerk hat in der Vakuum-Version einen Schub von 1.900 kN und einen spezifischen Impuls von 375s, in der Atmosphärenversion einen Schub von 1.700 kN bei einem spezifischen Impuls von 330s. Der Brennkammerdruck beträgt 250 bar. Nach eigener Aussage hat SpaceX einen Raptor-Prototyp bereits für 1.200 Sekunden in 42 Prüfstandversuchen getestet, dabei dauerte der längste Test 100 Sekunden.

Das Transportsystem – das derzeit noch keinen Gesamtnamen hat – kann bei voller Wiederverwendung 150 Tonnen in den niedrigen Erdorbit bringen. Das Raumschiff wiegt dabei leer 85 Tonnen und kann 1.100 Tonnen Treibstoff laden. Es hat eine Länge von 48 Metern. Der Innenraum beträgt 825 m³ und ist damit größer als der des Langstreckenjets Airbus A380.

Business Case

SpaceX Mondbasis
(Bild: SpaceX)

Damit sich der Betrieb eines so großen Systems rentiert, will SpaceX die Falcon 9, die Falcon Heavy und das Dragon-Raumschiff durch dieses System komplett ersetzen. Das System soll also auch Satelliten transportieren, Nutzlast & Crew zur ISS bringen und darüber hinaus Exploration jenseits des Erdorbits zu Mond und Mars ermöglichen.

Dazu soll die Produktion von F9, FH & Dragon in den kommenden Jahren heruntergefahren und schließlich eingestellt werden. In einer Übergangszeit möchte man keine F9-Erststufen mehr produzieren, sondern bereits geflogene wiederverwenden.

Die Dragon-1-Produktion ist bereits stillgelegt, es werden nur noch bereits geflogene wiederaufbereitet. Lediglich die F9-Oberstufe muss man weiterproduzieren, da diese beim Start verloren geht.

SpaceX Marsbasis
(Bild: SpaceX)

Der frei gewordene Platz im SpaceX-Hauptquartier in Kalifornien soll dann für die Produktion des neuen Transportsystems eingesetzt werden. Bereits im zweiten Quartal 2018 will SpaceX den Bau des ersten Exemplars beginnen.

Wenn die Produktionsanlagen für die Falcon 9 erstmal entfernt sind, dürften diese nicht so schnell wiederaufgebaut werden können. Der Plan beinhaltet also ein reelles Risiko. Bei Problemen mit der Entwicklung des Mars-Systems kann es dann schnell sehr teuer werden.

Um zum Mond zu kommen, muss das System im Erdorbit wieder aufgetankt werden. Wenn es in einem elliptischen Erdoribt mit ausreichend hohem Apogäum aufgetankt wird, kann das System auf dem Mond landen und danach wieder zurück zur Erde fliegen, ohne unterwegs noch einmal auftanken zu müssen.

Beim Flug zum Mars muss das System ebenfalls im Erdorbit durch Tanker versorgt werden, eine Rückkehr zur Erde ist aber nur möglich, wenn es auch auf dem Mars wieder aufgetankt wird.

Musk hofft darauf in 2022 – also bereits in 5 Jahren – die ersten beiden unbemannten Raumschiffe Richtung Mars schicken zu können. Und schon zwei Jahre später – 2024 – soll der erste bemannte Start erfolgen.

Punkt-zu-Punkt-Transport

Landung vor Shanghai
(Bild: SpaceX)

Am Schluss ließ Elon Musk dann noch die Bombe platzen, dass er auch den Transport von Menschen auf der Erde – z.B. von New York nach Shanghai – mit dem Transportsystem für möglich hält. Dabei soll die Rakete von einer Plattform draußen auf dem Meer starten und z.B. vor der Küste von Shanghai landen. Auf mögliche rechtliche, politische oder umwelttechnische Probleme ist Musk in seiner Präsentation nicht eingegangen.

Nach seiner Präsentation postete Musk noch auf Twitter, dass der Flug von New York nach Shanghai nicht teurer sein soll als der volle Preis in der Economy-Klasse eines Passagierflugzeuges.

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