Dass in der Raumfahrt Wohl und Wehe nah beieinander liegen können, musste das neuseeländisch-amerikanische Raumfahrtunternehmen RocketLab am 15. Mai 2021 am eigenen Leib erfahren: Während die Mission durch ein Problem an der zweiten Stufe fehlschlug, gelang es der Firma, die Erststufe nach einer Wasserung intakt zu bergen.
Ein Beitrag von Patrick Schemel. Quelle: RocketLab.
Nachdem sich das Abheben der Rakete wegen Höhenwinden um eine Stunde verzögert hatte, startete sie letztendlich um 13:11 Uhr MESZ mit zwei Erdbeobachtungssatelliten des US-amerikanischen Unternehmens BlackSky an Bord von Startrampe LC-1 des auf der Mahia-Halbinsel in Neuseeland gelegenen RocketLab-Startzentrums. Sowohl die erste Stufe als auch das Abtrennen von der zweiten Stufe gelangen noch, kurz nach der Zündung der zweiten Stufe schaltete sich deren Triebwerk jedoch wieder ab.
In einer ersten Stellungnahme gab RocketLab an, dass der Flugcomputer der Zweitstufe ein Problem festgestellt habe und daher die Abschaltung des Triebwerks veranlasste. Da man auch danach weiter Telemetriedaten der Stufe empfing, erwartet man für die gemeinsam mit der FAA (Federal Aviation Administration) begonnenen Suche nach der Fehlerursache eine solide Grundlage. In den kommenden Wochen soll die vollständige Überprüfung abgeschlossen sein, das Unternehmen erwartet, laut seiner Pressemeldung, eine baldige Wiederaufnahme des Flugbetriebs.
Nach dem Electron-Fehlstart am 4. Juli 2020 erfolgte eine schnelle Aufarbeitung, der nächste darauffolgende Start fand schon am 31. August statt. Damals verlor die Zweitstufe knapp sechs Minuten nach dem Abheben plötzlich an Schub. Ursache dafür war eine fehlerhafte elektrische Verbindung in der Stufe.
Ausgestattet mit einem im Vergleich zum ersten Bergungsversuch verbesserten Hitzeschild, glitt die erste Stufe unterdessen zurück zur Erde. Nach dem Eintritt in die Atmosphäre wurde ein erster Fallschirm geöffnet, dessen Aufgabe es war, die Rakete abzubremsen und zu stabilisieren. Mit dem Unterschreiten der Schallmauer wurde dieser dann durch einen zweiten kreisförmigen Fallschirm abgelöst, der die Rakete weiter abbremste und eine sanfte Wasserung ermöglichte. Die Stufe wurde anschließend von einem Schiff erfolgreich aus dem Wasser geborgen und soll zurück zum Produktionsstandort gebracht werden.
Es ist geplant, die geborgenen Triebwerke für Tests erneut zu zünden und verschiedene Komponenten der Stufe sollen erneut fliegen. Längerfristig plant RocketLab, die Stufe in der Luft mit einem Hubschrauber einzufangen, statt sie im Wasser landen zu lassen. Dadurch soll unter anderem der Kontakt mit dem korrosiven Salzwasser vermieden werden. Nach einer Inspektion und gegebenenfalls Aufarbeitung sollen die so geborgenen Stufen dann, ähnlich wie beim Konkurrenten SpaceX, für erneute Starts eingesetzt werden.
Video zur RocketLab-Mission Running Out Of Toes bei YouTube:
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